Börsenbericht vom 16. März 2023Schweizer Börse schliesst deutlich im Plus
Die Erleichterung über die SNB-Hilfe für Credit Suisse sorgte am Schweizer Aktienmarkt für steigende Kurse.

An der Schweizer Aktienbörse haben die Kurse am Donnerstag wieder angezogen. Sie machten damit einen Teil der jüngsten Verluste wett. Vor allem kurz vor Handelsschluss ging es mit dem Leitindex SMI noch einmal deutlich nach oben. Das Marktgeschehen war von einer weiterhin grossen Nervosität geprägt. Im Fokus blieb die Aktie der Credit Suisse. Die Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in der Form von Krediten von bis zu 50 Mrd. Fr. für die angeschlagene Bank sorgte für die Erleichterung unter Börsianern. Der Schritt habe auch dem am Vortag schwer unter die Räder geratenen Bankensektor zu höheren Kursen verholfen, meinten Händler.
Ob dies mehr als eine kurzfristige Beruhigung ist, werde sich aber noch zeigen müssen. Denn die Probleme der CS und auch die Nervosität an den Märkten dürften wohl noch eine Weile anhalten. Die Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008 seien wach. In diesem Kontext blickten die Anleger auch gespannt nach Frankfurt, wo die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinsentscheid publizierte. Sie beschloss eine weitere Anhebung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte. «Richtig so, EZB!» Das waren die lobenden Worte eines Börsianers zum Entscheid. In den USA beruhigte derweil Finanzministerin Janet Yellen die Märkte. Sie betonte, dass Amerikas Bankensystem weiterhin stabil und sicher sei.
Der SMI schloss nach einem Nachmittagsrallye schliesslich auf dem Tageshoch von 10'719,10 Punkten (+1,93%) und der FuW Swiss 50 Index auf 2142,28 Punkten (+2,45%). Der SLI gewann 2,43% auf 1695,18 und der breite SPI um 2,39% auf 14'023,68 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legten 28 zu und zwei gaben nach.
Im Fokus standen die Aktien der Credit Suisse. Mit einem Plus von rund 19% bügelten sie den grossen Vortagesverlust von 24% teilweise aus. Anleger waren erleichtert über die Unterstützung der Bank durch die SNB. Die CS könne aufatmen, sagt etwa Caroline Hilb von der St. Galler Kantonalbank. «Entscheidend ist nun, dass das Vertrauen in die Bank zurückkehrt und die Kundschaft ihre Gelder nicht weiter abzieht.»
Die kommenden Tage würden nun zeigen, ob dies tatsächlich der Fall sei und ob der Vertrauensverlust in die angeschlagene Grossbank überhaupt aufgehalten werden könne, ergänzte ein Börsianer. «Es wird auf jeden Fall Zeit brauchen, um das Vertrauen in die Marke Credit Suisse zurückzugewinnen», so der Tenor am Markt.
Ausgelöst wurde der Kurseinbruch am Vortag von einem Vertreter des CS-Grossaktionärs Saudi National Bank. Seine Bank werde kein weiteres Geld mehr in die CS stecken, sagte er. Darauf brach deren Aktienkurs zeitweise um mehr als 30% ein und riss auch diverse andere Geldhäuser in ganz Europa mit nach unten. Heute sprach der Bankenchef erneut und sagte, dass es sich am Vortag um eine unnötige Panikreaktion der Märkte gehandelt habe.
Nun aber konnten sich die am Vortag gebeutelten Aktien von Julius Bär (+7,6%), UBS (+3,4%) und Temenos (+3,0%) stark erholen. Zu den Gewinnern zählten zudem die Versicherer Swiss Re (+3,7%), Swiss Life (+2,8%) und Zurich (+2,1%).
Aber auch die defensiven Schwergewichte Nestlé und Novartis gewannen mehr als zwei Prozent. Roche waren um 1,5% bzw. 4.05 Fr. schwächer. Dies lag aber daran, dass die Roche-Titel ex-Dividende von 9.50 Fr. gehandelt wurden.
Am unteren Ende standen neben Roche noch die Papiere der Swatch-Group (-1,2%). Das Unternehmen hatte am Donnerstag zur Bilanzmedienkonferenz nach Biel geladen, wo Swatch-Chef Nick Hayek zum Besten gab, dass er keine Lust auf eine Rückkehr in den Leitindex SMI verspüre. «Was ist ein SMI? Swiss Minor Interest?», so sein Scherz vor der versammelten Presseriege.
