Börsenbericht vom 8. Februar 2023Schweizer Börse schliesst im Plus
Nach den jüngsten Verlusten am Schweizer Aktienmarkt schloss die der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch positiv.

Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch zwar im Plus, aber deutlich unter Tageshoch beendet. Mit Bezug auf das Handelsgeschehen wurde auf die USA verwiesen, wo die Märkte am Vortag mit Erleichterung auf die Äusserungen von Notenbankchef Jerome Powell reagiert hatten. Dieser hatte gesagt, dass der Prozess der zurückgehenden Inflation bereits begonnen habe. Er hatte aber auch darauf hingewiesen, dass dieser Rückgang noch in einem sehr frühen Stadium sei und weitere Zinserhöhungen vonnöten sein könnten.
Nachdem diese Aussagen am Vortag an der Wall Street zum Schluss mit deutlichen Avancen quittiert worden waren, kehrte heute in der Eröffnungsphase bereits wieder ein gewisse Ernüchterung ein. Die Verluste im US-Markt führten denn auch dazu, dass der hiesige Markt am späten Nachmittag schwächelte und der SMI unter die Marke von 11'300 Punkten zurückfiel. Grundsätzlich sei der Aufwärtstrend aber weiter intakt, hiess es von Händlerseite. «Eigentlich will der Markt nach oben», fasste es einer zusammen. Das zeige sich etwa daran, dass die Anleger zumindest am Vortag aus den Fed-Aussagen einfach das herausgelesen hätten, was sie hören wollten und den Rest negierten.
Der FuW Swiss 50 Index schliesst im Minus bei 0,03% auf 2235,44 Punkte. Der SMI gewann zum Schluss noch 0,38% auf 11'276,28 Punkten. Gegenüber dem Tageshoch bei 11'362 Zählern verlor der wichtigste Schweizer Aktienindex also noch gut 85 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI legte 0,16% auf 1781,30 und der breite SPI 0,27% auf 14'522,22 Zähler zu. Von den 30 Blue Chips schlossen 16 im Plus und 14 büssten an Wert ein. Bis am Nachmittag hatten die Gewinner deutlich überwogen.
In Bezug auf die Einzeltitel war keine klare Linie auszumachen. Händler sprachen von zum Teil etwas zufälligen Kursbewegungen und verwiesen auf die Tatsache, dass von Unternehmensseite kaum wichtige News vorhanden gewesen seien.
Am Donnerstag wird das dann wieder anders sein. So werden mit Credit Suisse, Zurich und Swisscom gleich drei SMI-Titel ihre Zahlen präsentieren. Die Titel des Versicherers gehörten im Vorfeld der Zahlen heute mit +1,4% zu den grössten Gewinnern, und auch der Telekomtitel (+1,1%) war gesucht. Beide gehören auch zu den besten Dividendenzahlern im Schweizer Markt.
Die Titel der zweitgrössten Schweizer Bank (+0,6%) zeigten sich derweil relativ volatil. Nach anfänglichen Kursgewinnen fielen sie plötzlich ins Minus, um dann aber wieder in die Gewinnzone vorzurücken. Zwischenzeitlich war von Ergebnisängsten im Vorfeld der Zahlen die Rede, die sich dann aber offensichtlich wieder verflüchtigten. So oder so: Die CS dürfte morgen laut Analysten einen Jahresverlust von über 7 Mrd. Fr. präsentieren.
Grösster Gewinner waren zum Handelsschluss Kühne+Nagel (+2,8%), die laut Händlern von einer Erhöhung der Empfehlung auf «Outperfom» von «Market Perform» durch Bernstein profitierten. Der Konzern mit Sitz in Schindellegi dürfte aus neuen Trends in der Logistikbranche Kapital schlagen, meinte der zuständige Analyst unter anderen.
Auch Temenos (+1,1%) waren weit vorne zu finden. Am Vortag bereits hatten Übernahmespekulationen dem Titel massiv Auftrieb gegeben. Laut einem Bericht eines Finanzblogs sollen sich zwei Private-Equity-Firmen für den Hersteller von Bankensoftware interessieren.
Gesucht waren auch die Titel des Pharmakonzerns und SMI-Schwergewichts Novartis (+1,3%). Hier war von Umschichtungen aus anderen europäischen Pharmawerten zu hören. Der Konkurrent Roche (+0,8%) sowie das dritte SMI-Schwergewicht Nestlé (+0,3%) vermochten nicht ganz mitzuhalten.
