Börsenbericht vom 27. Januar 2023Schweizer Börse traut sich kaum voran
Nachlassende Inflationssorgen haben die Schweizer Börse am Freitag gestützt.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nach einem Verlauf in einer engen Spanne etwas höher geschlossen und damit auch einen kleinen Wochengewinn erzielt. Dabei verlief das Geschäft laut Händlern in ruhigen Bahnen. Auch gute US-Konjunkturzahlen konnten den Markt kaum beeinflussen. So fielen die persönlichen Einkommen und Ausgaben der US-Konsumenten sowie der PCE-Deflator, das von der US-Notenbank Fed bevorzugte Inflationsmass, wie von Analysten erwartet aus. Daten vom Immobilienmarkt und das Konsumklima waren dagegen besser als erwartet und die die kurzfristigen Inflationserwartungen der Konsumenten sind zudem gesunken.
Kommenden Mittwoch werden die US-Notenbank Fed und am Donnerstag die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsentscheidungen veröffentlichen. Während die EZB den Leitzins wohl nochmals um 50 Basispunkte anheben dürfte, wird vom Fed ein kleinerer Schritt von noch 25 BP erwartet. Ökonomen erwarten sich aber von den Geldhütern auch mehr Klarheit über Ausmass und Tempo weiter Zinsschritte. Davon dürfte auch abhängen, ob der seit Jahresanfang bestehende Aufwärtstrend anhalten werde, heisst es weiter. Derzeit seien die Anleger zwischen durchwachsenen Quartalsberichten und angekündigten Stellenstreichungen und guten Konjunkturdaten hin und hergerissen. Daher hätten sich die Anleger vor der Bekanntgabe der Zinsentscheidungen von Fed und EZB an die Seitenlinien zurückgezogen, sagte ein Händler.
Der FuW Swiss 50 Index schloss mit 0,27% im Plus auf 2216,80 Punkte. Der SMI schloss mit 11'332,30 Punkten um 0,13% höher. Damit hat der Leitindex im Wochenvergleich ein minimales Plus von 0,03% verbucht. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 0,17% auf 1778,03 und der breite SPI 0,13% auf 14'552,26 Zähler. Im SLI standen 18 Gewinner zwölf Verlierern gegenüber.
Die Gewinnerliste wurde von den Aktien der Softwareschmiede Temenos (+3,1%) angeführt. Sie setzten damit den Höhenflug seit Jahresanfang fort. Ein Händler sprach von spekulativen Käufen der günstig bewerteten Aktien. Dies sei wohl ähnlich wie bei SoftwareOne (+1,0%), denen am Vortag ebenfalls Spekulationen zu einem Kursplus verholfen hätten.
Dahinter folgten die Anteile des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (+2,6%), die im Zuge eines guten Kommentars von Stifel gefragt waren. Mit Holcim (+2,19%) und Zehnder (+3,4%) waren weitere Bauzulieferer gefragt. Zudem hatten sich neu auch JPMorgan und Kepler Cheuvreux zuversichtlich über die Aussichten des Zementriesen geäussert.
Den Uhrenherstellern Swatch (+1,7%) und Richemont (+1,1%) kamen die starken Zahlen und Kommentare des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH sowie China-Fantasie zugute, hiess es am Markt.
Bei den Banken wurden CS (+1,2%) gegenüber der Konkurrentin UBS (-0,2%) bevorzugt. UBS veröffentlicht am kommenden Dienstag das Jahresergebnis. Bei den Versicherern lagen Swiss Re (-1,0%) nach dem Abgang des Underwriting-Chefs Thierry Léger klar im Minus. Zurich (-0,3%) und Swiss Life (+0,2%) schlugen sich besser.
Die stärksten Abgaben verbuchten aber die SGS-Aktien (-2,9%). Schon am Vortag waren die Papiere nach den Jahreszahlen zurückgekommen. Kepler Cheuvreux hatte den Titel auf «Reduce» von «Hold» zurückgestuft.
Ebenfalls unter Abgaben litten Givaudan (-0,8%) und Straumann (-1,0%) Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Anstiegen. Lonza (+0,04%) legten nach dem Höhenflug der Vortage nach Bilanzvorlage eine Pause ein.
Trotz Umsatz- und Gewinnrückgang beim Chip-Riesen Intel schlossen Logitech (+1,6%), AMS Osram (+0,6%) und VAT (+0,4%) fester. Dagegen gaben in den hinteren Reihen Comet (-0,5%) und U-blox (-0,7%) nach. Inficon (+0,2%) und Sensirion (+0,7%) legten dagegen zu.
Bei den drei Schwergewichten, die am Vortag den SMI ins Minus gedrückt hatten, setzten Novartis (-0,1%) und Nestlé (-0,2%) den Abwärtstrend fort. Roche (+0,1%) hielten sich hingegen gut.
