Börsenbericht vom 25. Januar 2023Schweizer Börse schliesst knapp im Minus
Die Anleger am Schweizer Aktienmarkt bewegten sich am Mittwoch weiterhin in einem Spannungsfeld zwischen Konjunktursorgen und Inflationshoffnungen.

Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch einen insgesamt schwachen Handelstag dank einem Schlussspurt nur ganz knapp im Minus beendet. Im Handel wurde auf eine vorsichtigere Haltung der Investoren nach jüngsten Unternehmensabschlüssen aus den USA verwiesen. Die aktuelle Berichtssaison werde wohl zu einer harten Bewährungsprobe für die zuletzt wieder optimistischere Stimmung an der Börse, meinte ein Marktkommentator.
Die neuen Daten zum Ifo-Geschäftsklima in Deutschland wurden zurückhaltend aufgenommen, obwohl es mit dem Index den vierten Monat in Folge aufwärts ging. Gleichzeitig trübte sich aber die Bewertung der aktuellen Lage durch die deutschen Unternehmen leicht ein. Ins Blickfeld rückten zudem die kommende Woche anstehenden Zinserhöhungen der Notenbanken in den USA und der Eurozone. Die kanadische Notenbank preschte mit einer moderaten Zinserhöhung um 0,25% vor und signalisierte, mit weiteren Erhöhungen abwarten zu wollen.
Der FuW Swiss 50 Index schloss um 0,41% auf 2197,39 Punkte. Der SMI schloss um 0,01% im Minus auf 11'404,77 Punkten und damit auf seinem Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Schwergewichte stärker gekappt sind, gab 0,07% auf 1772,48 Zähler nach und der breite SPI ging um 0,18% tiefer bei 14'624,27 Zählern aus dem Handel. Von den SLI-Werten schlossen 22 im Minus und acht im Plus.
Die deutlichsten Abgaben im SMI/SLI entfielen auf die Titel des Hörgeräteherstellers Sonova (-2,9%), die unter einer Abstufung durch die Jefferies-Analysten auf «Underperform» litten. Die Aktien des Dentalimplantatspezialisten Straumann (-1,3%) seien in «Sippenhaft» genommen worden, hiess es im Markt.
Klar tiefer schlossen auch die Aktien des Computerzubehörherstellers Logitech (-2,5%), die damit die Vortagesgewinne nach der Publikation von Quartalszahlen teilweise wieder abgaben. Im Markt wurde auf einen Kommentar von Morgan Stanley verwiesen, der im Hinblick auf den diesjährigen Investorentag vor Enttäuschungen hinsichtlich des Geschäftsausblicks warnte.
In einem insgesamt negativen Umfeld für Bankenwerte ging es mit den Titeln der angeschlagenen Credit Suisse (-2,8%) deutlich abwärts. Weniger markant waren die Abgaben bei den Aktien der Konkurrentin UBS (-0,6%) sowie der Privatbank Julius Bär (-0,1%).
Bei den Schwergewichten drückten zwar Abgaben der Roche GS (-0,6%) auf die Indizes. Das Barclays-Research korrigierte sein Kursziel für die Titel nach unten, blieb aber bei der Empfehlung «Overweight». Dagegen drehten die Titel des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,1%) gegen Handelsende ins Plus und auch Novartis (+0,3%) schlossen mit Kursgewinnen.
Leicht fester gingen auch Givaudan (+0,1) aus dem Handel, nachdem sie am Morgen nach der Vorlage von Jahreszahlen noch im Minus gestartet waren. Der Aromen- und Duftstoffhersteller verfehlte sowohl beim Wachstum als auch bei der Profitabilität die durchschnittliche Erwartung, gleichzeitig verwies er auf den nachlassenden Anstieg bei den Rohstoffpreisen.
Klare Tagesgewinner waren die Aktien des Pharmazulieferers Lonza (+7,5%) nach der Vorlage des Ergebnisses 2022. Der Pharmazulieferer konnte mit seinen Jahreszahlen die Markterwartungen übertreffen und kündigte eine Dividendenerhöhung an. Positiv aufgenommen wurde von den Beobachtern insbesondere ein überraschend angekündigtes Aktienrückkaufprogramm.
