Börsenbericht vom 17. März 2023Schweizer Börse schliesst klar im Minus
Der Schweizer Aktienmarkt beendet den Handel am Freitag mit Verlusten. Finanztitel standen erneut unter Druck – vor allem CS.

Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag mit klaren Verlusten beendet. Der SMI war zwar noch etwas höher in den Tag gestartet, rutschte dann aber schnell ab und verlor auch am Nachmittag weiter an Terrain. Grund für den Rückgang war laut Händlern vor allem die anhaltende Bankenkrise in den USA bzw. der Stress im internationalen Finanzsystem. Dies setzte die Finanztitel im Allgemeinen und die Papiere der Credit Suisse im Speziellen unter Druck. «Die Angst vor einer Ausbreitung der Probleme im Banksektor ist nicht gebannt. Daher wurden vor dem Wochenende auch Risiken reduziert», sagte ein Händler.
Bei Handelsbeginn war hingegen noch von recht guter Stimmung die Rede gewesen, wobei etwa die Hoffnung auf eine weniger rigide Geldpolitik, der sinkende Ölpreis und die geldpolitische Lockerung der chinesischen Notenbank als kursstützend gewirkt hatten. Auch die in der Nacht bekannt gewordene milliardenschwere Unterstützung für die US-Regionalbank First Republic durch die grössten amerikanischen Geldhäuser hatte anfänglich für Erleichterung gesorgt. Doch die Stimmung kehrte sehr schnell wieder ins Negative. «Gute Nachrichten werden an den Aktienmärkten derzeit ignoriert», meinte ein Marktbeobachter dazu.
Der SMI schloss um 0,98% schwächer auf 10'613,55 Punkten, im Tageshoch ganz zu Handelsbeginn hatte er noch etwa 180 Punkte höher notiert. Auch auf die ganze Woche war die Performance mit -1,4% erneut negativ - dies nachdem die Woche davor mit -3,8% bereits tief rot ausgefallen war. Und mittlerweile ist auch die Jahresperformance ins Minus gerutscht (-1,1%), wobei das Jahrestief seit dieser Woche neu bei 10'460 Zählern liegt.
Der FuW Swiss 50 Index fiel fiel derweil am Freitag um 1,19% auf 2'116,88 Punkte , der SLI um 1,21% auf 1674,66 und der SPI um 0,84% auf 13'905,31 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 24 im Minus und nur sechs Plus. Dass die Nervosität an den Märkte zuletzt wieder stark gestiegen ist, zeigt sich auch am «Angstbarometer» bzw. Volatilitätsindex VSMI, das allein heute wieder knapp 10% in die Höhe schoss und diese Woche auch wieder das Niveau vom letzten Oktober erreicht hat.
Keine Ruhe gab es heute erneut für die Papiere der Credit Suisse, die zum Schluss 8% einbüssten und damit ein Wochenminus von 25% verzeichneten. Nach dem Kurssturz von 24% am Mittwoch und dem Erholungsrally (+19%) gestern, haben die Verkäufe somit schon wieder überhandgenommen. Der Kurs fiel denn mit zuletzt 1.86 Fr. auch schnell wieder unter die Marke von 2 Fr., notiert damit aber weiterhin über dem Allzeittief vom Mittwoch bei 1.55 Fr. - notabene einem Kursniveau, das man sich vor kurzem noch kaum hätte vorstellen können, wie es ein Marktteilnehmer ausdrückte.
Die CS-Aktie sei mittlerweile auch etwas zum Spielball für Spekulanten geworden, hiess es im Handel. Auch Leerverkäufer seien im grossen Stil am Werk. Verstärkt worden sein könnten die Bewegungen am Freitag zudem noch vom grosse Eurex-Verfall, dem sogenannten «Hexensabbat». Die Stabilisierung nach der Hilfeleistung durch Finma und SNB vom letzten Mittwochabend hat damit nur einen Tag angedauert. Gemäss der Agentur Reuters finden deswegen bei der Bank dieses Wochenende bereits wieder Meetings statt, bei denen Szenarien für die Bank ausgearbeitet werden sollen.
Die anderen Bankenwerte wie Julius Bär (-3,2%), Partners Group (-3,0%) oder UBS (-1,2%) waren zum Wochenschluss ebenfalls unter verstärktem Druck. Vor allem aber auch Versicherungspapiere wie etwa Swiss Life (-3,4%), Swiss Re (-2,5%) oder Zurich (-1,7%) gehörten zu den grösseren Verlierern.
