Börsenbericht vom 9. Dezember 2022Schweizer Börse schliesst im Plus
Erstmals nach fünf Tagen mit Kursverlusten ging es wieder nach oben.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag fester geschlossen. Erstmals nach fünf Tagen mit Kursverlusten ging es damit wieder etwas nach oben. Nach einem verhaltenen Start zog der Leitindex SMI am Nachmittag bis auf ein Tageshoch von über 11'100 Punkten an, ehe die Kurse gegen Handelsende wieder etwas abbröckelten. Die Gewinne wurden in Marktkreisen vor allem als technische Gegenbewegung nach der längeren Schwächephase gesehen. Konkrete Kurstreiber habe es im Vorfeld der verschiedenen Notenbanksitzungen der kommenden Woche aber nicht gegeben.
Die Stimmung habe sich nicht grundsätzlich verbessert, hiess es an anderer Stelle. Der vorsichtige Optimismus der vergangenen Wochen scheine zuletzt etwas ins Wanken geraten zu sein, dies vor allem wegen der schwachen chinesischen Exportdaten und auch dem unter der Wachstumsschwelle ausgefallenen Einkaufsmanagerindex in China. Dies gebe Anlass zur Besorgnis hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums, so ein Kommentar von Federated Hermes. Die Anzeichen einer möglichen Verlangsamung der Wirtschaft überlagerten mögliche Änderungen der Geldpolitik der amerikanischen Notenbank.
Der FuW Swiss 50 Index schloss um 1,23% mehr auf 2089,01 Punkte. Der Swiss Market Index (SMI) zog schliesslich um 0,58% auf 11'068,30 Punkte an. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein Minus von 1,2%. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte um 0,88% auf 1693,32 Punkte vor und der breite SPI um 0,68% auf 14'112,91 Punkte. Im SLI kamen auf 28 Gewinner 2 Verlierer.
Credit Suisse (+6,8%) setzten ihren Ende der Vorwoche gestarteten und zwischenzeitlich wieder unterbrochenen Erholungsversuch fort und beendeten die Sitzung wie schon am Vortag als Tagessieger; allerdings sind die Gewinne vom Freitag noch markanter als diejenigen vom Donnerstag, so dass die Aktie nun wieder klar über 3 Fr. notiert. Nach Angaben der Bank wurden bei der Kapitalerhöhung 98,2% der neuen Aktien gezeichnet. Damit sei diese klar besser über die Bühne gegangen als erwartet, was wiederum ein Zeichen steigender Zuversicht sei, hiess es in Händlerkreisen. Am Nachmittag kam eine Heraufstufung durch die Bank of America auf «Buy» von «Neutral» noch kurstreibend hinzu.
Deutlich moderater waren die Avancen von UBS (+0,7%) und Julius Bär (+0,4%). Sie wurden nur unwesentlich gebremst von der Credit Suisse, welche die beiden Titel auf «Neutral» von «Outperform» zurückgestuft hat.
Hinter CS waren Swatch (+2,3%) und AMS Osram (+2,1%) klar gesucht oder auch VAT (+2,3%). VAT erhielten wie etwa auch Logitech (+1,5%) von der Erholung der US-Technologiewerte Unterstützung, so ein Händler. Zudem hat sich der Chiphersteller TMSC positiv über sein Geschäft geäussert, was ebenfalls half.
Gute Gewinne verzeichneten darüber hinaus Zykliker wie Sika (+2,9%), Schindler (+2,3%), Geberit (+1,9%), Kühne+Nagel (+1,8%) oder ABB (+1,4%).
Einen höheren Stand des Gesamtmarktes verhinderten die schwächeren Nestlé (-0,2%) sowie die nur moderat höheren Novartis (+0,2%). Nebst Nestlé waren Temenos (-1,4%) die einzigen Verlierer.
Im breiten Markt sackten Ypsomed um 16% ab, nachdem der amerikanische Pharmariese Eli Lily den Rückzug aus dem gemeinsamen Insulinpumpen-Projekt angekündigt hat.
Die Aktien von Polypeptide gaben nach einem starken Start letztlich 3,6% nach. Nach Ansicht von Baader Helvea dürfte der Pharmazulieferer nach dem durch die Gewinnwarnung ausgelösten Kurseinbruch zum Übernahmekandidaten geworden sein.
Unter leichten Abgaben litten Peach Property (-1,1%). Das Immobilienunternehmen erwartet aufgrund stark gestiegener Kosten weniger Betriebsgewinn und will die Dividende für 2022 ausfallen lassen. Zudem beschafft sich Peach mittels einer Pflichtwandelanleihe gut 60 mio. Fr. netto.