Die Vorlage von Jahreszahlen sorgte auch am breiten Markt für teils heftige Kursausschläge. So gaben Rieter (-11,7%) stark nach, nachdem der Textilmaschinenhersteller eine Halbierung der Bestellungen vermeldete. Ähnlich unter Druck standen Landis+Gyr (-10,3%) nach gesenkten Finanzzielen für das kommende Geschäftsjahr 2023/24.
Mit Kursgewinnen gingen dafür die Aktien des Milchverarbeiters Emmi (+1,2%) aus dem Handel Deutliche Kursgewinne gab es für die Aktien des Maschinenherstellers Mikron (+11,9%). Dieser vermeldete nicht nur einen deutlichen Umsatzanstieg sondern auch einen kräftigen Sprung nach oben bei den Auftragseingängen.
Microsoft-Ausblick verdirbt US-Börsenanlegern die Stimmung
Die US-Börsen haben am Mittwoch nachgegeben. Den Anlegern verdarb vor allem der Ausblick des Software-Konzerns Microsoft die Laune. Auch der Flugzeugbauer Boeing konnte nicht überzeugen. Der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial , der sich in den drei vergangenen Handelstagen von seinen jüngsten Verlusten erholt hatte, gab nun um 1,23% auf 33 320,52 Punkte nach. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,53% auf 3955,48 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 büsste 2,25% auf 11’580,00 Punkte ein.
Microsoft und Texas Instruments hatten bereits am Vorabend nach US-Börsenschluss über ihre Geschäftsentwicklung im vergangenen Quartal Rechenschaft abgelegt. Microsoft verbuchte vor dem Hintergrund einer hohen Inflation und Rezessionssorgen das schwächste Umsatzwachstum seit mehr als sechs Jahren. Auch die Gewinne gingen deutlich zurück, was insgesamt aber im Rahmen der Erwartungen lag. Enttäuschend fiel allerdings der Ausblick auf das laufende Quartal aus. Insbesondere die angekündigte Verlangsamung des Wachstums in der zuletzt starken Cloud-Sparte Azure vergrätzte die Anleger. Mit minus 3,5% waren die Microsoft-Aktien Schlusslicht im Dow.
Die Anteilsscheine von Texas Instruments gaben im Einklang mit der sehr schwachen Nasdaq-Börse um 2,5% nach. Wegen einer gesunkenen Nachfrage gingen bei dem Chiphersteller Umsatz und Nettogewinn im vierten Quartal 2022 zurück. Das dürfte sich auch im laufenden Quartal fortsetzten, wie Texas Instruments mitgeteilt hatte.
Um 2,3% gaben die Papiere von Boeing nach. Teure Probleme mit mehreren Flugzeugtypen brockten dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern 2022 das vierte Verlustjahr in Folge ein. Dabei fiel das Minus dieses Mal noch höher aus als im Jahr zuvor. Für die Aktien des Hygieneartikelherstellers Kimberly-Clark ging es nach der Vorlage von Quartalszahlen und einem laut dem Analysehaus Bernstein «enttäuschenden Ausblick» um 2,0% abwärts. Nach Börsenschluss legen Tesla und IBM ihre Quartalszahlen vor. Ihre Aktien gaben unterdessen im schwachen Gesamtmarkt ebenfalls nach.
Dagegen stachen die Papiere des Telekomunternehmens AT&T positiv hervor. Sie zogen um 6,3% hoch. AT&T überzeugte mit einer für 2023 in Aussicht gestellten Steigerung von Umsatz und bereinigtem operativen Ergebnis. Dass der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) wegen hoher Pensionskosten und gestiegener Zinsen sinken dürfte, grämte die Anleger indes ebenso wenig wie die schwache Prognose für den freien Mittelzufluss oder der Milliardenverlust samt der Umsatzstagnation im vergangenen Jahr.
Dass der Medienmogul Rupert Murdoch seinen Unterhaltungskonzern Fox nun doch nicht wieder mit seiner Verlagsgesellschaft News Corp zusammenführen will, sorgte bei beiden Werten für deutliche Kursgewinne. Eine Kombination sei zurzeit «nicht optimal» für die Aktionäre, hatte Fox am Dienstag mitgeteilt. Für News Corp ging es an der Nasdaq um 8,5% hoch und für Fox um 2,8%.
