Börsenbericht vom 31. März 2023Schweizer Börse im Aufwind
Die Erleichterung der Anleger über einen nachlassenden Preisdruck in Europa und den USA hat den Schweizer Aktienmarkt am Freitag angeschoben.

Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag deutlich fester beendet und damit jeden einzelnen Tag der Woche im Plus geschlossen. Entsprechend ergibt sich für die Gesamtwoche ein sattes und für das erste Quartal ein schönes Plus. Noch vor 10 Tagen hätte man dies kaum so erwartet. Damals - am Tag nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS - sackten die wichtigsten Indizes auf Jahrestiefstkurse und notierten im Jahresverlauf klar im Minus. «Das Gröbste scheint überstanden zu sein», meinte nun aber ein Händler mit Bezug auf die Krise im US-Bankensektor, die sich fast zu einer veritablen weltweiten Finanzkrise entwickelt hätte.
Positiv für die Aktienmärkte insbesondere am Freitag war auch, dass sich die Inflation zuletzt in die gewünschte Richtung - nämlich nach unten - entwickelt hat, wie Zahlen sowohl aus Europa als aus den USA gezeigt haben. So werde das Dilemma der Notenbanken zumindest nicht grösser, meinte ein Marktbeobachter. Für die Inflationsbekämpfung müssten sie eigentlich die Zinsen noch weiter erhöhen, für die Bekämpfung der Probleme im Finanzsektor bräuchte es dagegen tiefere Zinsen. «Alles in allem war das jedenfalls eine sehr gute Woche aus Börsensicht», sagte ein Händler. Es gibt allerdings auch weniger optimistische Stimmen, die der jetzigen Ruhe im Finanzsektor noch nicht so richtig trauen wollen.
Der FuW Swiss 50 Index klettert am Freitag schliesslich um 0,88% auf 2212,35 Punkte. Der SMI schloss 0,67% höher auf 11'106,24 Punkten. Seit dem Tief bei 10'395 Zählern am 20. März hat der Schweizer Aktienindex damit fast 7% zugelegt, wobei sogar noch diverse Dividendenabgänge weggemacht werden mussten. Für die jetzt zu Ende gegangene Woche ergibt sich ein Plus von 4,4%, für das erste Quartal steht dieses bei 3,5%.
Der SLI stieg am Freitag derweil um 0,76% auf 1755,95, wobei 27 seiner 30 Titel höher schlossen. Der Markt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) avancierte um 0,73% auf 14'547,08 Zähler.
Angeführt wurden die Gewinner von Aktien aus den verschiedensten Sektoren. Zuoberst bei den Blue Chips standen die PS des Liftherstellers Schindler (+2,6%). Sie dürften von einer bestätigten Kaufempfehlung der ZKB vom Vortag profitiert haben, hiess es, zudem war von einer Erholungsbewegung auf die jüngsten Verluste die Rede. Bei den grössten Gewinnern waren ausserdem die Techwerte Logitech (+2,6%) und VAT (+2,2%) sowie ABB (+1,8%) und Givaudan (+1,8%), ohne dass es fundamentale Gründe gab.
Auch die Papiere der Swisscom (+1,8%) legten deutlich zu. Hier half laut Händlern eine Kurszielerhöhung der UBS, zudem habe der Titel nach dem Dividendenabgang am Vortag auch optisch wieder etwas billiger ausgesehen.
Auch die beiden Grossbanken Credit Suisse (+1,3%) und UBS (+1,4%) schlossen am Ende höher. Sie setzten aber den seit einiger Zeit üblichen volatilen Kursverlauf fort und wechselten - zumindest am Morgen - auch immer wieder die Vorzeichen. Nach dem jüngsten Anstieg hätten kurzfristig orientierte Marktteilnehmer wohl bereits erste Gewinne eingestrichen, sagten Marktteilnehmer. Andere hätten wohl weiter gekauft, da sie der neuen «Superbank» eine rosige Zukunft zutrauten.
Den stärksten Abschlag verbuchten Temenos (-1,0%). Dabei dürfte es sich laut Händlern aber um Gewinnmitnahmen gehandelt haben, denn der Titel war am Vortag mehr als 6% gestiegen. Ein grosser Auftrag und einmal mehr aufgetretene Übernahme-Spekulationen hatten die Papiere des Bankensoftware-Herstellers angeschoben. Knapp im Minus schlossen ausserdem noch SGS und Alcon.
Die SMI-Schwergewichte entwickelten sich leicht unterdurchschnittlich: Novartis (+0,5%), Nestlé (+0,6%) und Roche (+0,1%). Novartis hatte am Nachmittag eine Empfehlung der EU für den Einsatz des Herzmittels Entresto bei Kindern erhalten. Und Nestlé-VRP Paul Bulcke sagte gegenüber der FuW, dass der Preisdruck allmählich nachlasse.