Die Papiere des Logistikers Kühne + Nagel schlossen zwar im Plus (+0,8%), aber hinkten dem Gesamtmarkt etwas hinterher. Kepler Cheuvreux hegte gewisse Zweifel an der Erreichbarkeit der erst kürzlich vorgestellten neuen Mittelfristziele.
Auf den hinteren Rängen gingen Swissquote fast unverändert aus dem Handel. Der Reingewinn der Onlinebank ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 19% zurück auf 157 Mio. Fr. Die Aktionäre sollen aber immerhin eine stabile Dividende erhalten.
Wallstreet: Indizes schütteln EZB-Zinserhöhung ab und legen zu
Die US-Börsen haben am Donnerstag der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) getrotzt. Auch die jüngsten Negativ-Schlagzeilen aus dem Bankensektor dies- wie jenseits des Atlantiks, die zuletzt für Marktturbulenzen gesorgt hatten, scheinen langsam ihren Schrecken zu verlieren.
Der Leitindex Dow Jones Industrial schüttelte anfängliche Verluste ab und legte zuletzt um 0,21% auf 31’940,38 Punkte zu. Noch stärker präsentierten sich die anderen Indizes: Der marktbreite S&P 500 zog um 0,70% auf 3919,10 Punkte an und der technologielastige Nasdaq 100 um 1,31% auf 12’411,57 Zähler.
Kurz vor dem Handelsstart in New York hatte die EZB wie erwartet ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte angehoben - trotz der jüngsten Marktturbulenzen, die Negativ-Schlagzeilen aus dem Bankensenktor ausgelöst hatten. Nach dem Kollaps mehrerer kleiner US-Institute hatte sich die Lage in den Vereinigten Staaten zuletzt aber etwas beruhigt. Zudem greift die Schweizer Notenbank der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse mit einer milliardenschweren Kreditlinie unter die Arme, was auch im europäischen Finanzsektor für ein wenig Entspannung sorgte.
Bei den US-Banken zeigte sich am Donnerstag ein ähnlich durchwachsenes Bild wie schon zuletzt. Die Papiere der First Republic Bank bewegen sich mit einem weiteren Kurseinbruch von 27% wieder auf ihr Rekordtief zu. Auch für die Aktien einiger anderer Regionalbanken, die Auslöser der Malaise mit dem grössten US-Bankenkollaps seit der Finanzkrise 2008 gewesen waren, ging es bergab, wenn auch weniger deutlich. Dagegen hielten sich die Grossen der Branche wie die Dow-Mitglieder JPMorgan und Goldman Sachs sowie Bank of America , Citigroup , Morgan Stanley und Wells Fargo klar besser - hier standen überwiegend Kursgewinne zu Buche.
Abseits des Finanzsektors konnten sich die Anteilseigner von Snap und Meta über Aufschläge von 5,8 und 1,6% freuen. Die Aktien des Unternehmens hinter der populären Foto-App Snapchat und der Facebook-Mutter profitierten von Medienberichten, wonach die US-Regierung bei der populären Video-App Tiktok erneut einen Eigentümerwechsel anstrebt. Sie fordere, dass chinesische Anteilseigner aussteigen sollten, schrieben unter anderem das «Wall Street Journal» und die Website «The Information». Als Begründung wurden Sorgen um die nationale Sicherheit angeführt. Nach der EU-Kommission verbot am Donnerstag auch die britische Regierung die App auf Dienst-Handys.
Die Titel von Adobe verteuerten sich um fast 4,5%, nachdem das Softwareunternehmen Jahreszahlen vorgelegt und nach Einschätzung von JPMorgan einen optimistischen Umsatzausblick gegeben hatte.
Bonds Schweiz: Erleichterung am Aktienmarkt belastet Obligationen
Die Schweizer Obligationenbörse tendiert am Donnerstag schwächer. Die Anleger reagierten mit Gewinnmitnahmen in den als sicher geltenden Anleihen, heisst es am Markt. Das Geschäft verlaufe dabei aber etwas ruhiger als an den Vortagen. Im Emissionsgeschäft sei es recht ruhig und eine Belebung erst kommende Woche wieder zu erwarten, meint ein Händler.
Zuletzt hatten Sorgen um die Grossbank Credit Suisse die Anleger verunsichert und in die Obligationen der Eidgenossenschaft getrieben. Die Aktien der CS waren nach Bemerkungen eines Grossinvestors aus Saudi-Arabien stark unter Druck geraten. Für Beruhigung sorgte dann aber die Schweizerische Nationalbank (SNB), von der sich die Bank Kredite von bis zu 50 Mrd. Fr. gesichert hat.