Bonds Schweiz: Aufwärtstrend hält an
Die Schweizer Obligationenbörse präsentiert sich auch zur Wochenmitte freundlich. Die Renditen bilden sich laut Händlern im Sog sinkender Swapsätze zurück. Das Geschäft verläuft allerdings erneut eher ruhig. Erneut Zuwachs erhalten hat der Graumarkt: Die Stadt Lausanne nimmt 100 Mio. Fr. für 25 Jahre auf.
Getragen wird der freundliche Trend zum einen von den schwächeren Aktienbörsen, die nach dem starken Jahresanfang wieder ins Stocken geraten sind. Dies stärke die Nachfrage nach sicheren Anlagen. Zudem seien Anleihen nach dem jüngsten Zinsanstieg wieder eine gute Alternative.
Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster konjunktureller Frühindikator, entwickelte sich im Januar in etwa wie erwartet und beeinflusste den Mark damit nicht. Das Geschäftsklima verbesserte sich den vierten Monat in Folge, allerdings von niedrigem Niveau aus. Bankökonomen kommentierten die Zahlen positiv, warnten aber auch vor zu viel Optimismus. Einige Experten verwiesen auf die von den Unternehmen als trüber wahrgenommene Konjunkturlage. Andere nannten anhaltende Belastungsfaktoren wie die stark gestiegenen Leitzinsen.
In den USA stehen am Nachmittag keine Konjunkturdaten an. In Kanada verkündet die Zentralbank ihre Zinsentscheidung. Es wird mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte (BP) auf 4,5% gerechnet.
Vor den kommende Woche erwarteten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag verhielten sich die Anleger zurückhaltend. Beide Zentralbanken dürften die Zinsen erhöhen. Vom Fed könne aber eine Drosselung bei den Zinserhöhungen erwartet werden, heisst es. Dagegen hat die EZB den Erwartungen auf eine weniger restriktive Geldpolitik zuletzt eine klare Absage erteilt.
Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte den Leitzins weiter erhöhen, allerdings erst bei der Veröffentlichung ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung im März. CS, UBS und SGKB erwarten einen Zinsschritt um 50 BP. Im Juni wird dann ein weiterer Schritt erwartet.
Am Primärmarkt hat die Stadt Lausanne 100 Mio. Fr. für 25 Jahre aufgenommen. Die Rendite beträgt 2,06% und der Swapspread +42 BP. Dies sei verglichen mit ausstehenden Bonds des gleichen Schuldners, die mit einem Spread von +20/25 BP gehandelt würden, attraktiv. «Lausanne bezahlt daher eine schöne Neuemissionsprämie», sagte ein Händler.
Der für den Schweizer Bondmarkt wichtige März-Conf-Future notiert gegen 13.15 Uhr um 107 BP höher auf 142,67%. Gehandelt sind aber nur zwei Kontrakte. Am Vortag war der Conf um 29 BP gesunken. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index steigt um 36 BP auf 126,16% nach +38 BP am Vortag.
Die sechs gehandelten Eidgenossen notieren alle fester. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 0,969 und die der zehnjährigen mit 1,262% angegeben.
Der Kassazinssatz sinkt auf 1,134 von 1,225% am Vortag.
Euro legt zum US-Dollar etwas zu - Kanadischer Dollar unter Druck
Der Euro hat am Mittwochnachmittag etwas zugelegt. Am frühen Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0899 $, nachdem sie zuvor sogar über die Marke von 1,09 geklettert war.
Der US-Dollar hat sich auch gegenüber dem Franken etwas abgeschwächt. Das Währungspaar USD/CHF fiel unter die Marke von 0,92 - zeitweise bis auf 0,917255. Aktuell notiert der Kurs aber mit 0,9196 Fr. wieder etwas höher. Beim Duo EUR/CHF (1,0022) halten sich die Bewegungen derweil in Grenzen.
Die erneut verbesserte Stimmung in der deutschen Wirtschaft stützte den Euro somit weder zum Euro noch zum Franken kaum. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Januar den vierten Monat in Folge. Allerdings fiel der Anstieg ein wenig geringer aus als erwartet. Während die Unternehmen ihre Zukunftsperspektiven deutlich besser bewerteten, schätzten sie ihre aktuelle Lage etwas schlechter ein.