Weiter auf den Verkaufszetteln standen derweil die Aktien von AMS Osram (-5,7%). Dies, nachdem der Aktienkurs bereits am Vortag um 17% abgestürzt war. Der Sensorenhersteller hatte über einen Riesenverlust informiert und nur einen trüben Ausblick abgegeben. Am Berichtstag sorgten dann kritische Analystenkommentare für weiteren Druck. Verluste von über 2% gab es auch für VAT, Sika und Geberit.
Auf den hinteren Rängen stachen vor allem Vontobel (-4,0%) negativ hervor. Die Vermögensverwaltungsbank hat im Geschäftsjahr 2022 einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet und musste zudem Abflüsse von Kundenvermögen hinnehmen. Gesucht waren dagegen einige kleinere Biotech-Titel wie Addex (+6,9%), Kinarus (+4,9%) oder Santhera (4,3%).
Wallstreet: Auf die Vortagesrally folgt Ernüchterung
Die US-Börsen haben nach den teils deutlichen Vortagesgewinnen wieder einen Gang zurückgeschaltet. Besonders unter Druck standen am Mittwoch die am Dienstag noch stark gestiegenen Technologiewerte.
Der Dow Jones Industrial gab am Mittwoch um 0,22% auf 34’082,12 Punkte nach. Den US-Leitindex stützte wie schon in den vergangenen Handelstagen die 50-Tage-Durchschnittslinie für den mittelfristigen Trend. Gleichzeitig zeigt sich im Bereich um 34’300 Punkte derzeit ein stärkerer Widerstand für das Börsenbarometer.
Der marktbreite S&P 500 fiel um 0,64% auf 4’137,37 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,18% auf 12’577,73 Punkte nach unten.
Am Vortag hatte US-Notenbankchef Jerome Powell in einer Rede die Notwendigkeit für weitere Zinserhöhungen betont. Zugleich sagte er, der Prozess der zurückgehenden Inflation habe bereits begonnen - und darauf stützten sich die Anleger und trieben die Kurse nach oben.
Zur Wochenmitte herrschte wieder ein Stück weit Ernüchterung. Denn der einflussreiche Notenbankchef von New York, John Williams, sagte, dass die Inflationsaussichten nach wie vor mit grosser Unsicherheit behaftet seien. Er fügte hinzu, dass die Fed bei einer Änderung der Situation schneller als mit den derzeitigen Anhebungen des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte handeln könnte.
Die Aktien von Microsoft zogen weiter an und gewannen an der Dow-Spitze mehr als ein Prozent. Der Softwarekonzern macht sich aktuell neue Hoffnungen, die Dominanz von Google bei der Web-Suche zu brechen. Mithilfe von Technologie hinter dem Text-Automaten ChatGPT sollen Nutzer Unterhaltungen mit Microsofts Suchmaschine Bing führen können.
Indes entwickelt sich auch Google in diese Richtung - die Weichen für den Wettkampf der Tech-Riesen bei künstlicher Intelligenz sind gestellt. Berichten zufolge liefert Googles neu eingeführter Chatbot Bard mit künstlicher Intelligenz allerdings nur ungenaue Antworten. Die Anteilscheine der Google-Mutter Alphabet sackten um mehr als sieben Prozent ab.
Für Bewegung sorgen auch frische Geschäftszahlen. So schnellten die Papiere von Fortinet um gut zwölf Prozent nach oben. Das Softwareunternehmen hatte robust abgeschnitten und eine besser als erwartet ausgefallene Umsatzprognose für das laufende Jahr präsentiert.
Die hauptsächlich in New York gehandelten Aktien von Manchester United profitierten mit einem Plus von rund 13% von einem Kreise-Bericht über ein mögliches Gebot aus Qatar. Laut «Daily Mail» arbeiten Investoren aus dem Emirat an einer Offerte. Diese könnte in den kommenden Tagen kommen, hiess es.
Bonds Schweiz: Schwächer
Der Schweizer Bondmarkt notiert am Mittwoch erneut schwächer. Der Aufwärtstrend der Swapsätze und Renditen hält weiter an. Trotzdem läuft das Geschäft am Primärmarkt unvermindert gut. Die Eidgenossenschaft nimmt über 1 Mrd. Fr. auf.
