Börsenbericht vom 23. März 2023Schweizer Börse schliesst schwächer
Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach den Zinsentscheiden von SNB und Fed an Terrain verloren.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem schwachen Start die Verluste eingrenzen können und über dem Tagestief geschlossen. Im Fokus standen die Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die für Zurückhaltung bei den Marktteilnehmern sorgten. Im Sog einer freundlichen Tendenz im frühen US-Handel setzte dann aber eine leichte Erholung ein. Die Zinsbeschlüsse seien zunächst als negativ beurteilt worden, sagte ein Händler. Doch die Notenbanken hätten damit ihre Glaubwürdigkeit verteidigt und damit einen grossen Schritt in die richtige Richtung unternommen. Dies habe dann auch die Erwartungen unterstützt, dass die Zinsen in den USA in diesem Jahr doch noch sinken könnten, hiess es am Markt. Und das, obwohl Fed-Chef Jerome Powell tags zuvor gesagt hatte, dass dies seitens der Notenbank derzeit nicht gesehen werde.
Während das Fed den Leitzins um 25 Basispunkte (BP) erhöhte, waren es bei der SNB gleich 50 BP. Darunter litten vor allem Finanzwerte. Die SNB hätte zwar Grund gehabt, nach der erzwungenen CS-Rettung das Tempo bei der Inflationsbekämpfung etwas zurückzufahren, nun habe sie aber ein klares Zeichen gesetzt, meint dazu etwa Lombard Odier in einem Kommentar. Die SNB habe zudem weitere Zinserhöhungen signalisiert, vor allem wegen des hohen Preisdrucks, schreibt Mirabaud. Die UBS rechnet mit einem Zinsschritt um 25 BP im Juni auf 1,75%. Wenn die Inflation in der zweiten Jahreshälfte wieder nahe der 2-Prozent-Marke liege, dürfte die SNB für den Rest des Jahres auf weitere Zinsanhebungen verzichten. Zinssenkungen seien wohl erst 2024 ein Thema, so die Grossbank.
Der FuW Swiss 50 notiert zum Handelsschluss um 0,13% tiefer bei 2157,04 Punkten. Der SMI schloss nach einem Tagestief auf 10'654 Zählern noch um 0,59% tiefer auf 10'718,54 Punkten. Der SLI büsste 0,47% ein auf 1701,56 und der SPI sank 0,37% auf 14'070,16 Zähler. 17 Verlierern im SLI standen zwölf Gewinner gegenüber. Alcon schlossen unverändert.
Den stärksten Abschlag verbuchten Finanzwerte wie die Grossbanken UBS (-4,3%) und Credit Suisse (-3,6%) und die Versicherer Swiss Life (-4,3%) und Swiss Re (-1,5%). Damit notierten CS in etwa in dem Bereich der dem Umtauschverhältnis von 22,48 CS-Aktien für eine UBS-Aktie entspricht.
Positive Ausnahme bildeten - wie vermehrt in den letzten Tagen - die Titel von Privatbanken wie Julius Bär (+2,5%), der Bank Vontobel (+1,2%) oder von Swissquote (+3,5%), die ebenfalls stark gefragt waren.
Zu den Verlierern zählten aber auch Zykliker wie Swatch (-2,0%) und Schindler (-2,5%), Holcim (-1,8%), AMS Osram (-1,09%), SGS oder ABB (je -0,5%). Dabei setzten die Abstufungen von Barclays die Anteile von Swatch und von Morgan Stanley die von Schindler noch zusätzlich unter Druck.
Keine Unterstützung kam von den Schwergewichten, wobei sich Nestlé (-0,02%) und Novartis (-0,5%) weniger schlecht schlugen als Roche (-1,0%).
Neben Bär waren auch Wachstumstitel wie Sonova (+3,1%) gefragt. Sie profitierten von einem Kommentar der Deutschen Bank. Demnach soll der Hörgerätehersteller Marktanteile im Geschäft mit US-Kriegsveteranen gewonnen haben.
Straumann (+1,4%) und Kühne + Nagel (+0,4%) waren ebenfalls gesucht. Sie zählen zu den Kandidaten für einen Aufstieg in den SMI. Denn eine von ihnen dürfte die der CS ersetzen, die im Zusammenhang mit der Übernahme durch die UBS aus dem Leitindex herausfallen.
VAT (+2,2%) wurden im Sog der anziehenden US-Technologiewerte gekauft. Givaudan (+1,3%) setzten den Aufwärtstrend fort. Im Plus notierten dank einer positiven Einschätzung von JPMorgan zudem Richemont (+0,6%).
Im breiten Markt brachen Zur Rose (-13,5%) nach enttäuschenden Ergebnissen deutlich ein. Dagegen legten Hochdorf (+11%) und Meyer Burger (+17%) nach Zahlen kräftig zu. Leonteq (-2,3%) litten unter Meinungsverschiedenheiten mit Grossaktionär Raiffeisen.