Einen Kurssprung um gut 10% machten Starrag. Der Maschinenbauer hatte für 2022 mehr Umsatz und Aufträge vermeldet.
New York: Ohne klare Richtung - Dow im Minus - Nasdaq im Plus
Die US-Börsen haben sich am Freitag im frühen Handel richtungslos gezeigt. Ein sehr schwacher Ausblick des Chip-Riesen Intel belastete nur kurzzeitig. Die Konjunkturdaten des Tages wirkten ebenfalls nicht richtungsweisend. Vielmehr dürften die Anleger verstärkt auf die am Mittwoch anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed warten.
Der Dow Jones Industrial gab im frühen Geschäft zuletzt um 0,20% auf 33 880,89 Punkte nach. Die Verluste aus der Woche zuvor hätte der Wall-Street-Index damit dennoch weitgehend wieder ausgebügelt. Der marktbreite S&P 500 verlor am Freitag 0,16% auf 4054,00 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 hielt sich mit 0,10% im Plus auf 12 063,05 Punkte, womit er zurück ist auf dem Stand von Mitte Dezember.
Den wie erwartet ausgefallenen Daten des Handelsministeriums zufolge stiegen in der weltgrössten Volkswirtschaft die Einkommen im Dezember leicht, während die Konsumausgaben etwas zurückgingen. Zugleich befindet sich die hohe Inflation weiter auf dem Rückzug. Ian Shepherdson, Volkswirt bei Pantheon Macroeconomics, erwartet daher, dass sich die Ausgaben im Januar weiter erholen, aber das erste Quartal insgesamt schwach sein wird.
Diese Einschätzung untermauerten die kurz nach dem Handelsstart veröffentlichten Konsumklima-Daten für Januar der Universität Michigan. Einer zweiten Schätzung zufolge fielen sie etwas besser als erwartet aus. Zudem gab es starke Daten vom Häusermarkt.
Alles in allem wird laut Börsianern daher unverändert erwartet, dass die Fed am kommenden Mittwoch ihr Zinsstraffungstempo verringern wird. Nach mehreren kräftigen Anhebungen um 0,75 Prozentpunkte im vergangenen Jahr und einem Schritt um 0,5 Punkte im Dezember wird mit einer Zinsanhebung um 0,25 Punkte gerechnet.
Unternehmensseitig erholte sich die Intel-Aktie leicht von ihrem prozentual zweistelligen Verlust zum Handelsauftakt. Sie gab zuletzt als Schlusslicht in Dow und Nasdaq 100 um 7,3% nach. Der Prozessorhersteller enttäuschte nicht nur mit einem schwachen Schlussquartal 2022, sondern gab auch eine düstere Prognose für das laufende erste Quartal ab.
Ein paar Unternehmen aus der Branche wurden davon in Mitleidenschaft gezogen, andere enttäuschten ihrerseits die Anleger. So blieb etwa der Halbleiterausrüster KLA mit seiner Umsatzprognose für das dritte Geschäftsquartal hinter den Expertenerwartungen zurück. Die Papiere sackten um 4,9% ab, waren allerdings am Vortag nach einer längeren Kursrally auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gestiegen.
Die Anteile von Chevron , die am Vortag angesichts eines angekündigten milliardenschweren Aktienrückkaufs kräftig gestiegen waren, büssten nach Intel an zweitletzter Stelle im Dow nun 3,6% ein. Der Öl- und Gaskonzern hatte im Schlussquartal 2022 mit seinem Gewinn enttäuscht.
Die Index-Spitze nahmen American Express mit plus 10% und mit Abstand an zweiter Stelle Visa mit plus 2,6% ein. Der Kreditkartenanbieter Visa überzeugte mit gesteigerten Gewinnen und Erlösen. Konkurrent AmEx überzeugte vor allem mit seinem starken Ausblick.
Bonds Schweiz: Erneut etwas schwächer - Zentralbanken im Fokus
Die Schweizer Obligationenbörse präsentiert sich zum Wochenschluss erneut schwächer. Das Geschäft verlaufe in ruhigen Bahnen. Die Anleger hätten sich vor den in der kommenden Woche bevorstehenden Zinsentscheidungen mehrerer Zentralbanken an die Seitlinien zurückgezogen.
Konjunkturdaten aus der Eurozone beeinflussten das Geschehen kaum, heisst es am Markt. Die Geldmengen M1 und M3 wuchsen im Dezember deutlich schwächer als im Vormonat, die Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen fiel ebenfalls schwächer aus. Die Daten stehen etwas im Widerspruch zu jüngsten Konjunkturindikatoren, die auf eine wirtschaftliche Belebung hingedeutet haben.
Nun stehen am Nachmittag noch einige schwergewichtige US-Preis- und Konjunkturdaten auf dem Programm. So werden die Konsumausgaben, die Hausverkäufe und das Konsumklima der Universität Michigan veröffentlicht, das auch Angaben zu den Inflationserwartungen der Konsumenten enthält. Diese könnten die Entscheidungen des Fed noch beeinflussen, heisst es.
