Börsenbericht vom 3. Februar 2023Schweizer Börse lockt risikoscheue Anleger
Nach drei Tagen mit Kursverlusten hat die Schweizer Börse am Freitag zu einer Kehrtwende angesetzt.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag im Plus geschlossen. Nach anfänglichen Kursgewinnen von rund 1%t gab es nach Bekanntgabe der aktuellen US-Arbeitsmarktzahlen zwar einen Einbruch. Wenig später erholte sich der SMI aber wieder und markierte er kurz vor Handelsschluss das Tageshoch. Dabei trugen nicht zuletzt die defensiven Index-Schwergewicht zum erfreulichen Wochenausklang bei.
Die Entwicklung der Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation war auch am heutigen Handelstag das bestimmende Thema. Nach den Zinsentscheidungen von Fed und EZB hatte sich zunächst vorsichtiger Optimismus breit gemacht, dass die Notenbanken ihre restriktive Geldpolitik bald beenden könnten. Die Hoffnungen wurden dann aber durch den unerwartet guten US-Arbeitsmarkt eingetrübt. Der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit ist Analysten zufolge ein Hinweis darauf, dass die Zinserhöhungen weitergehen könnten. Positiv wurden jedoch die weniger stark gestiegenen Löhne in den USA aufgenommen. Die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale könnte also ausbleiben. «Mit dieser Erkenntnis schüttelte sich die Börse nur kurz, um dann die Rally wieder aufzunehmen», brachte es ein Analyst auf den Punkt.
Der FuW Swiss 50 Index steigt schliesslich um 0,58% auf 2'266.69 Punkte. Der SMI schloss mit 11'349,39 Punkten um 1,44% höher. Damit hat der Leitindex im Wochenvergleich ein leichtes Plus von 0,15% verbucht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg 0,86% auf 1802,94 und der breite SPI 1,25% auf 14'649,22 Zähler. Im SLI beendeten 20 Titel den Handel im Plus und zehn im Minus.
Wegen des Verkaufs des Schweiz-Geschäfts an die Migros war am Handelstag ein Titel aus den hinteren Reihen in aller Munde: Zur Rose. Der Wert der Papiere verdoppelte sich zum Handelsbeginn fast. Im Handelsverlauf büssten sie aber wieder einen grossen Teil der Gewinne ein und gingen schliesslich mit einem Plus von 30,4% aus dem Markt. Durch den Verkauf fliessen Zur Rose Mittel in Höhe von rund 360 Mio. Fr. zu, womit das Unternehmen weitgehend schuldenfrei wird. Zudem wolle sich das Unternehmen ganz auf den deutschen Markt konzentrieren, was von Händlern als «Befreiungsschlag» gedeutet wurde.
Ein deutliches Tagesplus verbuchten die Papiere von Roche (+3,1%). Im Handel wurden grössere Käufe aus dem amerikanischen Raum für den Kursanstieg verantwortlich gemacht. Auch die beiden anderen Schwergewichte Novartis (+1,6%) und Nestlé (+1,8%) schlossen höher. Damit erholten sich die defensiven Titel wieder etwas von den teils deutlichen Verlusten der Handelswoche. Insbesondere die beiden Pharmariesen hatten nach Publikation ihrer Jahreszahlen nachgegeben. Durch die deutlichen Gewinne der Schwergewichte wurde der SMI massgeblich hochgepusht, gemeinsam sorgen sie für ein Index-Plus von mehr als 130 Punkten.
Klar höher schlossen auch Adecco (+3,1%) und ABB (+2,6%). Laut Marktteilnehmern wurde das Kursplus bei ABB vor allem durch mehrere bestätigte Kaufempfehlungen und Kurszielerhöhungen getragen.
Die Technologiewerte hielten sich trotz schlechter Vorgaben aus den USA recht gut. Am Vorabend hatten Apple, Alphabet und Amazon enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Logitech (+3,2%) fuhren sogar das grösste Tagesplus im SLI ein, jedoch zählen die Papiere nach einer Gewinnwarnung von Anfang Jahr auch mit zu den grössten Verlierern. AMS Osram (+0,5%) legten leicht zu. Bei VAT (-0,8%) und Temenos (-0,4%) hielten sich die Verluste in Grenzen.
Die Bankentitel regierten unterschiedlich auf die Zinssignale. UBS stiegen 1,5% auf 20,14 Fr. Damit überstiegen die Titel erstmals seit Dezember 2015 die Marke von 20 Fr. Credit Suisse büssten hingegen 1,1% ein, während Julius Bär (+2,8%) weiter von den starken Geschäftszahlen vom Vortag profitierten.
Swisscom verbuchten leichte Zugewinne von 0,3%, nachdem das Unternehmen die für kommende Woche angekündigten Geschäftszahlen unabsichtlich vorab veröffentlich hatte. Der leicht gesunkene Umsatz und operative Gewinn liess die Papiere unterdurchschnittlich performen.
Am Ende vom SLI fanden sich vor allem Titel, die in diesem Jahr zu den grössten Gewinnern zählten. So verbuchten Straumann und Swatch Verluste zwischen 1,9 bis 1,5%. Auch die Zykliker Kühne+Nagel (-1,5%) und Holcim (-1,0%) standen auf den Verkaufszetteln.