Ökonomen warnten vor zu grosser Zuversicht. «Das Ifo-Geschäftsklima befindet sich noch immer auf einem Niveau, bei dem es in der Vergangenheit regelmässig Rezessionen gab», kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er verweist zudem auf die massiven Zinserhöhungen von vielen Notenbanken. «Eine milde Rezession bleibt das wahrscheinlichere Szenario.»
Deutlich unter Druck geraten ist unterdessen der Kanadische Dollar. Die dortige Notenbank hat ihren Leitzins zwar wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Sie stellte jedoch nach acht Zinserhöhungen in Folge ein Ende der Anhebungen in Aussicht. Dies kam für die Märkte überraschend und belastete den Kanadischen Dollar.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88248 (0,88368) britische Pfund und 141,17 (141,47) japanische Yen fest.
Ölpreise steigen etwas
Die Ölpreise haben am Mittwoch leicht zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 86,47 $. Das waren 30 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte um 50 Cent auf 80,12 $.
Die am Nachmittag veröffentlichten Rohöllagerbestände aus den USA bewegten den Markt kaum. Die Ölreserven der USA sind in der vergangenen Woche leicht gestiegen. Der Anstieg lag etwas unter den Erwartungen. In den beiden Vorwochen hatten die Lagerbestände noch deutlich zugenommen.
Dem Markt fehlte es zur Wochenmitte an klaren Impulsen. Von ihrem schwachen Jahresstart haben sich die Ölpreise ungeachtet dessen erholt. Unterstützung leistete dabei nicht zuletzt der schwache US-Dollar, der Erdöl für Investoren ausserhalb des Dollarraums vergünstigt und damit deren Nachfrage stützt. Auch die weniger trüben Konjunkturaussichten für Europa tragen zu einer besseren Stimmung bei.
Kryptowährungen: Bitcoin steigt auf Mehrmonatshoch
Der Kurs des Bitcoin hat im Verlauf der letzten Woche erneut zulegen können. Die Aussichten auf nicht mehr ganz so starke Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed und die allgemein positivere Stimmung an den Finanzmärkten halten die Kryptowährung laut Marktbeobachtern auf Erholungskurs.
Am Mittwochmittag notiert der Bitcoin im Vergleich zur Vorwoche rund 4 Prozent im Plus bei 22'530 $. Die Marktkapitalisierung ist laut dem Branchenportal CoinGecko in den letzten sieben Tagen um 36 Mrd. auf rund 435 Mrd. $ gestiegen. Dieses Preisniveau erreichte die Kryptowährung zuletzt im September 2022 bevor im November das Mehrjahrestief von knapp 15'500 $ markiert wurde.
Der Bitcoin habe sich nach dem jüngsten Anstieg zwar in den letzten Tagen sehr unbeständig entwickelt. Wichtig aus Anlegersicht sei aber, dass die seit Wochen anhaltenden Gewinne nicht wieder abgegeben wurden, schreibt Analyst Craig Erlam von Oanda in einem Kommentar. Je länger dies der Fall sei, umso ermutigender seien die kurzfristigen Aussichten für Investoren.
Der aktuelle Aufwärtstrend werden nicht wie in der Vergangenheit in den hinteren Reihen des Kryptomarktes angefeuert, schreibt Matteo Bottacini von Crypto Finance. Unter dem Eindruck des für viele Anleger katastrophalen Krypto-Jahr 2022 konzentriere sich die Mehrheit der Investoren daher nun eher auf den Bitcoin als auf andere Blockchain-Währungen, was laut Bottacini «durchaus Sinn ergibt».
Dementsprechend konnte der Bitcoin im Wochenvergleich zu anderen Kryptowährungen wie Ether deutlicher zulegen. Die zweitgrösste Blockchain-Devise Ether verliert sogar im Wochenverlauf an Wert und notiert rund 1,4% tiefer bei aktuell 1545 $.
Die Gesamtmarktkapitalisierung aller auf dem Portal aufgeführten knapp 12'400 Kryptowährungen lag am Mittwochmittag noch leicht über der Grenze von 1 Bio. $ bei insgesamt 1057 Mrd. $. Der Marktanteil des Bitcoin stieg indes in den letzten sieben Tagen von 38 auf 41%.
AWP/REUTERS
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