Die Ergebnisse der Zinsberatungen von US-Notenbank Fed, Europäischer Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) werden am kommenden Mittwochabend beziehungsweise am Donnerstag veröffentlicht. Dabei dürften die drei Zentralbanken die Zinsschraube weiter anziehen. Vom Fed wird allerdings «nur» noch eine Drehung um 25 Basispunkte (BP) und nicht mehr um 50 BP erwartet. Dagegen dürfte die EZB ihren Leitzins um 50 BP erhöhen. Doch noch vor den Zentralbanksitzungen werden am Dienstag und Mittwoch die Inflationsraten aus Deutschland und der Eurozone veröffentlicht.
Dank des regen Emissionsgeschäft sei auch der Handel am Sekundärmarkt über die Woche betrachtet nicht schlecht gewesen. Am Berichtstag kündigte die First Swiss Mobility AG drei Tranchen (Class A, B und C Notes) mit Laufzeit bis 2026 an.
In der zu Ende gehenden Woche wurden insgesamt 5 Anleihen über total 942 Mio. Fr. emittiert. Davon entfallen allerdings 652 Mio. auf das Triopack der Pfandbriefzentrale der Kantonalbanken. Laut Händlern könnte die kommende Woche wieder etwas aktiver werden. «Es stehen einige in- und ausländische Schuldner in den Startlöchern», sagt ein Händler.
Der März-Conf-Future ist bis zur Berichtszeit um 13.30 Uhr noch nicht gehandelt. Am Vortag war der Conf um 8 BP auf 142,25% gesunken. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index gibt um 30 BP nach auf 125,58% nach einem Minus von 14 BP am Tag zuvor.
Die fünf gehandelten Eidgenossen notieren schwächer. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,949 und die der zehnjährigen mit 1,225% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt auf 1,231 von 1,203% am Vortag.
Devisen: Euro gibt zu Dollar und Franken nach
Der Euro hat am Freitag etwas nachgegeben. Die europäische Gemeinschaftswährung kostet am Nachmittag 1.0842 $. In der Nacht zum Freitag hatte er noch bei 1.09 $ notiert.
Auch das Euro/Franken-Paar hat sich ein Wenig abgeschwächt und sich dabei wieder stärker der Parität angenähert. Aktuell kostet das Währungspaar 1.0004 nach 1.0033 noch am Mittag. Am Morgen notierte es bei 1.0023 Franken. Der US-Dollar hat sich dagegen im ganzen Tagesverlauf kaum bewegt und wird derzeit zu einem Kurs von 0.9227 Fr. gehandelt nach 0.9223 Fr. am Morgen.
Etwas belastet wurde der Euro durch robuste Konjunkturdaten aus den USA. So hat sich das Verbrauchervertrauen laut einer Umfrage der Universität von Michigan im Januar stärker als erwartet aufgehellt. Auch Daten von US-Immobilienmarkt fielen besser als erwartet aus.
Viele Anleger hielten sich am Devisenmarkt eher zurück, da in der kommenden Woche viele wichtige Ereignisse anstehen. Mit der EZB und der US-Notenbank werden die beiden wichtigsten Notenbanken über ihre Zinsen entscheiden. Zudem stehen in der Eurozone und in den USA eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten auf dem Kalender.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.87885 (0.87945) britische Pfund und 141.10 (141.38) japanische Yen fest.
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London bei 1923 $ gehandelt. Das waren etwa 6 $ weniger als am Vortag.
Ölpreise geben etwas nach
Die Ölpreise haben am Freitag etwas nachgegeben. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 86.82 $. Das waren 67 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 90 Cent auf 80.11 $.
Belastet wurden die Ölpreise durch einen gestiegenen Dollarkurs. Das stärker als erwartet gestiegen US-Konsumklima stützte am Nachmittag den Dollar. Ein höherer Dollar macht Rohöl für Käufer aus anderen Währungsräumen teurer.
Die zu Ende gehende Woche verlief am Rohölmarkt ruhig. Hoffnungen liegen am Ölmarkt in dem weniger strengen Corona-Kurs Chinas. Nach der Abkehr von den äusserst strikten Pandemie-Vorkehrungen wird auf eine konjunkturelle Belebung mit steigendem Energieverbrauch gesetzt. Das unterstützt die Erdölpreise.
Das Ölförderkartell Opec+ wird nach Einschätzung der Commerzbank an seiner Förderpolitik festhalten. Das ministerielle Beobachtungskomitee trifft sich an diesem Mittwoch. Es dürfte laut Commerzbank empfehlen, dass das erweiterte Produktionskartell an der vereinbarten Produktionsmenge festhält, obwohl Länder wie Nigeria und Angola ihre Förderziele merklich unterschreiten.
AWP/REUTERS
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