Aber auch die beiden Uhren- und Luxusgütertitel Swatch (-4,2%) und Richemont (-2,3%) kamen ziemlich böse unter die Räder. Für etwas Stabilität im Gesamtmarkt sorgten hingegen die Index-Schwergewichte Roche GS (+0,2%) und Nestlé (-0,4%), die deutlich unterdurchschnittlich einbüssten.
Die wenigen Gewinner stammten vor allem aus dem Bereich der Technologie- und Wachstumswerte wie AMS Osram (+4,0%), VAT (+1,3%) oder Sonova (+0,6%). Kühne+Nagel (+0,6%) profitierten laut Händlern von den stark gestiegenen Aktien des US-Mitbewerbers Fedex und einem positiven Kommentar des Brokers Bernstein.
Im breiten Markt gewannen Interroll (+7,8%) nach Jahreszahlen stark, während Medacta (+0,4%) ebenfalls nach Zahlen immerhin leicht zulegen konnten. Medartis (+7,9%) avancierten derweil ebenfalls sehr stark, nachdem das Medizintechnikunternehmen eine Kapitalerhöhung erfolgreich abgeschlossen hat.
Bonds Schweiz: Nach verhaltenem Start im Aufwind
Die Schweizer Obligationenbörse präsentiert sich zum Wochenschluss erneut fester. Nach einer wenig veränderten ersten Sitzungshälfte nahmen laut Händlern im Verlauf die Sorgen um den Zustand des US-Banksystem und damit die Verunsicherung wieder zu und an den Aktienbörsen ging es wieder bergab. Dagegen zogen die Anleihekurse an und die Renditen gingen zurück.
Die Sorgen um eine Wiederauflage der Finanzkrise von 2008 und auch um den Zustand der Grossbank Credit Suisse, deren Aktien nach der Erholung vom Vortag wieder massiv unter Druck stehen, verunsicherten die Anleger aufs Neue, heisst es am Markt. Profiteure der Entwicklung sind einmal mehr die als sicher geltenden Obligationen wie die Eidgenossen und andere Anleihen mit Staatsgarantie.
Dabei hatte in einem «historischen Schritt», wie ihn JPMorgan nennt, die in Schieflage geratene First Republic Bank milliardenschwere Unterstützung von den grössten amerikanischen Geldhäusern erhalten. Doch führte diese Aktion nicht zu einer wirklichen Beruhigung.
Dazu kommt, dass die von den Problemen im Banksektor verursachten Marktturbulenzen die Hoffnung vieler Marktteilnehmer auf eine weniger rigide Geldpolitik stärken. Am Vortag hatte die EZB zwar den Leitzins um 50 Basispunkte (BP) erhöht. Aber sie hatte nicht mehr die Absicht geäussert, die Zinsen bei den nächsten Sitzungen weiter anzuheben.
Derweil bestätigten die Inflationszahlen in der Eurozone im Februar die leicht rückläufige Gesamtteuerung. Die Konsumentenpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 von 8,6% im Januar. Die Zahlen waren im Wesentlichen aber bereits bekannt, es handelte sich um eine zweite Veröffentlichung.
Nun rücke zunehmend die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed vom kommenden Mittwoch ins Blickfeld der Anleger, heisst es. Das Fed dürfte aus Sorge vor einer Ausbreitung der Bankenkrise den Leitzins «nur» um 25 BP und nicht um 50 BP erhöhen, heisst es am Markt. Von der SNB werde dagegen ein Zinsschritt um 50 BP erwartet, meinen mehrere Händler.
Der Juni-Kontrakt des Conf-Future notiert um 14.30 Uhr um 54 Basispunkte (BP) höher auf 144,50 Prozent. Der Umsatz beträgt 17 Kontrakte. Am Vortag war der Conf um 59 BP gestiegen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index (SBI) gewinnt 43 BP auf 126,85%. Am Vortag war er um 13 BP gefallen.
Von den elf gehandelten Eidgenossen geben zwei nach und neun legen zu. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,687 und die der zehnjährigen mit 1,020% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz sinkt auf 1,042 von 1,111% am Vortag. Dies ist der tiefste Stand seit Anfang Dezember. Am letzten Mittwoch hatte der Satz dagegen bei 1,514% ein Jahreshoch markiert.
Am Primärmarkt haben in der zu Ende gehenden Woche die Engadiner Kraftwerke AG eine Anleihe über 100 Mio. und die Ferring Holding zwei Anleihen über insgesamt 410 Mio. Fr. emittiert.