Auf den hinteren Rängen fielen u.a. Klingelnberg (+12%) positiv auf. Der Maschinenbauer erwartet für das per Ende März abgeschlossene Geschäftsjahr 2022/23 neue Höchstwerte bei Umsatz und Auftragseingang. Implenia (+4,2%) profitierten von Anschlusskäufen. Der Kauf des Immobilienverwalters Wincasa werde weiter positiv aufgenommen, hiess es. Grössere Ausschläge gab es ausserdem bei Youngtimers (+27%), Highlight Event (+14%) oder Talenthouse (-16%).
Wallstreet: Kurse setzen nach Inflationsdaten Erholung fort
Zum Ende einer erfreulichen Börsenwoche haben die Kurse an den Aktienmärkten nochmals zugelegt. Erleichterung herrschte am Freitag unter Investoren mit Blick auf neue Inflationsdaten. So ist der von der US-Notenbank Fed bevorzugte Preisindex PCE im Februar nicht ganz so stark gestiegen wie von Analysten erwartet. Der Dow Jones Industrial stieg daraufhin im frühen Handel um 0,51% auf 33’027,85 Punkte und erstmals seit drei Wochen wieder über die Marke von 33’000 Zählern.
Der marktbreite S&P 500 gewann 0,47% auf 4070,03 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,41% auf 13’016,68 Zähler nach oben.
Auf Wochensicht zeichnet sich für den Leitindex Dow ein Plus von etwa zweieinhalb Prozent ab. «Wenn wir die Woche im grünen Bereich beenden, ist das eine grosse Sache, wenn man bedenkt, wie katastrophal der Rest des Monats war», schrieb Craig Erlam, leitender Marktanalyst beim Handelshaus Oanda, mit Blick auf die jüngsten Probleme im Bankensektor. Diese hatten zu einem Ausverkauf in der Branche geführt, der negativ auf den Gesamtmarkt ausstrahlte. Seit Jahresbeginn liegt der Dow leicht im Minus.
Mit Blick auf die Einzelwerte zogen am Freitag zwei Leichtgewichte das Interesse auf sich. Papiere von Virgin Orbit brachen um 40% ein. Nach einem gescheiterten Satellitenstart in diesem Jahr entlässt das Raumfahrtunternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson einen Grossteil der Mitarbeiter. Die Aktie fiel Mitte März unter einen US-Dollar und ist somit ein Pennystock. Das Unternehmen ist an der Börse nurmehr gut 70 Mio. $ wert. Anfang 2022 belief sich der Börsenwert noch auf 3,8 Mrd. $.
Aktien von Nikola sackten um mehr als 13% ab. Der Entwickler batterie- und wasserstoffbetriebener Nutzfahrzeuge hat das Kapital um 100 Mio. $ aufgestockt. Die neuen Aktien wurden mit 1,12 $ je Aktie deutlich unter dem Schlusskurs des Vortages von 1,40 $ platziert, was am Markt für Enttäuschung sorgte.
Grösster Kursverlierer im Nasdaq 100 Index waren Micron Technology , die um 3,4% fielen. Im Streit mit den USA um Halbleiter will China nun die Produkte des Unternehmens in puncto Cyber-Sicherheit unter die Lupe nehmen.
Bonds Schweiz: Ruhiger Handel zum Quartalsende
Die Schweizer Obligationenbörse tendiert am Freitag wenig verändert. Dabei verläuft das Geschäft in ruhigen Bahnen und dies obwohl heute der letzte Handelstag im ersten Quartal 2023 ist. Am Quartalsultimo komme es ansonsten nämlich nicht selten zu grösseren Umsätzen, heisst es am Markt. Dafür seien die Kursbewegungen recht volatil. Die richtungsweisenden Swapsätze hätten dabei mehrfach das Vorzeichen gewechselt.
Für etwas Bewegung sorgten die Inflationszahlen der Eurozone. Im März ging die Teuerung deutlich auf 6,9 von 8,5% im Februar zurück. Dagegen stieg die Kerninflationsrate auf 5,7 von 5,6%. Von nachlassendem Teuerungsdruck könne keine Rede sein, kommentierte Thomas Gitzel von der VP Bank. Damit sei die Arbeit für die EZB noch nicht erledigt. «Bleiben weitere Turbulenzen im Bankensektor aus, könnte aus unserer Sicht auf der nächsten EZB-Sitzung im Mai eine neuerliche Zinsanhebung um 50 Basispunkte auf der Agenda stehen.»
Weitere Impulse für den Markt werden demnächst aus den USA erwartet. Dort steht unter anderem der von der US-Notenbank Fed besonders beachtete Inflationsindikator PCE auf dem Programm. In den USA ist die Teuerung in den vergangenen Monaten zwar gesunken, allerdings nur langsam. Auch dort hält sich die Kerninflation auf hohem Niveau.
Der Primärmarkt wurde bis dahin nicht in Anspruch genommen. In der aktuellen Woche wurden 7 Anleihen über total 1,74 Mrd. Fr. aufgenommen. Dabei entfiel knapp die Hälfte auf zwei Bonds der Pfandbriefbank über 826 Mio.
