Börsenbericht vom 28. März 2023Schweizer Börse schliesst fester
Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag erneut zugelegt. Der Schwung liess nach dem Kurssprung zum Wochenstart allerdings nach.

Die Schweizer Aktienbörse hat am Dienstag fester geschlossen und damit die Erholung vom Wochenstart fortgesetzt. Die Angst vor einer neuen Bankenkrise habe ein wenig nachgelassen, hiess es am Markt. Die Nachricht, dass die US-Bank First Citizens BancShares alle Einlagen und Kredite der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank übernimmt, habe die Nerven der Anleger beruhigt. Aber für eine Entwarnung sei es trotzdem noch zu früh.
Die Unsicherheit bei den Bankkunden sei nach wie vor hoch. Und in einem solchen Umfeld brauche es nicht viel bis zum nächsten Bank Run. Doch nun sei allmählich erkennbar, dass sich die Notenbanken wegbewegen dürften von ihrer «Whatever-it-takes»-Politik, um die Inflation zu bekämpfen. Zwar sei in diesem Jahr wohl noch nicht von Zinssenkungen auszugehen, aber die Märkte dürften eine Zinspause der US-Notenbank Fed zunehmend einpreisen, hiess es. Und dies stütze den Markt. Zudem belasteten die Zinserhöhungen zunehmend die Entwicklung der Wirtschaft. «Die Vergangenheit lehrt, dass Probleme bei den Banken üblicherweise die Wirtschaft abkühlen.» Die Angst vor einer Rezession nehme zu. Auch dies spreche für ein Ende des Zinszyklus.
Der FuW Swiss 50 Index rückte schliesslich um 0,1% auf 2'141,01 Punkte vor. Der SMI schloss um 0,49% höher auf 10'839,11 Punkten nach einem Tageshoch bei 10'858 Punkten. Der SLI gewann 0,38% auf 1706,45 und der breite SPI 0,40% auf 14'174,92 Zähler. 21 Gewinnern standen im SLI neun Verlierer gegenüber.
Angeführt wurden die Gewinner von der Grossbank UBS (+1,7%). Credit Suisse (+0,7%) legten ebenfalls zu. Zwar werde der Kurs kurzfristig vor allem von der Bankenkrise bestimmt. Aber die Stimmen, die der Übernahme der CS durch die UBS viel Positives abgewinnen würden, nähmen zu, hiess es am Markt. Zudem stimmten auch Aussagen des UBS-Chefs Ralph Hamers zuversichtlich. In einem internen Schreiben betonte er abermals die Chancen, die sich durch die Übernahme der Credit Suisse ergäben. «Wir haben die Credit Suisse nicht übernommen, nur um sie dann zu schliessen», so Hamers. Gleichzeitig appellierte er an die Zuversicht der CS-Mitarbeitenden.
Mit Swiss Life, Zurich, Julius Bär und Swiss Re, die zwischen 1,1 und 0,4% stiegen, zählten weitere Finanzwerte zu Gewinnern.
Getragen wurde der Markt allerdings von den beiden Schwergewichten Novartis (+1,5%) und Nestlé (+0,7%), deren Kursplus ein Grossteil des Anstiegs des SMI geschuldet war. Dabei profitierte Novartis von Anschlusskäufen und positiven Kommentaren auf den am Vortag veröffentlichten Studienerfolg mit einem Krebsmittel. Derweil hinkten die Roche-Bons (+0,02%) dem Markt einmal mehr hinterher und markierten kurzzeitig gar den tiefsten Stand seit Anfang 2019.
Unter den Gewinnern waren auch Zykliker zu finden. So rückten Swatch (+1,7%), Holcim (+1,2%), ABB (+0,9%) und Adecco (+0,4%) vor. Uneinheitlich zeigten sich die Technologiewerte. Während Logitech (+0,3%) fester waren, litten AMS Osram (-4,4%) unter charttechnisch motivierten Verkäufen. VAT (+0,3%) legten dank einer Hochstufung durch Berenberg zunächst stark zu und markierten kurzzeitig ein Jahreshoch. Dann aber schmolz das Plus im Sog der US-Technologiebörse Nasdaq teilweise wieder ab. Bei Temenos (-0,9%) setzten nach dem Kursplus vom Vortag Gewinnmitnahmen ein. Am Montag hatten Übernahmespekulationen wieder einmal für Schubkraft gesorgt.
Auch Givaudan (-0,9%) standen auf der Verliererliste. Hier machten Händler Analystenkommentare verantwortlich. Vor den Quartalszahlen sorgten sich etwa Analysten von Jefferies und JPMorgan um die Stärke des Konzerns.
In den hinteren Reihen stachen die Aktien von Peach Property (-9,8%) negativ hervor. Baader Helvea hatte die Aktien auf «Reduce» von «Add» zurückgestuft. Begründet wurde dies mit mangelnder Visibilität sowie dem schwierigen deutschen Immobilienmarkt. Dagegen zogen die Industrietitel V-Zug (+7,1%), Schaffner (+2,4%) und LEM (+3,4%) klar an.
