Börsenbericht vom 5. Januar 2023Schweizer Börse schliesst im Minus
Nach zwei starken Handelstagen gab es am Donnerstag am Schweizer Aktienmarkt eine Konsolidierung.

Nach zwei starken Tagen hat der Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag schwächer geschlossen. Der Markt sei nach dem starken Jahresauftakt auf Konsolidierungskurs eingeschwenkt, erklärten Händler. Dies tue aber nur gut. Der Leitindex SMI hatte innerhalb der ersten zwei Handelstage 2023 annähernd 4% gewonnen. Zusätzlich drückten die schwachen Roche-Genussscheine und unerwartet gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt auf die Kurse.
Sowohl die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe als auch die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP verstärkten den Eindruck eines sehr soliden US-Arbeitsmarktes. Dies heizte die Furcht der Anleger vor steigender Inflation und einem weiterhin aggressiven geldpolitischen Kurs der Notenbank Fed an. Damit erhielten die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen einen klaren Dämpfer. Dem am Vortag veröffentlichten Sitzungsprotokoll des Fed war zu entnehmen, dass die Währungshüter die Inflation weiter entschlossen bekämpfen wollen. Die Zinsen dürften wohl länger erhöht bleiben, als manche erwartet haben, sagte ein Analyst. Die vergangenen 15 Jahre seien keine «normalen» geldmarktpolitischen Zeiten gewesen seien, ergänzte ein weiterer Börsianer. Nun sind die Augen der Marktteilnehmer auf den monatlichen Bericht des US-Arbeitsministeriums gerichtet, der am Freitag veröffentlicht wird.
Der FuW Swiss 50 Index sank um 0,10% auf 2120,01 Punkte. Der SMI schloss um 0,74% tiefer auf 11'057,39 Punkten und damit nur wenige Punkte über dem Tagestief. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,38% ein auf 1703,21 und der breite SPI um 0,57% auf 14'172,32 Zähler. 16 SLI-Werte legten zu und 13 waren schwächer. Swiss Life schlossen unverändert.
Die stärksten Verluste verzeichneten die «Roche Bons» (-2,3%). Sie setzten ihre schwache Vorjahresperformance fort. Derzeit lasten vermehrt vorsichtige Analystenkommentare auf den Titeln. Die Analysten vermissten potenzielle Blockbuster in der Pipeline des Pharmariesen, die in nützlicher Frist auf den Markt kommen könnten. Zudem wird laut Händlern vor allem in den USA stark gegen Roche gewettet.
Etwas weniger schlecht hielten sich die Aktien von Konkurrent Novartis (-1,0%) und Nestlé (-0,3%), ein weiteres Schwergewicht, konnte sich knapp behaupten.
Weit unten auf der Kurstafel standen die Aktien der Zurich (-1,8%), dem besten Bluechip von 2022. Hier erwähnten Händler eine Mischung aus Gewinnmitnahmen und einer Ratingsenkung durch Exane BNP Paribas. Neu setzten die Franzosen auf Generali, so ein Marktteilnehmer. Dies habe zu Umschichtungen geführt.
Auch die Abgaben bei Sika (-1,7%), Givaudan (-1,0%) und Swiss Re (-0,3%) könnten mit Gewinnmitnahmen nach dem starken Jahresauftakt erklärt werden, hiess es im Handel. Dies gelte auch für AMS Osram (-0,8%). Die Aktie gehörte im Vorjahr zu den Schlusslichtern bei den Bluechips, ist aber seit Jahresanfang um rund 14% gestiegen.
Gefragt waren dagegen Adecco (+1,8%), Sonova (+1,6%) und Straumann (+0,9%) sowie VAT (+1,7%) und Temenos (+0,7%). Hier hätten Schnäppchenjäger nach den grossen Verlusten im Vorjahr zugegriffen. Bei Sonova kam zudem noch eine Produkteinführung stützend hinzu. Und Bei Adecco dürften die starken US-Jobdaten geholfen haben.
