Börsenbericht vom 24. Januar 2023Schweizer Börse tritt auf der Stelle
Trotz besser als erwarteter Wirtschaftszahlen blieben die Anleger am Schweizer Aktienmarkt skeptisch.

Am Schweizer Aktienmarkt haben sich die Anleger am Dienstag zurückgehalten. Den gesamten Handelsverlauf pendelte der Leitindex SMI um den Stand vom Vortag in einer Bandbreite von rund 70 Punkten, um dann letztendlich auf dem gleichen Punktestand vom Vortagesschluss zu schliessen. «Die konjunkturelle Situation scheint sich in Europa weiter aufzuhellen und wird trotzdem eher argwöhnisch betrachtet», kommentierte ein Marktbeobachter die Stimmung. So hat sich im Euroraum die Unternehmensstimmung im Januar weiter verbessert.
Erstmals seit einem halben Jahr deutet sie wieder auf Wirtschaftswachstum hin, womit sich laut Börsianern ein erster Silberstreif am Konjunkturhorizont abzeichnet. In den USA sei die Lesart aber eine komplett andere: Dort führten die besser als erwarteten Konjunkturdaten direkt zu Zinsängsten und potentiellen Renditeanstiegen, hiess es am Markt weiter. Auch zahlreiche jüngste Unternehmensnews inklusive massivem Stellenabbau wurden von Anlegern negativ beurteilt.
Der FuW Swiss 50 Index steigt schliesslich um 0,35% auf 2206,44 Punkte. Der SMI ging unverändert zum Vortag bei 11'406 Punkten aus dem Handel. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Schwergewichte stärker gekappt sind, stieg um 0,19% auf 1773,65 Zähler. Der breite SPI schloss ebenfalls unverändert bei 14'650 Zähler. Im SLI legten 15 der 30 Titel zu, 13 gaben nach und zwei schlossen unverändert.
Im Fokus standen die Aktien von Swatch (+5,1%) und Logitech (+3,4%), die mit Ergebnissen aufgewartet haben und die Kursgewinne bis zum Schluss immer weiter ausbauen konnten. Der Uhrenkonzern hat 2022 Umsatz und Gewinn gesteigert, mit den Ergebnissen aber die Markterwartungen verfehlt. Für 2023 aber schliesst Swatch ein Rekordergebnis mit zweistelligem Wachstum nicht aus. Die Schweizer Uhrenexporte stiegen im vergangenen Jahr derweil auf ein Rekordhoch, wie ebenfalls am Dienstag bekannt wurde.
Dahinter blieben die Titel von Rivale Richemont (+0,4%) zurück. Allerdings hatte der Titel bereits nach der eigenen Vorlage der Quartalszahlen vergangene Woche massiv zugelegt.
Der Computerzubehör-Spezialist Logitech hatte derweil die vor rund zwei Wochen vorab veröffentlichten Vorabzahlen für das Weihnachtsquartal nun mehr oder weniger bestätigt. Umsatz und Gewinn sind zwar stark eingebrochen. Händler reagierten jedoch erleichtert, dass das Ergebnis nicht noch schlechter ausgefallen sei, hiess es am Markt. Angeblich wussten die Firmenlenker ausserdem an der Analystenkonferenz am Nachmittag zu überzeugen.
Allerdings waren Logitech am Tag der Gewinnwarnung vor knapp zwei Wochen um 17% eingebrochen und stehen auch nach dem Plus vom Dienstag seit Anfang Jahr 2023 immer noch klar im Minus. 2022 hatten die Papiere mit -26% ebenfalls überdurchschnittlich verloren.
Zurich (+2,6%), Swiss Life (+2,1%) und Swiss Re (+1,7%) profitieren von einer Stärke bei europäischen Versicherungsaktien, hiess es unter Händlern. Diese würden mittlerweile als zurückgeblieben gelten. Die Bankentitel im Finanzsektor - CS (+1,1%), Julius Bär (+0,6%) und UBS (+0,4%) - legten moderater zu.
Zur Belastung für den SMI wurden hingegen die schwergewichtigen Nestlé (-0,6%), aber auch Novartis (-0,4%) und Roche (unv.) bremsten den Leitindex aus. Zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips gehören weitere defensive Werte wie Alcon (-2,8%) sowie Technologiewerte wie AMS-Osram (-1,9%) oder Temenos (-0,7%). Auch Lonza (-1,9%) waren vor der Zahlenpräsentation am (morgigen) Mittwoch unter Druck.
Grösste Gewinner im SPI waren Crealogix (+13%), nachdem der Software-Dienstleister im ersten Halbjahr 2022/23 wieder schwarze Zahlen geschrieben hat. Im vergangenen Jahr hatte der Titel allerdings 64% verloren. Auch Komax (+3,9%) und Basilea (+1,0%) legten nach Zahlen zu. Hingegen schlossen Medacta (-3,7%) und Autoneum (-3,1%) nach Analystenkommentaren schwächer.