Wallstreet auf Richtungssuche
Vor wichtigen Konjunkturdaten haben sich die Investoren am Dienstag zurückgehalten. Der Dow Jones Industrial lag im frühen Handel mit 0,12% im Plus bei 32’470,11 Punkten. Kursverluste gab es dagegen an der technologielastigen Börse Nasdaq. Vor allem die Daten zu den Konsumausgaben und der Preisentwicklung im Februar dürften im Wochenverlauf in den Fokus rücken. Sie werden am Freitag veröffentlicht.
Der marktbreite S&P 500 gab am Dienstag um 0,15% auf 3971,62 Zähler nach. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,72% auf 12’581,41 Punkte stärker nach unten. Hier belasteten Indexschwergewichte wie Alphabet , AMD , Tesla und Nvidia mit ihren Kursverlusten.
Angesichts der jüngsten Turbulenzen in der Bankenbranche ist Marktexperten zufolge inzwischen erkennbar, dass sich die Notenbanken wegbewegen von ihrer «Whatever-it-takes»-Politik, um die Inflation zu bekämpfen. Zwar sei in diesem Jahr wohl noch nicht von Zinssenkungen auszugehen, aber eine Zinspause der US-Notenbank Fed dürften die Märkte zunehmend einpreisen, hiess es.
Unter den Einzelwerten lagen im Dow Jones Industrial die Aktien von Walgreens mit plus 3,3% klar an der Spitze. Die Drogerie- und Apothekenkette übertraf im zweiten Geschäftsquartal mit dem Ergebnis je Aktie die Erwartungen von Analysten.
Um sechs Prozent zogen die Papiere des Fahrdienstvermittlers Lyft an. Die Firmengründer Logan Green und John Zimmer ziehen sich aus der Geschäftsführung zurück. Mitte April soll der frühere Amazon- und Microsoft -Manager David Risher den Chefposten übernehmen. Green und Zimmer bleiben jedoch im Verwaltungsrat, der dem Vorstand übergeordnet ist. Aus dem Tagesgeschäft wollen sie sich aber künftig heraushalten.
Aufspaltungspläne gab der chinesische Online-Handelsriese Alibaba bekannt. Er will sich in sechs Teile gliedern und so zu einer Tech-Holding werden. Der Schritt sehe die Bereiche Online-Handel, Medien und Cloud vor, die zum entsprechenden Zeitpunkt Kapitalmassnahmen oder Börsengänge prüfen würden, teilte das Unternehmen mit. Die anderen drei Bereiche seien lokale Dienstleistungen, Logistik und Unterhaltung. Die Aktien von Alibaba schnellten um fast neun Prozent nach oben.
Bonds Schweiz: Renditen steigen weiter
Die Schweizer Obligationenbörse tendiert am Dienstag schwächer. Im Gegenzug steigen die Renditen und auch die Swapsätze drücken weiter nach oben. Nach wie vor belaste die Erholung an den Aktienbörsen die Zinspapiere, heisst es am Markt. Das Geschäft verlaufe aber bei durchschnittlichen Umsätzen im üblichen Rahmen.
Die nächsten starken Marktimpulse werden erst in der zweiten Wochenhälfte mit den Inflationsdaten aus Deutschland und der Eurozone erwartet. Im weiteren Tagesverlauf stehen dagegen überwiegend Konjunkturdaten aus der zweiten Reihe mit eher geringer Marktrelevanz auf dem Programm.
Mit Beginn dieser Woche sind die Ängste um eine neue Bankenkrise etwas abgeflaut und haben entsprechend wieder für mehr Risikofreude bei den Anlegern gesorgt. Die Risikowahrnehmung gehe wieder etwas zurück, heisst es in einem Marktkommentar, daher griffen die Anleger wieder etwas mehr nach risikoreicheren Papieren. Dies zeige die Verengung der Spreads zwischen erstklassigen und weniger guten Anleihen.
Doches blieben Zweifel, dass das Ende der Krise schon ausgerufen werden könne, sagte ein Händler. «Viele fragen sich nämlich weiterhin: welche Bank trifft es als nächstes?!» Daher bevorzugten Anleger weiterhin auch besicherte Anleihen wie etwa Covered Bonds.
Diesem Bedürfnis komme die aktuelle Emission der Pfandbriefbank der schweizerischen Hypothekarinstitute entgegen. Dies sei im aktuell schwierigen Umfeld der ideale Türöffner für weitere Emissionen, sagte der Händler. Die Pfandbriefbank gilt mit einem «AAA-Rating» als Topschuldner.
Sie nimmt mit einer knapp zehnjährigen Tranche 495 Mio. und mit einer knapp 15-jährigen weitere 331 Mio. Fr. auf. Die Risikozuschläge betragen jeweils 7 Basispunkte (BP). Damit bewegen sich die Spreads auf dem Niveau, auf dem sie sich schon vor dem Ausbruch der «Banken-Krise» befunden hatten.