Die Aktien der Credit Suisse (+0,03% auf 2,961 Fr.) standen weiter im Fokus. Die Titel der gebeutelten Grossbank konnten vorübergehend die Marke von 3 Fr. zurückerobern, unter die sie vor annähernd einem Monat gefallen waren. Die Titel der Konkurrentin UBS (+0,1%) notierten gut gehalten.
In den hinteren Reihen stachen Meier Tobler (+5,4%) weiter positiv hervor. Die Aktie, die im vergangenen Jahr mehr als 120% gewonnen hatte, notierte vorübergehend auf einem neuen Rekordhoch.
Zur Rose (-4,3%) brachen dagegen ihre Erholung ab. Hier belastete die anhaltende Unsicherheit um die Einführung des E-Rezepts in Deutschland.
Accelleron gewannen 1,3%. Der Ausbruch über die Marke von 20 Fr. habe Anschlusskäufe ausgelöst, sagte ein Händler.
US-Jobdaten drücken Wallstreet ins Minus
Frische Signale vom US-Arbeitsmarkt haben am Donnerstag die Furcht der Anleger vor einem weiter aggressiven geldpolitischen Kurs der Notenbank Fed verstärkt. Der Aktienmarkt reagierte mit deutlichen Abgaben.
So ging es für den Leitindex Dow Jones Industrial knapp eineinhalb Stunden nach der Eröffnung um 1,05% auf 32’921,73 Punkte abwärts. Der marktbreite S&P 500 verlor ebenfalls 1,05% auf 3812,42 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 stand 1,29% tiefer bei 10’773,73 Punkten.
Dem am Vortag veröffentlichten Sitzungsprotokoll der Notenbank Fed war zu entnehmen, dass die Währungshüter die Inflation weiter entschlossen bekämpfen wollen. «Die allgemeine Erkenntnis ist, dass die Zinsen länger erhöht bleiben sollten, als manche erwartet haben», kommentierte der Analyst Ricardo Evangelista vom Broker Activtrades.
Laut dem privaten Dienstleisters ADP wurden in der Privatwirtschaft der USA im Dezember 235’000 Arbeitsplätze geschaffen. Analysten hatten nur mit 150’000 neuen Stellen gerechnet. Massgeblich für die Fed ist der offizielle US-Arbeitsmarktbericht für Dezember, der am Freitag veröffentlicht wird.
Im Dow fielen die Papiere von Walgreens Boots Alliance auf den tiefsten Stand seit Ende Oktober. Von einer Anhebung des diesjährigen Umsatzausblicks profitierten die Titel der Drogerie- und Apothekenkette also nicht. Vielmehr enttäusche, dass der Gewinnausblick nur bestätigt wurde, hiess es am Markt. Zuletzt büssten Walgreens als schwächster Wert im Leitindex fast sieben Prozent ein.
Um fast die Hälfte brachen die Aktien der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital ein. Nach Angaben der Kalifornier löste der Crash am Kryptomarkt einen derartigen Ansturm auf die Einlagen der Bank aus, dass Silvergate sich veranlasst sah, Vermögensbestände mit hohen Verlusten zu veräussern und 40% der Belegschaft zu entlassen. Die negativen Branchennachrichten erfassten auch die Papiere der Kryptobörse Coinbase mit einem Minus von rund zehn Prozent.
Einen Kursrutsch von 23% gab es bei Bed Bath & Beyond , nachdem der Haushaltswaren-Händler selbst an seinem Fortbestand zweifelt. Das Unternehmen erwägt nach eigenen Aussagen weiter alle strategischen Alternativen, um die Finanzlage zu verbessern - inklusive dem Verkauf von Geschäftsteilen.