Dow im Plus – S&P und Nasdaq weitgehend erholt
Die US-Börsen haben am Dienstag ihre moderaten Verluste vom Handelsauftakt weitgehend wettgemacht. Dem bekanntesten Wall-Street-Index Dow Jones Industrial gelang sogar der Sprung ins Plus. Unternehmen sorgten im Zuge der allmählich an Fahrt aufnehmenden Berichtssaison nicht nur für lange Gesichter, sondern konnten auch hier und da überzeugen. Die kurz nach dem Handelsstart veröffentlichten Stimmungsdaten aus der US-Industrie und dem Dienstleistungssektor wirken sich dagegen kaum aus.
Der Dow rückte im frühen Handel zuletzt um 0,09% auf 33’658,24 Punkte vor. Der marktbreite S&P 500 erholte sich weitgehend und gab nur noch um 0,07% auf 4017,05 Zähler nach. Der technologielastige Nasdaq 100 machte seine Auftaktverluste ebenfalls fast wett und verringerte sein Minus auf 0,09% und damit auf einen Stand von 11’861,83 Punkten.
Die von S&P Global ermittelten Stimmungsdaten für Januar fielen einer ersten Schätzung zufolge besser als erwartet aus. Beide Werte liegen aber weiterhin unter der Schwelle von 50, die Wachstum signalisiert. Den US-Kennzahlen von S&P für die Industrie und den Dienstleistungssektor wird allerdings nicht dieselbe hohe Bedeutung beigemessen wie dem «alteingesessenen» ISM-Index, der etwas später im jeweiligen Berichtsmonat veröffentlicht wird.
Unternehmensseitig kommt die Berichtssaison allmählich in die Gänge. Bevor der Software-Hersteller Microsoft nachbörslich seine Quartalszahlen bekannt gibt, standen im Dow zunächst der Versicherer The Travelers, der Mischkonzern 3M, der Konsumgüter- und Pharmahersteller Johnson & Johnson und der Mobilfunkanbieter Verizon mit ihren Geschäftsberichten im Blick. Im späteren Handelsverlauf wird zudem der Kreditkartenanbieter Visa Zahlen vorlegen.
Die Travelers-Aktie setzte sich mit plus 1,8% an die Index-Spitze. Zwar bekam der Schadenversicherer den heftigen Wintersturm in den USA und Kanada Ende 2022 finanziell deutlich zu spüren, dennoch sorgte die viel beachtete Schaden-Kosten-Quote für Erleichterung unter den Anlegern, denn sie fiel besser als erwartet aus. Am Dow-Ende sackten 3M dagegen nach einem deutlichen Rückgang des Gewinns, der auch bereinigt unter den Analystenschätzungen lag, sowie nach Aussagen zum Jahr 2023 um 6,2% ab.
Johnson & Johnson verloren 1,0%. Weniger verkaufte Covid-Impfungen und der starke Dollar bremsten das Unternehmen im Schlussquartal des vergangenen Jahres aus. Für Verizon dagegen ging es nach einem kräftigen Auf und Ab zum Börsenstart zuletzt um 1,6% nach oben. Der überraschend starke Gewinn im vierten Quartal überzeugte die Anleger allem Anschein nach, denn die Prognose des Telekomunternehmens zum neuen Jahr liegt unter der Markterwartung.
Im Blick standen zudem die Papiere des Autozulieferers Magna , die an der NYSE 7,5% verloren. Das kanadisch-österreichische Unternehmen senkte seine Schätzung für die Ebit-Marge 2022 und enttäuschte damit die Anleger.
Bonds Schweiz: Leicht höhere Kurse
Der Schweizer Obligationenmarkt notiert nach Tagen sinkender Kurse am Dienstag etwas fester. So entspannen sich die Franken-Swapsätze, die zuletzt wieder merklich angezogen hatten. Das Geschäft verläuft laut Händlern ruhiger als in den vergangenen Sitzungen. Am Graumarkt nimmt die Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken mit einer dreiteiligen Emission insgesamt 652 Mio. Fr. auf.
Der Markt schwanke weiterhin zwischen den gegensätzlichen Signalen der grossen Zentralbanken hin und her. Während in den USA die Marktteilnehmer aufgrund der jüngsten Äusserungen von US-Notenbank-Vertretern auf eine weniger restriktive Geldpolitik und eine sanfte Landung hoffen können, sprachen sich die EZB-Mitglieder für weitere grosse Zinsschritte aus. Und auch in der Schweiz dürfte das Ende der Zinserhöhungen noch nicht erreicht sein.