Im Gegensatz zu den CS-Aktien gebe es bei deren Anleihen noch keine nennenswerte Erholung, sagt ein Händler. Die im Zuge der Turbulenzen der Bank gestiegenen Risikozuschläge der Anliehen hätten sich noch kaum eingeengt, sagt der Händler. Nach wie vor stünden sie deutlich über Swapmitte und seien ebenfalls höher als bei Mitbewerbern.
Die weitere Marktentwicklung dürfte stark von den Zentralbanken bestimmt werden, heisst es am Markt. Um 14.15 Uhr steht die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Zwar hat die EZB vor den Turbulenzen eine weitere Straffung ihrer Geldpolitik um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Doch haben sich die Zweifel verstärkt, dass die Währungshüter in dem angespannten Marktumfeld einen grossen Zinsschritt zur Bekämpfung der hohen Inflation vornehmen.
Es sei eine heisse Wette, davon auszugehen, dass die EZB wegen der Bankenkrise die Zinserhöhung ausfallen lasse oder auf 25 BP reduziere, kommentiert ein Analyst. Denn dabei könnte der Eindruck entstehen, dass die EZB wenig Vertrauen in die Stabilität des Banken- und Finanzsektors verloren habe.
Dagegen dürfte die US-Notenbank Fed, deren geldpolitische Beschlüsse am Mittwoch veröffentlicht werden, aus Sorge vor einer Ausbreitung der Bankenkrise den Leitzins «nur» um 25 BP und nicht um 50 BP erhöhen, heisst es weiter. Von der SNB werde dagegen ein Zinsschritt um 50 BP erwartet, meinen mehrere Händler.
Der Juni-Kontrakt des Conf-Future fällt bis um 13.15 Uhr um 7 Basispunkte (BP) auf 143,30% . Der Umsatz beträgt 29 Kontrakte. Am Vortag war der Conf um 303 BP in die Höhe geschossen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) ermässigt sich um 49 BP auf 126,06%. Am Vortag war er um 121 BP gestiegen.
Von den zehn gehandelten Eidgenossen geben sechs nach und vier legen zu. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,714% und die der zehnjährigen mit 1,063% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz hat sich auf 1,111% von 1,113% am Vortag minimal ermässigt. Letzten Mittwoch hatte der Satz ein Jahreshoch bei 1,514 markiert.
Euro hält sich nach EZB-Zinserhöhung zum US-Dollar stabil
Der Euro hat sich am Donnerstag nach dem Kurseinbruch zur Wochenmitte stabilisiert. Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1.0618 $ und damit in etwa so viel wie am Morgen. Der mit Spannung erwartete Zinsentscheid der Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Eurokurs zwar etwas schwanken lassen, unter dem Strich aber tat sich nicht viel.
Auch gegenüber dem Franken war nur wenig Bewegung auszumachen. So kostet die Gemeinschaftswährung aktuell 0.9874 Fr. nach 0.9853 am Morgen. Am Mittwoch noch notierte der Euro zeitweise deutlich unter 0.98. Das Währungspaar USD/CHF geht aktuell derweil bei 0.9300 um.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87820 (0.87243) britische Pfund und 140.18 (139.51) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London bei 1914 $ gehandelt. Das waren etwa 4 $ weniger als am Mittwoch.
Ölpreise nach Einbruch ein wenig erholt
Die Ölpreise haben sich am Donnerstag nach dem Einbruch am Vortag nur leicht erholt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete am späten Nachmittag 73.95 $. Das waren 23 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 19 Cent auf 67.83 $.
Zur Wochenmitte waren die Ölpreise um mehr als vier Dollar eingebrochen und auf den tiefsten Stand seit Ende 2021 gefallen. Auslöser waren Börsenturbulenzen nach einem Kurssturz bei den Aktien der Schweizer Grossbank Credit Suisse . Für etwas Beruhigung dürfte mittlerweile sorgen, dass sich das Geldhaus über die Schweizer Notenbank Kredite von bis zu 50 Mrd. Fr. gesichert hat.
Nach der Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank gerieten die Ölpreise zeitweise erneut unter Druck. Die EZB hat sich zunächst nicht von den Finanzmarktturbulenzen verunsichern lassen. Steigende Zinsen belasten tendenziell die Konjunktur und damit auch die Nachfrage nach Rohöl. Offen bleibt, wie die US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch reagieren wird. Die Ölpreise erholten sich jedoch rasch von zwischenzeitlichen Verlusten.
AWP/REUTERS
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