Im breiten Markt verzeichneten One Swiss Bank nach Jahreszahlen Zugewinne von 13%. Die Bank konnte wieder schwarze Zahlen vorweisen. Auch Medacta (+3,9%) schlossen nach Jahreszahlen fester, wohingegen Bystronic (-0,3%) nach Umsatzzahlen etwas einbüssten.
Wenig Bewegung an der Wallstreet nach jüngster Rally der Tech-Werte
Nach der Kursrally vom Vortag haben zum Wochenschluss überwiegend enttäuschende Quartalsberichte wieder für Ernüchterung gesorgt. Hinzu kam, dass der Arbeitsmarkt im Januar eine überraschende Stärke zeigte - und damit der zuletzt aufkeimenden Hoffnung, dass in puncto Geldpolitik bald wieder Lockerungen wahrscheinlich werden, einen Dämpfer versetzte. Die wichtigsten Aktienindizes bewegten sich damit am Freitag kaum.
Der Dow Jones Industrial trat bei 34 086,28 Punkten nahezu auf der Stelle. Der marktbreite S&P 500 fiel um 0,20% auf 4171,34 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,25% auf 12 771,09 Punkte nach unten.
Die Anleger waren zuletzt nur bei Technologiewerten im grossen Kauffieber, nachdem deren Kurse 2022 extrem unter den rasant gestiegenen Zinsen gelitten hatten. Neben dem starken Quartalsbericht des Facebook-Konzerns Meta galt auch die Hoffnung als Treiber, dass die US-Notenbank Fed mit ihren Zinssteigerungen dem Ende näher kommt.
«Nach dem Arbeitsmarktbericht dürfte endgültig klar sein, warum die Fed weiterhin von anstehenden Zinserhöhungen im Plural spricht», betonte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Ausserhalb der Landwirtschaft waren 517 000 Stellen hinzugekommen, während Analysten im Schnitt nur mit 188 000 neuen Stellen gerechnet hatten.
Mit dem nächsten Schritt nach oben tut sich der Tech-Sektor damit nun zunächst schwer. «Der Bullenmarkt könnte noch etwas auf sich warten lassen», gibt sich Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank vorsichtiger. Seit dem Tief von Anfang Januar fehlt dem Nasdaq 100 mittlerweile nur noch ein Tick, damit definitionsgemäss von einem «Bullenmarkt» gesprochen werden kann. Für gewöhnlich geht man davon ab einer Steigerung um 20% aus.
Vor diesem Hintergrund erhielten die aktuellen Geschäftszahlen der drei Tech-Giganten Amazon , Apple und Alphabet besonders grosse Aufmerksamkeit. Dabei enttäuschte vor allem Amazon die Anleger. Der weltgrösste Online-Händler hatte im Weihnachtsquartal zwar trotz Inflations- und Rezessionssorgen mehr Umsatz gemacht als erwartet. Der Ausblick auf das laufende Quartal aber blieb hinter den Erwartungen zurück. Die Aktien sackten damit um mehr als 4% ab.
Bei Alphabet hatte Google als Kern des Konzerns im vergangenen Quartal die Flaute im Online-Werbemarkt zu spüren bekommen. Die Papiere gaben um rund 1% nach.
Corona-Lockdowns in China hatten Apple zwar das wichtige Weihnachtsgeschäft verpatzt. Insgesamt aber habe das Unternehmen in einem schwachen Umfeld robust abgeschnitten, schrieb Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank. Die Service-Sparte wachse dynamisch. Die Papiere von Apple machten anfängliche leichte Verluste schnell wett und zogen zuletzt an der Dow-Spitze um gut 3% an.
Unter den schwächsten Werten im S&P 500 büssten die Anteilsscheine von Ford mehr als 6% ein. Der zweitgrösste US-Autobauer Ford hatte sich zum Jahresende unerwartet schwergetan. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg weniger als erwartet.
Bonds Schweiz: Schwächer - Gegenbewegung vor dem Wochenende
Die Schweizer Obligationenbörse gibt am Freitag nach. Händler sprechen von einer Gegenbewegung nach den starken Kursgewinnen vom Vortag. Dabei holen die Swapsätze am Franken- und Euromarkt einen Teil des Rückgangs vom Vortag, als die Zentralbanken für steigende Anleihekurse gesorgt hatten, wieder auf. Die Umsätze hätten im Vergleich zum Vortag allerdings merklich abgenommen, heisst es.
Nach der US-Notenbank Fed am Mittwochabend hatte am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) wie erwartet die Leitzinsen erhöht und weitere Schritte angekündigt. Viele Marktteilnehmer wollten in den Äusserungen der Geldhüter erste Anzeichen auf ein Ende der Zinserhöhungen erkennen. Dies hatte zu kräftigen Kursgewinnen geführt. Diese würden nun zu einem Teil wieder korrigiert, heisst es am Markt.