Gewinne verbuchen dagegen Schweiter (+3,7%). Die Credit Suisse hat die Abdeckung für die Aktien des Kunststoffspezialisten mit der Empfehlung «Outperform» gestartet.
US-Anleger haken enttäuschende Erzeugerpreise ab
Signale einer weiterhin hohen Inflation haben am Freitag in den New Yorker Börsen wieder für Unsicherheit gesorgt. Weil sich der Preisauftrieb auf Herstellerebene im November weniger ab als erwartet abschwächte, blieb die Stimmung in der Anfangsstunde gedämpft. Mit den Verlusten der vergangenen Tage galt aber auch schon viel als eingepreist, sodass sich die Bewegungen zuletzt auf einem moderaten Niveau einpendelten.
Die Anleger konnten die erste Enttäuschung also teilweise ablegen. Der Dow Jones Industrial fiel zuletzt zwar noch um 0,22% auf 33708,10 Punkte, sodass er aktuell im Wochenverlauf 2,2% verloren hat. Der marktbreite S&P 500 lag aber mit 3960,50 Zählern nur noch knapp unter Vortagsniveau. Der technologiewertelastige Nasdaq 100 dagegen schaffte es mit 11641,08 Punkten knapp über den Schlusskurs vom Donnerstag. Sein Wochenminus beträgt rund 3%.
Die Erzeugerpreise gelten als Vorbote für die Verbraucherpreise und den Zinsentscheid der Fed in der kommenden Woche. So bleibt der Druck auf die US-Notenbank mit Blick auf weitere Zinserhöhungen erst einmal hoch. Ausserdem hellte sich die Stimmung der US-Verbraucher im Dezember überraschend deutlich auf. Solche Signale konjunktureller Stärke könnten der Fed Argumente liefern, dass die US-Wirtschaft weitere deutliche Zinserhöhungen verkraften kann.
Unter den Einzelwerten gab es aber an der Nasdaq einige positiv auffällige Ausnahmen - darunter die Aktien von Broadcom mit einem Anstieg um 3,1%. Der Halbleiterkonzern meldete ein starkes Ergebnis für das vierte Geschäftsquartal und erwartet für das laufende erste Geschäftsquartal einen Umsatz, der über der Konsensschätzung liegt. Timothy Arcuri von der UBS sah darin einen Beweis für die starke Positionierung des Unternehmens im harten Wettbewerbsumfeld.
Die Papiere von Netflix zogen um 5% an, nachdem die US-Bank Wells Fargo die Titel des Streaming-Dienstes mit «Overweight» eine positive Empfehlung ausgesprochen hatte. Der Kurs kletterte auf das höchste Niveau seit dem zweiten diesjährigen Kurssturz im April, der nun bald ausgeglichen werden könnte. Analyst Steven Cahall positionierte sich in seiner Studie sehr optimistisch für 2023 mit einer wieder verbesserten Abonnenten-Entwicklung.
Den Spitzenrang im Nasdaq 100 erklomm aber DocuSign , die um 14,6% nach oben schnellten. Das auf elektronische Unterschriften spezialisierte Software-Unternehmen veröffentlichte für das dritte Geschäftsquartal einen bereinigten Gewinn je Aktie, der die durchschnittliche Analystenschätzung um fast das Vierfache übertraf.
Auf der schwachen Nasdaq-Seite fielen die Titel von Lululemon auf, die nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen um 12% absackten. Der Sport- und Yogabekleidungs-Hersteller hatte im abgelaufenen Geschäftsquartal mit seiner Profitabilität.
Bonds Schweiz: Ruhiges Geschäft vor Zentralbankentscheidungen
Am Schweizer Obligationenmarkt verläuft das Geschäft zum Wochenschluss bei leichteren Kursen knapp in ruhigen Bahnen. Die kommende Woche ist zugleich die letzte «volle» Handelswoche des Jahres. Danach dürften die professionellen Marktteilnehmer kaum mehr voll bei der Sache bzw. im Büro sein.
Die Anleger warteten die kommende Woche anstehenden Zinsentscheidungen der US-Notenbank, der Europäischen Zentralbank und der Schweizerische Nationalbank ab, heisst es am Markt. Mehrheitlich wird erwartet, dass die drei Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen um jeweils 50 Basispunkte (BP) anheben werden. 50 BP würden signalisieren, dass die Zentralbanken das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen, da die Inflation ihren Höhepunkt erreicht habe und sich die Wirtschaftsaussichten für das nächste Jahr verschlechterten, sagt Luke Bartholomew, Ökonom beim Asset Manager abrdn.