Derweil fielen Konjunkturzahlen aus der Eurozone besser als erwartet aus - allerdings von einem tiefen Niveau aus. So hat sich das Konsumklima in Deutschland im Januar leicht aufgehellt. Und im Februar dürfte sich Stimmungslage weiter verbessern. Auch die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Januar weiter verbessert. Erstmals seit einem halben Jahr deutet sie wieder auf Wirtschaftswachstum hin. Dies seien aber erst Hoffnungsschimmer, denn die Einkaufsmanagerindizes seien auf niedrigen Niveaus und dies lasse auf eine eher geringe Konjunkturdynamik schliessen. Am Nachmittag werden in den USA ebenfalls Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht.
Am Primärmarkt hat die Pfandbriefzentrale mit drei Anleihen 652 Mio. Fr. aufgenommen. Dabei entfallen 251 Mio. auf die Laufzeit 2028, 201 Mio. auf 2032 und weitere 200 Mio. auf die Anleihe 2038. Die Swapsreads werden mit +8 BP für die Bonds 2028 und 2032 bzw. +6 BP für das 2038 fällige Papier angegeben.
Zudem wird im Laufe der Woche eine dreiteilige Transaktion von First Swiss Mobility und eine Emission der Stadt Lausanne erwartet. Die Emissionspipeline habe sich damit etwas ausgedünnt, meinte ein Händler, was aber nicht schlecht sei. Nach dem Emissionsreigen brauche der Markt einfach eine Verdauungspause. Nach einem meist aktiven Jahresauftakt folgten in der Regel einige wenige ruhigere Wochen.
Der für den Schweizer Bondmarkt wichtige März-Conf-Future notiert gegen 13.15 Uhr um 11 BP niedriger auf 141,77%. Der Umsatz beträgt allerdings nur drei Kontrakte. Am letzten Handelstag war der Conf um 73 BP gefallen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index steigt um 17 BP auf 125,59% nach -52 BP am Vortag.
Von den fünf gehandelten Eidgenossen notieren vier schwächer und einer fester. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,957 und die der zehnjährigen mit 1,264% angegeben.
Der Kassazinssatz steigt auf 1,225 von 1,188% am Vortag.
Euro gibt zum US-Dollar etwas nach
Der Eurokurs hat am Dienstag etwas nachgegeben. Zuletzt kostet die europäische Gemeinschaftswährung 1.0875 $. Am Morgen hatte er noch knapper unter der Marke von 1.09 $ notiert. Der Euro hat so seinen jüngsten Aufwärtstrend unterbrochen. Am Montag war er noch erstmals seit April 2022 über 1.09 $ gestiegen.
Auch zum Franken vermochte der Euro die Tageshöchstkurse nicht ganz zu halten. Aktuell notiert das Währungspaar EUR/CHF bei 1.0041, nachdem es bis auf 1.00685 geklettert war. Das Duo USD/CHF notiert derweil mit 0.9232 wenig verändert.
Konjunkturdaten fielen aus der Eurozone zwar besser aus als erwartet, gaben dem Euro aber keinen Auftrieb. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global stieg im Januar erstmals seit einem halben Jahr wieder in den Wachstumsbereich. Die Aussichten für die Konjunktur haben sich also aufgehellt. Einige Bankvolkswirte warnten allerdings, dass die Gefahr einer Rezession noch nicht gebannt sei. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, nannte etwa die noch nicht voll wirksamen Zinsanhebungen der Notenbanken als Belastungsfaktor.
Der entsprechende Indikator für die USA hellte sich auch etwas auf. Er signalisiert im Januar aber weiter eine Schrumpfung der Wirtschaft. Dieser Indikator wird jedoch weniger beachtet, als die entsprechenden europäischen Daten. In den Vereinigten Staaten gilt der ISM-Index als der entscheidende Frühindikator.
Unter Druck stand das britische Pfund. Die Währung wurde von schwachen Wirtschaftszahlen belastet. Der Einkaufsmanagerindex von S&P fiel im Januar auf ein Zweijahrestief und liegt mittlerweile seit einem halben Jahr in dem Bereich, der auf wirtschaftliche Schrumpfung schliessen lässt. S&P-Ökonom Chris Williamson nannte kurzfristige Belastungsfaktoren wie Streiks und die hohen Energiekosten. Zudem verwies er auf strukturelle Probleme wie den Arbeitskräftemangel und Handelsprobleme im Zusammenhang mit dem Brexit.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.88368 (0.87970) britische Pfund und 141.47 (141.65) japanische Yen fest.
Ölpreise geben nach
Die Ölpreise haben am Dienstag nachgegeben. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 87.06 $. Das waren 1.15 $ weniger als am Tag zuvor. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 97 Cent auf 80.65 $.
Nach den jüngsten Kursgewinnen setzte eine Gegenbewegung ein. Starke Impulse blieben aus. Im asiatischen Raum wird weiterhin das chinesische Neujahrsfest gefeiert. Die kräftigen Verluste der ersten Januar-Woche wurden zuletzt mehr als aufgeholt. Für Zuversicht sorgt vor allem der weniger strenge Corona-Kurs in China. Er weckt Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung und eine höhere Energienachfrage in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt.
AWP/REUTERS
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