Händler erklären sich die höheren Zinsen unter anderem mit den Äusserungen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Er hatte am Vortag gesagt, der Prozess der zurückgehenden Inflation habe eben erst begonnen. Dieser Rückgang sei noch in einem sehr frühen Stadium und weitere Zinserhöhungen könnten nötig sein. Zuletzt hatte das Fed das Straffungstempo verlangsamt. An den Märkten wird nun spekuliert, wie weit das Fed den Leitzins noch anheben und wann sie eine Zinspause einlegen könnte.
Nach Ansicht der Credit Suisse hat die Inflation in den USA den Scheitelpunkt durchlaufen. Aber die Inflationsrate dürfte bis Ende 2023 oberhalb des Fed-Ziels von 2,0% bleiben. Damit müsste die Fed ihren Leitzins bis zum 1. Quartal 2024 auf dem Niveau von 4,75 - 5,0% halten, so die Bank.
Am Primärmarkt hat sich die Eidgenossenschaft mit der Aufstockung der drei Anleihen 2029, 2036 und 2045 insgesamt 1,06 Mrd. Fr. geholt. Dabei entfällt rund die Hälfte auf die 0,0%-Anleihe 2029. Die Renditen betragen 1,291, 1,43 bzw. 1,428%. Die Auktion sei gut gelaufen. Einmal mehr zeige das Ergebnis, dass die Nachfrage derzeit bei kürzeren Anleihen am grössten sei, heisst es am Markt.
Der Pharmazulieferer Lonza hat 300 Mio. Fr. bis September 2029 aufgenommen. Die Rendite beträgt 2,061%. Wegen der guten Nachfrage sei es zu Kürzungen bei der Zuteilung gekommen, sagt ein Händler. Zudem hat die Münchener Hypothekenbank die 1,25%-Anleihe 2027 um 50 auf neu 250 Mio. Fr. aufgestockt.
Der März-Conf-Future notiert gegen 13.40 Uhr um 70 BP tiefer auf 140,40%. Gehandelt sind 82 Kontrakte. Am Vortag war der Conf um 12 BP gefallen. Der für den Markt wegweisende Swiss Bond Index ermässigt sich um 9 BP auf 124,73% nach -41 BP am letzten Handelstag.
Bei den Eidgenossen werden elf Bonds zu tieferen und einer zu höheren Kursen rapportiert. Die Rendite zweijähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurde zuletzt mit 1,109 und die der zehnjährigen mit 1,327% angegeben.
Der zehnjährige Kassazinssatz steigt weiter auf 1,402 von 1,350% am Vortag.
Euro stabilisiert sich zu Dollar - Auch Franken wenig bewegt
Der Eurokurs hat sich am Mittwoch wenig bewegt. Damit hat er sich nach zum Teil deutlichen Verlusten der vergangenen Handelstage vorerst stabilisieren können. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0723 $ und damit in etwa so viel wie am Morgen.
Auch der Franken hat sich gegenüber den Hauptwährungen wenig bewegt. Das EUR/CHF-Währungspaar notierte am frühen Abend bei 0,9875 nach 0,9894 am Morgen, für USD/CHF wurden 0,9211 nach 0,9215 bezahlt.
Zur Wochenmitte standen keine beachtenswerten Konjunkturzahlen auf dem Programm, an denen sich Anleger orientieren konnten. Aussagen des EZB-Vizepräsidenten Luis de Guindos konnten dem Euro keinen Auftrieb verleihen. Der Notenbanker hatte in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» weitere Zinserhöhungen in der Eurozone im Kampf gegen die hohe Inflation in Aussicht gestellt.
«Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen», sagte de Guindos. Zwar gebe es «einige positive Effekte, die den Inflationsdruck abmildern». Dennoch müsse die Teuerung «weiter Sorge machen». «Ich würde nicht ausschliessen, dass es nach März zu weiteren Zinserhöhungen kommt», sagte der Spanier, ohne einen Hinweis auf die Höhe der Zinsschritte zu geben.
Am Dienstagabend hatte auch der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, die Notwendigkeit weiterer Zinsanhebungen in den USA zur Inflationsbekämpfung hervorgehoben. Wegen des robusten Arbeitsmarkts, den die Fed als zusätzliche Inflationsquelle betrachtet, müsse man möglicherweise noch stärker auf die geldpolitische Bremse treten, lies Powell durchblicken.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88800 (0,89338) britische Pfund und 140,81 (141,30) japanische Yen fest.