Amazon steht in den Schlagzeilen mit der grössten Entlassungswelle in der Geschichte des Online-Händlers. Vorstandschef Andy Jassy kündigte in einem Memo an die Beschäftigten die Streichung von mehr als 18’000 Stellen an. Die Papiere des Internet-Händlers verloren zwei Prozent. Seit dem vergangenen August befinden sie sich im Abwärtstrend.
Bei Tesla erwies sich die Vortageserholung als Strohfeuer. Der Abschlag von zuletzt mehr als 5,5% machte die Kursgewinne wieder zunichte. Die Anteile des E-Fahrzeugherstellers waren 2022 mit minus 65% einer der grössten Verlierer an der Nasdaq gewesen. Im noch jungen Börsenjahr 2023 haben sie schon wieder fast 13% verloren.
Die Titel von T-Mobile US gewannen indes 2,7%. Die Deutsche Telekom-Tochter hatte im vierten Quartal die Zahl ihrer Vertragskunden überraschend kräftig gesteigert. Die Neukundenzahl sei erwartungsgemäss stark, schrieb der UBS-Analyst John Hodulik. Die Abwanderungsquote sei dabei aber so gering gewesen wie nie zuvor in einem Schlussjahresviertel.
Bonds Schweiz: Konsolidierung der jüngsten Gewinne
Die Schweizer Obligationenbörse legt am Donnerstag nach dem starken Jahresauftakt eine Pause ein und gibt leicht nach. Der Markt konsolidiere die jüngste Entwicklung, sagt ein Händler. Erneut aktiv zeigt sich der Primärmarkt.
Auslöser der Kursschwäche seien die gestiegenen Swapsätze. Diese hätten angezogen, nachdem am Vorabend das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed veröffentlicht wurde, sagt ein Händler. Demnach wollen die Währungshüter zunächst Hinweise auf eine Abkühlung der Inflation sehen und sprachen sich daher für weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr aus. Dies habe die Erwartungen auf baldige Zinssenkungen wieder gedämpft.
In den ersten Handelstagen des Jahres hatten nämlich geringer als erwartet ausgefallene Inflationsdaten aus Deutschland und Frankreich den Kursen der Festverzinslichen Auftrieb verliehen. Der Rückgang der Teuerung in den beiden Ländern könnte den Druck auf die EZB mindern, mit deutlichen Zinserhöhungen gegen die starke Teuerung vorzugehen, hiess es.
Die Daten zur Preisentwicklung der Eurozone werden am Freitag veröffentlicht. Auch wenn die Euroland-Inflation ebenfalls nach unten überraschen würde, dürfte das Potenzial für zusätzliche Abwärtsrevisionen der Zinserwartungen inzwischen begrenzt sein, heisst es am Markt.
In den USA werden am Nachmittag die Daten des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Am Freitagnachmittag steht zudem der offizielle Arbeitsmarktbericht der Regierung für Dezember an.
Am Primärmarkt werden wie bereits an den Vortagen rege Aktivitäten verzeichnet. Die Nationwide Building Society holt sich mit einer Dualtranche mit den Laufzeiten 3 und 7 Jahre insgesamt 485 Mio. Fr. Die Coupons betragen 1,7575 bzw. 2,0125% Die Royal Bank of Canada begibt 200 Mio. Fr. für 5 Jahre zu 2,445%. Am Vortag hatte die Svensk Exportkredit 125 Mio. Fr. für 7 Jahre zu 1,7125% aufgenommen.
Das emsige Treiben am Primärmarkt zeige, dass zu Jahresanfang viel Kapital am Markt sei, das investiert werden wolle, meint ein Händler. Zudem färbe dies auf den Sekundärmarkt ab. Auch dort nähmen die Umsätze zu, weil Anleger Anleihen (vor allem mit kürzeren Laufzeiten) aus dem Bestand verkaufen und den Erlös in die neuen Papiere investieren würden.
Der für den Schweizer Bondmarkt richtungsweisende März-Conf-Future notiert gegen 13.45 Uhr um 108 Basispunkte (BP) tiefer bei 139,72%. Gehandelt sind bis anhin 6 Kontrakte. Am Vortag hatte der Conf 89 BP zugelegt. Der Swiss Bond Index verliert 25 BP auf 124,19%.