Zur Berichtszeit (13.15 Uhr) wurde noch kein Umsatz im Juni-Kontrakt des Conf-Future verbucht. Am Vortag war er um 82 BP auf 142,62% gefallen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) notiert zuletzt um 12 BP höher auf 124,21%.
Von den bis dahin gehandelten 6 Eidgenossen notieren vier tiefer, einer höher und einer stabil. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 1,087 und die der zehnjährigen mit 1,257% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt auf 1,227 von 1,166% am Vortag.
Damit geht ein volatiles Quartal am Kapitalmarkt zu Ende. Dabei hat der SBI seit Jahresanfang 1,3% gewonnen. Das Jahrestief wurde am 3.Januar mit 122,68% markiert, das Jahreshoch am 20. März mit 127,68%. Dabei wurde das Tief Anfang März bei 122,76 nochmals getestet.
Die Anleiherenditen seien richtiggehend Achterbahn gefahren, schreibt Raiffeisen Schweiz. Grund dafür seien die Inflations- und Konjunktursorgen der Anleger sowie die Turbulenzen im Bankensektor. Der MOVE-Index, der die implizite Volatilität für US-Staatsanleihen unterschiedlicher Laufzeiten misst, notiert derzeit nicht nur über dem langjährigen Schnitt, sondern steht so hoch wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Die geldpolitische Straffung der Notenbanken dürfte den Obligationenmärkten noch so manches Auf und Ab bescheren, heisst es weiter.
Euro gibt etwas nach zu US-Dollar und Franken
Der Euro hat am Freitag ein wenig nachgegeben. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1.0884 $ nach 1.0901 am frühen Morgen.
Auch zum Franken hat der Euro etwas an Wert verloren. Das EUR/CHF-Währungspaar wurde zuletzt bei 0.9930 nach 0.9968 am Morgen gehandelt. Für das USD/CHF-Paar ergibt das 0.9122 nach 0.9144.
Die Kursausschläge hielten sich kurz vor dem Wochenende in Grenzen. Seit Wochenbeginn hat der Euro allerdings merklich zugelegt. Er profitierte von der wachsenden Zuversicht der Anleger. Die jüngste Bankenkrise ist immer mehr in den Hintergrund getreten.
Die Inflationsdaten aus der Eurozone bewegten den Euro kaum. Dank sinkender Energiepreise schwächte sich die hohe Inflation in der Eurozone im März deutlich ab. Der Rückgang war sogar noch deutlicher als erwartet. Allerdings stieg die derzeit stark beachtete Kerninflation auf einen Rekordstand. Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Lebensmittel und Energiepreise herausgerechnet.
«Die EZB hat zuletzt wiederholt betont, dass sie aktuell vor allem auf die Kernteuerungsrate schaut», kommentierte Commerzbank-Ökonomen Christoph Weil. «Insofern steht die Notenbank weiter unter Druck, die Leitzinsen weiter anzuheben.» Die Notenbank hatte Mitte März den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte hochgesetzt. Allerdings hatte sie das weitere Vorgehen angesichts der jüngsten Finanzmarktturbulenzen offen gelassen.
EZB-Ratsmitglied, Francois Villeroy de Galhau, hat unterdessen weiter steigende Zinsen im Kampf gegen die hohe Inflation signalisiert. Zwar habe die Notenbank bei den Zinserhöhungen bereits «den grössten Teil des Weges» absolviert, sagte der französische Notenbankchef in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», «aber wir haben möglicherweise noch ein Stück vor uns.» Es bestehe die Gefahr, dass die Inflation «hartnäckiger ist»
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87920 (0.88164) £ und 144.83 (144.42) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London wenig verändert bei 1980 $ gehandelt.
Ölpreise: Leichte Kursgewinne - Merkliche Gewinne auf Wochensicht
Die Ölpreise haben am Freitag etwas zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 79.54 $. Das waren 27 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 52 Cent auf 74.88 $.
Im Verlauf der Handelswoche ging es mit den Ölpreisen merklich nach oben. So stieg der Preis für Brent-Öl seit Montag um etwa 4 $. Die Zuversicht an den Märkten ist gewachsen. Die Bankenkrise ist in den Hintergrund getreten.
Gestützt wurden die Ölpreise kurz vor dem Wochenende durch Konjunkturdaten aus China. Demnach befindet sich die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt nach dem Ende der strikten Corona-Massnahmen weiter im Aufwind. Der Index für die Stimmung chinesischer Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen kletterte im März im Vergleich zum Februar um 1,9 Punkte auf 58,2 Zähler. Es ist der höchste Stand seit Mai 2011.
Generell haben Angebotssorgen im Verlauf der Woche immer wieder für Auftrieb bei den Ölpreisen gesorgt. Hintergrund ist ein Streit zwischen dem Irak, der Türkei und kurdischen Behörden. Der Disput verhindert seit einigen Tagen die Ausfuhr von etwa 400 000 Barrel Öl je Tag aus der Türkei.
AWP/REUTERS
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