Wallstreet: Erholung nach Rückschlag am Vortag
Auf den Rückschlag an den US-Börsen nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank ist am Donnerstag eine Erholung gefolgt. Die Erwartungen, dass die Leitzinsen in den USA in diesem Jahr doch noch sinken könnten, seien nach wie vor hoch, hiess es am Markt. Und das, obwohl Notenbank-Chef Jerome Powell tags zuvor gesagt hatte, dass dies derzeit von den Währungshütern nicht gesehen werde. Dagegen könnten die Zinsen, falls dies nötig werden sollte, über das erwartete Mass hinaus angehoben werden.
Der Dow Jones Industrial legte im frühen Handel um 0,91% auf 32’320,10 Punkte zu, nachdem er am Vortag 1,6% eingebüsst hatte. Der marktbreite S&P 500 gewann 1,16% auf 3982,78 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es sogar um 1,92% auf 12’808,30 Punkte nach oben. Damit machte der überwiegend mit Technologieaktien bestückte Auswahlindex seine Vortagesverluste mehr als wett.
Allgemein erholten sich vor allem Bankenwerte, nachdem sie am Mittwoch nach Äusserungen der US-Finanzministerin erneut verkauft worden waren. Janet Yellen hatte gesagt, dass eine «pauschale» Einlagensicherung zur Stabilisierung des US-Bankensystems nicht in Erwägung gezogen werde.
Unter den Regionalbanken stiegen First Republic Bank , um 6,5% und Western Alliance Bancorp um 8,3%. PacWest Bancorp und New York Community Bancorp legten ebenfalls zu, allerdings nicht ganz so stark. Auch die Anteile der Branchenriesen, etwa die von JPMorgan und Goldman Sachs im Dow legten zu.
Die Anteilsscheine der Kryptowährungsbörse Coinbase brachen indes um knapp 15% ein, nachdem sie sich zuletzt erst etwas berappelt hatten. In einem schon länger schwelenden Streit droht ihr nach eigener Aussage die US-Börsenaufsicht SEC wegen einiger Produkte mit einer Klage.
Für die Papiere von Block Inc (früher Square) ging es um knapp 17%abwärts. Hindenburg Research hat nach eigenen Angaben Aktien des US-Zahlungsdienstleisters leer verkauft, wettet also auf fallende Kurse. Im Januar hatte die für Leerverkäufe bekannte Gesellschaft an der Börse gegen das Unternehmensimperium des indischen Milliardärs Gautam Adani gewettet und dessen Aktien zum Absturz gebracht.
Deutliche Gewinne verzeichneten dagegen die Papiere des Bauunternehmens KB Home nach vorgelegten Zahlen und die von Accenture , die beide jeweils um die 7%zulegten. Accenture gab ebenfalls Quartalszahlen bekannt, senkte zugleich aber die Jahresziele. Nun soll das Beratungsunternehmen auf Effizienz getrimmt und rund 19’000 Stellen gestrichen werden.
Bonds Schweiz: SNB-Zinserhöhung bewegt die Kurse kaum
Am Schweizer Obligationenmarkt schlagen die Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank keine höheren Wellen. Die Zinsbeschlüsse seien wie erwartet ausgefallen, heisst es von Händlern. Daher bewegten sich die Kurse auch nur wenig.
Das Fed hob am Vorabend den Leitzins um weitere 25 Basispunkte (BP) an. Zugleich gab sich die Notenbank mit Blick auf die Zukunft vorsichtiger. Analysten deuteten die Bemerkungen von Fed-Chef Jerome Powell als Möglichkeit, dass der Zinsgipfel in den USA bald oder schon jetzt erreicht sein könnte.
Auch die SNB vermied es, die Marktteilnehmer zu überraschen und hob den Leitzins wie erwartet um 50 BP auf neu 1,5% an. Damit wollen die Währungshüter weiterhin dem inflationären Druck entgegenwirken. Die SNB hat ihre (bedingte) Inflationsprognose für das laufende Jahr auf 2,6 Prozent (2,4%) und für 2024 auf 2,0 Prozent (1,8%) angehoben. 2025 erwartet sie ebenfalls 2,0 Prozent.
Damit habe die SNB ein klares Zeichen gesetzt, dass sie weiterhin aggressiv gegen den Preisdruck vorgehe, sagte Philipp Burckhardt von Lombard Odier IM. Implizit kommuniziere die SNB damit auch, dass sie sich nicht um die Finanzstabilität sorge. Dies könne durchaus als positives Zeichen gewertet werden. Möglicherweise folge im Juni der letzte Zinsschritt für diesen Zyklus. Danach dürfte die SNB pausieren.
Auch die Bank of England erhöhte den Leitzins wie erwartet trotz der hohen Inflation um 25 BP.