Euro kann Gewinne nicht halten
Der Euro hat am Freitag anfängliche Gewinne nicht halten können. Gegen Mittag kostete die Gemeinschaftswährung 1.0630 $ und damit wieder in etwa so viel wie in der Nacht zuvor. Zwischendurch stieg der Kurs bis auf 1.7150.
Per Saldo hat sich auch der Schweizer Franken zu den Hauptwährungen gegenüber dem Stand von gestern Abend nur wenig verändert. Das EUR/CHF-Paar kostete zuletzt 0.9862 nach 0.9865, wobei das Top am Morgen bei 0.9883 lag. Für USD/CHF wurden zuletzt 0.9277 bezahlt nach 0.9291 am Vorabend, zwischendrin stieg der Kurs im Hoch bis auf knapp auf 0.93.
Die Währungen haben eine wilde Woche hinter sich. Für hektisches Auf und Ab sorgten die Bankenturbulenzen in den USA und Europa. Stark belastet wurde der Euro etwa zur Wochenmitte, als neue Probleme bei der Grossbank Credit Suisse bekannt wurden und Sorgen um die europäischen Geldhäuser aufkamen. Mittlerweile hat sich die Lage etwas beruhigt und der Euro von seinem Einbruch moderat erholt.
Konjunkturdaten stehen vor dem Wochenende nur wenige auf dem Programm. In der Eurozone bestätigten Inflationsdaten die leicht rückläufige Gesamtteuerung. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmitte stieg hingegen auf ein Rekordhoch. Die Zahlen waren im Wesentlichen bereits bekannt, es handelte sich um eine zweite Veröffentlichung.
In den USA werden am Nachmittag unter anderem Produktionsdaten aus der Industrie und eine Umfrage zur Verbraucherstimmung veröffentlicht.
Ölpreise leicht gestiegen
Die Ölpreise haben am Ende einer turbulenten Woche etwas zugelegt. Am Freitagmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 75,12 $. Das waren 42 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur April-Lieferung stieg um 77 Cent auf 69,96 $.
Die Ölpreise haben eine Woche mit herben Verlusten hinter sich. Im Tief fielen die Preise auf ihren niedrigsten Stand seit Ende 2021. Zur Belastung wurden Sorgen um den Bankensektor - zunächst in den USA, später in Europa. Ausschlaggebend waren Probleme einzelner Banken, die jedoch auf die gesamte Branche ausstrahlten.
Die Rohölpreise werden in unruhigen Marktphasen häufig in Mitleidenschaft gezogen, da Erdöl als riskante Anlageklasse gilt. Besonders deutlich sind die Rückschläge, wenn Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit auf die Erdölnachfrage möglich erscheinen. Ängste vor einer Bankenkrise gehören in diese Kategorie.
«Wir erachten diesen Preiseinbruch als übertrieben und in erster Linie spekulativ getrieben», schreiben die Commerzbank-Experten in einem Kommentar. Man erwarte eine Unterversorgung am Ölmarkt in der zweiten Jahreshälfte. Dazu dürfte auch die Nachfrageerholung in China einen Beitrag leisten.
Bitcoin kratzt an Neunmonatshoch
Der Kryptomarkt hat am Freitag weiter zugelegt. Der Bitcoin als nach Marktwert grösste Digitalwährung stieg auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 26'270 $. Das ist nur geringfügig weniger als der in dieser Woche markierte Höchststand seit Juni 2022. Auch andere Kryptowerte wie Ether legten am Ende einer turbulenten Woche zu. Der Marktwert aller knapp 23'000 Cyberwährungen betrug etwa 1,12 Bio. $.
Auch der Kryptomarkt ist in dieser Woche von den Bankenturbulenzen in den USA und Europa belastet worden. Allerdings fielen die Rückschläge wesentlich moderater aus als etwa an den Aktienmärkten oder für einige klassische Währungen. Das ist ungewöhnlich, zählen Digitalanlagen doch zu den besonders schwankungsanfälligen Finanzwerten. Deutlich belastet wurden Kryptowährungen dagegen durch die Probleme der Kryptobank Silvergate Anfang März.
Unterstützung erhielten Bitcoin und Co zuletzt von den deutlich gesunkenen Kapitalmarktzinsen. Aufgrund der Probleme im Bankensektor sind die Zinserwartungen an grosse Zentralbanken deutlich gesunken, was die Marktzinsen gedrückt hat. In den USA sind sogar wieder Spekulationen aufgekommen, die amerikanische Notenbank Fed könnte im späteren Jahresverlauf mit Zinssenkungen beginnen. Auch das hat zum allgemeinen Renditerückgang beigetragen.