Bitcoin weiterhin ohne klare Richtung
Angesichts weiterhin bestehender Sorgen über den Zinskurs der Notenbanken findet auch der Bitcoin weiterhin keine klare Richtung. Mit Blick auf die seit Jahresanfang eingefahrenen und bisher gehaltenen Gewinne zeigen sich Marktbeobachter verhalten optimistisch.
Am Mittwochvormittag notiert der Bitcoin im Vergleich zur Vorwoche rund 0,9% im Plus bei 23'200 $. Die Marktkapitalisierung ist laut dem Branchenportal CoinGecko in den letzten sieben Tagen damit um 4 Mrd. auf rund 447 Mrd. $ gestiegen.
Dass Risikoanlagen wie der Bitcoin seit Jahresbeginn gut laufen ist gemäss der Schweizer Kryptobank Seba auf die Kombination mehrerer Faktoren zurückzuführen. Dazu zähle etwa die gebremste Inflation sowie die überverkaufte Situation am Kryptomarkt.
Analyst Craig Erlam von Oanda glaubt sogar an ein mögliches «Krypto-Revival» in diesem Jahr. Zwar befinde sich der Bitcoin momentan noch in der Mitte einer fast dreiwöchigen Spanne, halte damit aber immer noch den Grossteil der Gewinne des neuen Jahres: «2023 könnte durchaus das Jahr des Krypto-Revivals werden», prognostiziert Erlam.
Derweil vermag Ether erneut die Position gegenüber dem Bitcoin auszubauen. Im Wochenvergleich legt die zweitgrösste Kryptowährung nach Marktkapitalisierung rund 5,5% zu und notiert bei 1674 $.
Im Ökosystem rund um Ether hätten «bedeutende Entwicklungen» stattgefunden, heisst es in einem aktuellen Marktbericht der Bank Seba. Das sogenannte «Shanghai-Upgrade» sei derzeit die wichtigste, deren Umsetzung für März 2023 erwartet wird. Mit dem Upgrade können Nutzer seit längerem gestakte Ether-Einheiten abheben, was bislang nicht möglich war. Marktbeobachter gehen davon aus, dass dies zu erhöhter Volatilität führen könnte.
Die Gesamtmarktkapitalisierung aller auf dem Portal aufgeführten knapp 12'400 Kryptowährungen lag am Mittwochmittag bei insgesamt 1133 Mrd. $ und damit rund 53 Mrd. höher als in der Vorwoche. Der Marktanteil des Bitcoin fällt dabei von zuvor 41 auf 39%.
Ölpreise steigen weiter - US-Ölreserven bremsen den Anstieg
Die Ölpreise haben am Mittwoch ihre Wochengewinne ausgebaut. Im Handelsverlauf mussten sie aber einen Teil der frühen Gewinne wieder abgeben. Am späten Nachmittag (MEZ) wurde ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April für 84,03 $ gehandelt. Das sind 34 Cent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung stieg um 46 Cent auf 77,60 $.
Nach einem unruhigen Jahresstart legten die Ölpreise in den vergangenen Tagen deutlich zu. Seit dem Wochenbeginn hat ist Rohöl aus der Nordsee um etwa vier Dollar je Barrel teurer geworden. Hauptgrund ist die Zuversicht für die Konjunktur Chinas und die Energienachfrage, nachdem sich die Volksrepublik von ihrer strikten Corona-Politik verabschiedet hat. Als Hinweis für die Zuversicht gilt, dass der grosse saudische Ölkonzern Saudi Aramco seine Preise für asiatische Kunden unlängst erhöht hatte.
Am Nachmittag gaben die Ölpreise aber einen Teil der Gewinne aus dem frühen Handel wieder ab. Zuvor hatte die US-Regierung einen Anstieg der heimischen Ölreserven gemeldet. Demnach haben die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche um 2,4 Mio. Barrel auf 455,1 Mio. Barrel zugelegt.
Damit sind die Ölreserven mittlerweile sieben Wochen in Folge gestiegen. Analysten hatten einen Zuwachs um 2,0 Mio. Barrel erwartet. Steigende Ölreserven belasten in der Regel die Ölpreise.
AWP/REUTERS
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