Etwas belastet werden die Zinspapiere laut Händlern am Berichtstag zudem auch durch robuste Konjunkturdaten. Die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone waren im Januar merklich gestiegen. Sowohl für die Gesamtwirtschaft als auch für den Dienstleistungssektor wird demnach ein Wachstum signalisiert.
In den USA steht am Nachmittag noch der Arbeitsmarktbericht für den Monat Januar auf dem Programm. Ökonomen erwarten einen etwas abgeschwächten, aber weiterhin sehr robusten Beschäftigungsaufbau. Das Fed beobachtet die Entwicklung genau, da die Lohnentwicklung sich auch auf die Inflation auswirkt. Zudem stehen der viel beachtete Einkaufsmanagerindex ISM für den Dienstleistungssektor auf dem Kalender.
Am Primärmarkt stockte die Stadt Zürich die bis 2050 laufende 1,5 Prozent-Anleihe um 30 Mio. auf neu 250 Mio. Fr. auf. Damit wurden in der zu Ende gehenden Woche insgesamt 4 Transaktionen über insgesamt 585 Mio. Fr. durchgeführt.
Der März-Conf-Future notiert gegen 13.15 Uhr um 105 BP tiefer auf 142,20%. Der Umsatz beträgt 111 Kontrakte. Am Vortag war der Conf um 89 BP gestiegen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index fällt um 63 BP auf 126,06% nach +94 BP am Vortag.
Bei den Eidgenossen werden zwei zu höheren und drei zu niedrigeren Kursen rapportiert. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,963 und die der zehnjährigen mit 1,145% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz sinkt auf 1,181 von 1,207% am Vortag.
Dollar legt deutlich zu nach starken US-Daten – EUR/CHF über Parität
Der Dollar hat am Freitag deutlich zugelegt. Unerwartet starke Arbeitsmarktdaten aus den USA verliehen dem Greenback Auftrieb, während der Euro im Gegenzug unter Druck geriet. Am Nachmittag rutschte der Euro auf ein Tagestief bei 1.0810 $, nachdem er im Mittagshandel noch bei 1.0940 $ gestanden hatte. Derzeit notiert er bei 1.0865.
Auch zum Franken hat der Dollar nach Veröffentlichung der US-Daten deutlich angezogen. Während das Währungspaar am Mittag noch weit unter der 0.92-Marke notierte, klettert der Dollar am Nachmittag bis auf 0.9232 Fr. Auch der Euro legte zur Schweizer Währung unterdessen etwas zu und geht aktuell wieder leicht oberhalb der Parität zu 1.0031 Fr. um.
Am Nachmittag sorgte die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts für eine grosse Überraschung am Devisenmarkt. Im Januar hat die US-Wirtschaft 517'000 neue Stellen geschaffen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie am Markt erwartet worden war. Ausserdem fiel die Arbeitslosenquote auf 3,4% und damit auf den tiefsten Stand seit 1969.
«Der Stellenzuwachs ist fast schon als Job-Boom zu bezeichnen», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Daten. Der US-Arbeitsmarkt hat für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed eine hohe Bedeutung. Die starke Entwicklung im Januar vergrössert den Spielraum für weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation, was dem Dollar Auftrieb verlieh.
Zudem sorgten stärker als erwartet ausgefallene Daten zur Stimmung in US-Unternehmen für weiteren Auftrieb beim Dollar, was den Euro noch stärker unter Druck setzte. Ein Stimmungsindikator für Unternehmen im Bereich Dienstleistungen ist viel stärker als erwartet gestiegen und signalisierte wieder Wachstum in dem für die US-Wirtschaft wichtigen Sektor.
Ölpreise legen nach starken US-Konjunkturdaten zu
Die Ölpreise sind am Freitag nach starken US-Konjunkturdaten gestiegen. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 83.73 $. Das waren 1.55 $ mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung stieg um 1.71 $ auf 77.62 $.
Gestützt wurden die Ölpreise durch Konjunkturdaten aus den USA. Vor allem ein starker Arbeitsmarktbericht stützte die Ölpreise. Ausserhalb der Landwirtschaft sind laut Arbeitsministerium im Januar, 517 000 Stellen hinzugekommen. Dies ist deutlich mehr als erwartet. Zudem hellte sich ein Frühindikator für den Dienstleistungssektor überraschend stark auf und signalisiert wieder ein wirtschaftliches Wachstum in dem Sektor. Eine starke Wirtschaftsentwicklung in der grössten Volkswirtschaft der Welt stützt auch die Nachfrage nach Rohöl.
Auf der Nachfrageseite liegen die Hoffnungen weiter auf China, das sich vor einiger Zeit von seinen strengen Pandemie-Vorschriften gelöst hat und damit eine konjunkturelle Erholung verspricht. Auf der Angebotsseite hat der Ölverbund Opec+ in dieser Woche seinen Kurs bestätigt und seine Förderziele unverändert gelassen.
Weitere EU-Sanktionen gegen Russland zeigten zunächst keine Auswirkungen auf die Ölpreise. Nachdem seit Anfang Dezember kein russisches Rohöl mehr per Tanker in die EU eingeführt werden darf, will die EU ab dem 5. Februar auch keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen.
AWP/REUTERS
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