Von den bislang 8 gehandelten Eidgenossen verzeichnen 2 Kursgewinne und sechs -verluste. Die Rendite der zweijährigen Referenzanleihe wird mit 1,163% berechnet und die der Zehnjährigen mit +1,309%.
Der Kassazinssatz steigt minimal auf 1,374 von 1,373% am Vortag.
US-Dollar legt nach robusten Arbeitsmarktdaten zu Euro und Franken zu
Der US-Dollar hat am Donnerstag nach robusten US-Arbeitsmarktdaten merklich zugelegt. Am Nachmittag notiert kostet ein Euro 1.0516 $. Vor den Arbeitsmarktdaten hatte der Euro noch über der Marke von 1.06 $ notiert.
Auch zum Schweizer Franken legte der «Greenback» gegen Handelstagende deutlich zu. Für einen Dollar werden derzeit 0.9378 Fr. verlangt, wobei das Währungspaar im Mittagshandel noch bei 0.9272 notierte. Der Euro wird aktuell zu 0.9860 Fr. gehandelt.
Die US-Daten deuten auf einen anhaltend robusten Arbeitsmarkt hin. Laut dem privaten Arbeitsmarktdienstleister ADP hatte die Privatwirtschaft der USA im Dezember unerwartet viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Zudem sind die wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche merklich gesunken.
Diese auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung erschwert jedoch die Inflationsbekämpfung für die US-Notenbank. Die Knappheit an Arbeitskräften führt tendenziell zu steigen Löhnen, was zu steigenden Preisen führen kann. Dies könnte die US-Notenbank zu stärkeren Zinserhöhung treiben als bisher an den Märkten erwartet wurde. Steigende Zinsen stützen tendenziell eine Währung. Der offizielle Arbeitsmarktbericht wird am Freitag veröffentlicht.
Die am Vormittag veröffentlichten Preisdaten aus der Eurozone bestätigten das Bild eines nachlassenden Preisdrucks im Währungsraum. So hat sich der Anstieg der Erzeugerpreise in der Eurozone im November deutlich abgeschwächt. Der Rückgang der Rate fiel zudem stärker als erwartet aus. In Italien schwächte sich die Inflation insgesamt im Dezember etwas ab. Der Rückgang der Inflationsraten in der Eurozone könnte den Druck auf die EZB mindern, mit deutlichen Zinserhöhungen gegen die starke Teuerung vorzugehen. Am Freitag werden die Verbraucherpreisdaten für den gesamten Währungsraum veröffentlicht.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88303 (0.88076) britische Pfund und 140.95 (138,74) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1836 $ gehandelt. Das waren etwa 20 $ weniger als am Vortag.
Ölpreise erholen sich von starken Vortagesverlusten
Die Ölpreise haben sich am Donnerstag etwas von ihren jüngsten Verlusten erholt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 78.97 $. Das waren 1.10 $ mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1.30 $ auf 74.14 $.
Marktbeobachter sprachen von einer Gegenbewegung. Zu Beginn des neuen Jahres waren die Ölpreise noch stark gefallen. Unerwartet schwache Konjunkturdaten aus China und die starke Corona-Welle in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt hatten Nachfragesorgen am Ölmarkt geschürt.
Ein Anstieg der Ölreserven in den USA hat die Ölpreise nicht belastet. Die Rohöllagerbestände in den USA sind Zahlen des Energieministeriums zufolge in der vergangenen Woche etwas stärker gestiegen als von Experten erwartet. Die Entscheidung von Russlands Präsidenten Wladimir Putin am bevorstehenden orthodoxen Weihnachten eine Feuerpause auszurufen, bewegte den Markt kaum. Russland ist ein wichtiges Ölförderland.
AWP/REUTERS
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