Aufschluss über die Preisentwicklung in den USA werden von den Produzentenpreisen erwartet. Allerdings müssten die Daten nach Einschätzung von Anleiheexperten der Dekabank schon für «deutliche Überraschungen» sorgen, um stärkere Kursbewegungen bei den Bundesanleihen auszulösen.
Sowohl am Sekundär- als auch am Primärmarkt ist es laut Händlern ruhig. Insgesamt blicke der Primärmarkt aber trotz allem auf eine erneut recht aktive Woche zurück, sagt ein Händler. So nahmen vier Schuldner bei vier Transaktionen insgesamt 1,06 Milliarden Fr. auf. Dabei machte einmal mehr mit 680 Mio. die Pfandbriefbank der schweizerischen Hypothekarinstitute den grössten Teil aus.
Kommende Woche wird nun noch die Eidgenossenschaft ihre letzte Tenderauktion durchführen. Danach dürfte das Emissionsjahr wohl abgeschlossen sein.
Der für den Schweizer Bondmarkt richtungsweisende März-Conf-Future fällt gegen 13.30 Uhr um 61 BP auf 143,35%. Der Umsatz beträgt 16 Kontrakte. Am Vortag war der Conf um vier BP gesunken. Der ebenfalls richtungsweisende Swiss Bond Index ermässigt sich um 18 BP auf 127,06%.
Bei den Eidgenossen dominieren Kursverluste. Neun der zehn gehandelten Anleihen geben nach. Die zweijährige Referenzanleihe (1,25%/2024) fällt um 12 BP und rentiert +0,81%. Die Zehnjährige (0,5%/2032) büsst 70 BP ein ihre Rendite beträgt +1,05%.
Der Kassazinssatz steigt auf 1,044 von 1,021% am Vortag.
Euro gibt etwas nach – US-Preisdaten stützen Dollar
Der Euro hat am Freitag leicht nachgegeben. Am späten Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung zu 1.0526 $ gehandelt. Am Morgen hatte der Euro noch etwas höher notiert.
Tiefer, bei 0.9830, notiert der Euro auch gegenüber dem Franken, am Mittag hatte er noch 0.9844 Fr. gekostet. Der US-Dollar bewegt sich bei 0.9329 Fr. praktisch nicht vom Fleck.
Preisdaten aus den USA stützen den Dollar etwas. Der Anstieg der Erzeugerpreise hatte sich im November weniger als erwartet abgeschwächt. Die Erzeugerpreise beeinflussen tendenziell die Verbraucherpreise, an denen die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Zudem hat sich das Verbrauchervertrauen laut einer Umfrage der Universität von Michigan im Dezember stärker als erwartet aufgehellt.
Die Kursreaktionen hielten sich jedoch in Grenzen. Beobachter gehen noch fest davon aus, dass die US-Notenbank ihr Zinserhöhungstempo verlangsamen wird. Für die Sitzung an diesem Mittwoch rechnen Analysten mit einer Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte. In den Sitzungen zuvor hatte sie den Leitzins um jeweils 0,75 Punkte angehoben. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte sich zuletzt auch entsprechend geäussert.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.85950 (0.86258) britische Pfund, 143.30 (143.75) japanische Yen und 0.9856 (0.9889) Schweizer Franken fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1794 $ gehandelt. Das waren etwa 8 $ mehr als am Vortag.
Ölpreise steigen etwas
Die Ölpreise haben sich am Freitag etwas von den Verlusten der vergangenen Handelstage erholt. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 76.75 $. Das waren 60 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 82 Cent auf 72.28 $.
Am Ölmarkt zeigte sich kurz vor dem Wochenende eine leichte Gegenbewegung, nachdem die Preise in den vergangenen Handelstagen merklich nachgegeben hatten. Seit Montag hat sich die Nordsee-Sorte Brent um etwa zehn Dollar je Barrel verbilligt. Ein Barrel ist derzeit wieder so günstig wie zu Jahresbeginn. Der jüngste Preisrückgang sei trotz Lockerungen der Corona-Beschränkungen in China, dem Inkrafttreten des EU-Ölembargos und des Preisdeckels für russisches Öl erfolgt, heisst es in einer Analyse der Rohstoffexperten der Commerzbank.
Am Markt wird der zuletzt starke Rückgang der Ölpreise unter anderem mit den starken Zinserhöhungen führender Notenbanken erklärt. Dies habe die Spekulation auf eine abflauende Weltwirtschaft verstärkt und die damit verbundene Sorge vor einer geringeren Nachfrage nach Rohöl.
AWP/REUTERS
Fehler gefunden?Jetzt melden.