Am Markt lösten diese Ereignisse laut Händlern keine Belebung aus. «Zuvor haben sich die Anleger zurückgehalten, weil sie auf die Zinsentscheidungen warten wollten und nun fokussieren sie sich auf die Transaktionen, die sie in der kommenden Woche machen wollen», sagt ein Händler. Dabei stünden eine mehrteilige Emission der Pfandbriefbank schweizerischer Hypothekarinstitute am kommenden Dienstag und eine Anleihe des Kantons Tessin, deren Emission aufgrund der jüngsten Marktentwicklung verschoben worden war, im Vordergrund. «Diese Woche erwarten wir dagegen keine Emissionen mehr», sagt der Händler.
Der Juni-Kontrakt des Conf-Future ist bis um 13.00 Uhr noch nicht gehandelt. Am Vortag hatte er um 119 BP auf 142,20% nachgegeben. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) gewinnt 10 BP auf 124,97%. Am Vortag war er um 55 BP gefallen.
Von den drei gehandelten Eidgenossen geben zwei nach und einer legt zu. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 1,062% und die der zehnjährigen mit 1,120% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt auf 1,105 von 1,055 von Prozent am letzten Handelstag. Noch am Montag stand der Kassazins mit 0,765 auf dem tiefsten Stand seit August 2022. Das Jahreshoch von 1,514 Prozent datiert vom 8. März.
Eurokurs hält sich über 1.09 $ - EUR/CHF nach SNB tiefer
Der Euro hat am Donnerstag gegenüber dem US-Dollar seine kräftigen Kursgewinne vom Vortag halten können und sich bei 1.09 $ stabilisiert. Zwischenzeitlich war er auf den höchsten Stand seit Anfang Februar gestiegen. Am Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 1.0905 $ und damit minimal weniger als am Morgen.
Gegenüber dem Franken ist der Euro auf 0.9961 $ nach dem SNB-Zinsentscheid zurückgekommen. Im frühen Geschäft hatte er bei 0.9995 noch mit der Parität geliebäugelt. Der US-Dollar hat dagegen seine Gewinne abgegeben und notiert aktuell mit 0.9134 Fr. wieder etwas tiefer als vor dem SNB-Entscheid mit 0.9150.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte im Kampf gegen die Inflation den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf neu 1,5% erhöht und trotz der Turbulenzen im Bankensektor weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Denn die Teuerung droht hartnäckig zu werden.
Der Euro konnte seine Kursgewinne nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed vom Vorabend halten. Die Zentralbank hatte ihren Leitzins wie allgemein erwartet weiter leicht angehoben. Allerdings gab sie sich mit Blick auf die Zukunft vorsichtiger. Analysten deuteten Bemerkungen von Fed-Chef Jerome Powell als Möglichkeit, dass der Zinsgipfel in den USA bald oder schon jetzt erreicht sein könnte. Dies setzte den Dollar unter Druck, während der Euro im Gegenzug etwa einen Cent zulegen konnte.
Am Donnerstag haben weitere wichtige Notenbanken ihre Leitzinsen trotz jüngster Turbulenzen in der Bankenbranche erhöht. So drehte am Morgen neben der SNB auch die Notenbank von Norwegen an der Zinsschraube. Dabei legte die norwegische Krone legte zum Dollar merklich zu.
Am frühen Nachmittag folgte die britische Notenbank mit einer weiteren Zinserhöhung im Kampf gegen die hohe Inflation. Die Bank of England hob den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25% an. Inzwischen hat er einen 15-jährigen Höchststand erreicht. Höher war das britische Zinsniveau zuletzt in der Finanzkrise 2008. Den künftigen Kurs liess die Bank of England aber weitgehend offen und kündigte für Mai eine umfassende Bewertung der Wirtschaftslage an. Das britische Pfund konnte nach der Zinserhöhung nur leicht zulegen.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88523 (0.87925) britische Pfund und 142.87 (143.13) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London bei 1983 Dollar gehandelt. Das waren etwa 13 Dollar mehr als am Vortag.
Ölpreise legen etwas zu
Die Ölpreise haben am Donnerstag etwas zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 77.42 $. Das waren 72 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 73 Cent auf 71.64 $.
Die deutlichen Kursverluste beim Dollar stützten die Ölpreise etwas. Ein schwächerer Dollar macht Rohöl in anderen Währungsräumen günstiger. Dies stützt die Nachfrage. Die US-Notenbank hatte am Vorabend zwar erneut den Leitzins leicht angehoben, aber gleichzeitig ein absehbares Ende der Zinserhöhungen signalisiert. Dies belastete den Dollar.
Die Ölpreise knüpften damit an die Kursgewinne der vergangenen Tage an. Im Zuge der Bankenturbulenzen waren die Ölpreise am Montag zeitweise noch auf den tiefsten Stand seit 15 Monat gefallen. Seitdem erholen sie sich jedoch.
AWP/REUTERS
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