Zudem werde bei dieser Emission Neugeld aufgenommen und keine Fälligkeit verlängert. «Wir sind auf dem Weg zur Normalisierung», sagt ein anderer Händler. Auch auf dem Euro-Markt habe sich die Emissionstätigkeit belebt. Auch dort würden defensive Anleihen, vor allem Covered Bonds, mit einer Laufzeit von 3 bis 5 Jahren bevorzugt. Am Markt erwartet wird in den kommenden Tagen zudem noch eine Anleihe des Kantons Tessin.
Der Juni-Kontrakt des Conf-Future notiert um 13.15 Uhr um 48 Basispunkte (BP) tiefer auf 142,43%. Der Umsatz beträgt geringe 2 Kontrakte. Am Vortag war er um 6 BP gesunken. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) verliert 45 BP auf 124,62%.
Bis dahin sind neun Eidgenossen gehandelt - zwei zu höheren und sieben zu tieferen Kursen. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,925 und die der zehnjährigen mit 1,086% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt auf 1,155% von 1,087% am letzten Handelstag.
Euro profitiert vom Abflauen der Bankensorgen - EUR/CHF im Aufwind
Der Euro hat am Dienstag an seine Vortagsgewinne angeknüpft und ist deutlich über 1.08 $ gestiegen. Am Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1.0821 $, nachdem zuvor ein Tageshoch bei 1.0847 $ erreicht worden war.
Gegenüber dem Schweizer Franken steigt der Euro deutlich an und nähert sich der Parität. Derzeit geht er zu 0.9970 nach 0.9883 Franken am frühen Morgen um. Und auch der Dollar machte etwas an Boden gut und notiert aktuell bei 0.9215 nach 0.9145 Fr. im Frühgeschäft.
Gestützt wurde der Euro durch eine stabile Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten. «Die Risikowahrnehmung geht weiter etwas zurück», kommentierten Experten der Dekabank. Dies sorgte für weniger Nachfrage nach dem als sicher geltenden US-Dollar, während der Euro im Gegenzug Auftrieb erhielt.
«Ob sich die Lage an den Märkten weiter beruhigen wird, bleibt allerdings abzuwarten», schränkte Devisenexpertin You-Na Park-Heger von der Commerzbank ein. «Die Nervosität dürfte erstmal hoch bleiben und mit plötzlichen Ausschlägen, je nach Nachrichtenlage, muss man wohl auch in dieser Woche rechnen.»
Begrenzt wurden die Kursgewinne beim Euro durch überraschend starke Konjunkturdaten aus den USA. Am Nachmittag war bekannt geworden, dass sich die amerikanische Konsumlaune im März trotz der Bankenturbulenzen überraschend aufgehellt hat.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87938 (0.87818) britische Pfund und 141.69 (141.64) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London bei 1959 $ gehandelt. Das waren etwa 3$ mehr als am Vortag.
Ölpreise legen etwas zu
Die Ölpreise haben an ihren jüngsten Erholungskurs angeknüpft. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete am Dienstag zuletzt 78.52 $ und damit 40 Cent mehr als am Vortag. Damit erholte sich der Kurs weiter von dem Anfang vergangener Woche erreichten Jahrestief von etwas mehr als 70 $. Trotz der jüngsten Kursgewinne liegt der Brent-Kurs noch rund zwölf Prozent unter dem Jahreshoch von Mitte Januar. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 49 Cent auf 73.28 $.
Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank rückten fundamentale Faktoren wieder stärker in den Fokus der Anleger am Ölmarkt. Zuvor hatte Sorge vor einer neuen Bankenkrise auch die Ölpreise belastet. Als Ursache für das aktuelle Plus verwies Commerzbank-Experte Carsten Fritsch unter anderem auf Meldungen über einen möglichen kräftigen Anstieg der Ölnachfrage in China. Nach dem Ende der strikten Corona-Massnahmen wird in diesem Jahr mit Nachholeffekten bei der Verarbeitung von Rohöl gerechnet.
Zudem begründete Fritsch den Anstieg der Ölpreise auch mit Meldungen über Angebotsausfälle, nachdem Ölexporte aus dem Nordirak durch eine Pipeline zur türkischen Mittelmeerküste unterbrochen wurden. Hintergrund sei ein Streit der Zentralregierung in Bagdad über Öllieferungen der kurdischen Regionalregierung.
Die Erdölpreise erholten sich bereits den zweiten Handelstag in Folge von ihren deutlichen Verlusten, die sie in den vergangenen Wochen erlitten haben. Auslöser des jüngsten Abwärtstrends waren Bankenturbulenzen in den USA und Europa. Die ohnehin bestehende Konjunkturskepsis wurde dadurch zusätzlich verstärkt. Als Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung gelten auch die kräftigen Zinsanhebungen vieler Notenbanken, die zur Bekämpfung der Inflation vorgenommen wurden.
AWP/REUTERS
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