Niedrigere Zinsen kommen riskanten Anlageklasse wie Digitalwährungen in der Regel zugute, weil sichere Anlagen wie Staatsanleihen dann weniger Zinsen abwerfen.
Aktien New York: Bankenkrise beunruhigt Anleger weiterhin
Der Erholung im Dow Jones Industrial vom Donnerstag folgen zum Wochenabschluss zunächst wieder Verluste. Wie verunsichert die Anleger trotz aller Massnahmen zur Eindämmung der Krise der US-Regionalbanken bleiben, hatten bereits die vorbörslich grossen Kursschwankungen gezeigt. Hinzu kommt der grosse Verfallstermin an den Terminbörsen, der die Kurse oftmals auch zappeln lässt.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel am Freitag im frühen Handel um gut ein halbes Prozent auf 32’029,18 Punkte, und für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,38% auf 3945,29 Punkte abwärts. An der Technologiebörse Nasdaq hielt sich der Nasdaq 100 besser. Er schwankte um seinen Vortagesschluss und notierte zuletzt 0,11% im Plus bei 12’595,43 Zählern.
In einem «historischen Schritt», wie ihn JPMorgan nennt, hatte die in Schieflage geratene First Republic Bank milliardenschwere Unterstützung von den grössten amerikanischen Geldhäusern erhalten. Die zögerliche Stabilisierung der Papiere der First Republic Bank der Vortage erhielt am Freitag dennoch einen neuerlichen Dämpfer. Ihr Kurs sackte um ein Fünftel ab. Mit gut 27 $ liegt dieser aber noch deutlich über dem Tief am Montag bei 17,53 $. SVB Financial, die Mutter der Silicon Valley Bank - Auslöser der aktuellen Krise - beantragte inzwischen Gläubigerschutz nach dem «Chapter 11» des US-Insolvenzrechts.
Gespannt warten die Anleger, wie die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche auf die Krise reagieren wird. Die Währungshüter in Europa hatten sich tags zuvor nicht von ihrem Anti-Inflations-Kurs abbringen lassen, und die Leitzinsen erneut deutlich erhöht. Von der Fed erwarten die Experten der Credit Suisse derweil eine «restriktive Pause». Die Zinswende wird kurz ausgesetzt, es werden aber weitere Schritte signalisiert - so ihre Theorie.
Grössere Verluste verzeichneten Finanzwerte. Die Aktien der grossen Banken JPMorgan und Goldman Sachs fielen auf den letzten Plätzen im Dow Jones jeweils um rund zweieinhalb Prozent.
Auf den Papieren des US-Pharmakonzerns Merck & Co lastete ein Studienrückschlag bei einem Lungenkrebsmittel. Die Aktien büssten rund ein Prozent ein.
Unter den weiteren Einzelwerten legten die Papiere des Deutsche-Post-Konkurrenten Fedex um gut 8% zu. Der Konzern hob seinen Prognosen an und signalisierte dabei auch Kostensenkungen, um einem geringen Paketvolumen zu begegnen.
Der Stahlkonzern US Steel überzeugte mit seinem Geschäftsausblick ebenfalls. Die Papiere gewannen 1,75%.
Und auch Analysten bewegten die Kurse. Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Warner Bros. Discovery zogen um 1,6% an, nach Empfehlungen durch Wolfe Research und Wells Fargo.
Asien/Pazifik: Robuster Wochenabschluss
Nach einer turbulenten Woche im Zuge der Krise der US-Regionalbanken zeichnet sich an den asiatischen Börsen ein versöhnlicher Wochenabschluss ab.
Der japanische Nikkei 225 hat ihn mit einer Erholung um 1,2% auf 27’333 Punkte bereits in trockene Tücher gebracht. Tags zuvor war er mit 26’632 Punkten zeitweise noch auf das tiefste Niveau seit rund fast Monaten abgesackt. Die Anleger schlossen sich der Sichtweise der Wallstreet an, wo auf eine Zinspause der Notenbanken gehofft wird, auch wenn die Europäische Zentralbank tags zuvor noch einmal kräftig an der Schraube drehte.
Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungsregion Hongkong kletterte zuletzt um 1,5% auf 19’500 Punkte. Er war im Wochenverlauf noch auf das Niveau von Ende Dezember zurückgefallen. Der CSI-Index mit den 300 wichtigsten Werten der Börsen Shanghai und Shenzhen gewann ein halbes Prozent auf 3958 Punkte.
Am australischen Aktienmarkt stieg der S&P ASX 200 um 0,4% auf 6994 Punkte.
AWP/REUTERS
Fehler gefunden?Jetzt melden.