Börsenbericht vom 03. November 2022SMI mit klarem Tagesverlust
Am Donnerstag gaben die Kurse am Schweizer Aktienmarkt auf breiter Front nach.

Der Schweizer Leitindex SMI hat am Donnerstag klar im Minus geschlossen. Nachdem er am Vormittag nur leicht tiefer lag, ging es ab dem Mittag stetig abwärts. Vor allem die Aussichten auf weitere Leitzinserhöhungen im Dezember in den USA drückte auf die Stimmung. Auch der leichte Rückgang der Teuerung in der Schweiz konnte in diesem Umfeld keine positiven Impulse setzen. Erst im späten Handel erholte sich der SMI wieder etwas.
Die Nervosität in den Märkten sei derzeit gross, war von Händlern zu hören. Hinzu kämen uneinheitliche Signale von der US-Konjunktur. Während das Aussenhandelsdefizit weiter zunahm und sich die Stimmung im Dienstleistungssektor eintrübte, stagnierten die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe und auch der Auftragseingang stieg erwartungsgemäss. Laut Marktteilnehmern könnte der am (morgigen) Freitag publizierte US-Arbeitsmarktbericht die Märkte noch einmal durcheinanderwürfeln oder auch beruhigen. Bis dahin hielten sich viele Anleger eher zurück.
Der SMI schloss 0,89% tiefer bei 10'710,59 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 1,29% nach auf 1604,05 Punkte. Für den breiten SPI stand zum Tagesschluss ein Minus von 0,95% auf 13'647,42 Zähler. Im SLI standen 26 Verlieren lediglich vier Gewinner gegenüber.
Von den Bluechips verbuchten Holcim mit einem Plus von 1,8% die mit Abstand grössten Zugewinne. Grund sind ermutigende Zukunftsprognosen des deutschen Rivalen Heidelberg Cement, welche Holcim im Windschatten nach oben zogen.
Ebenso im Plus schlossen Zurich mit Zugewinnen von 0,4%. Swiss Re (-0,2%) und Swiss Life (-0,8%) mussten hingegen etwas Federn lassen. Bei den anderen Finanztitel stachen UBS mit Gewinnen von 0,1% hervor. Auch Julius Bär (-0,4%) und Suisse (-0,5%) hielten sich vergleichsweise gut. Partners Group standen hingegen mit Abgaben von -2,1% unter Druck.
Bei den defensiven Schwergewichten schlossen nur Novartis fester (+0,1%). Roche und Nestlé verbuchten hingegen Verluste zwischen 0,6 bis 0,8%.
Am Ende des SMI standen heute Geberit mit Abgaben von 7,5%. Das Unternehmen hatte heute für die Analysten enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt. Auch der Ausblick auf das Gesamtjahr konnte nicht überzeugen und die Papiere gingen auf Talfahrt. Am späten Nachmittag konnten sie die Verluste aber noch etwas eindämmen.
Mit Adecco legte ein weiterer Blue Chip seine Quartalszahlen vor. Obwohl die Zahlen solide ausfielen, standen die Papiere auf dem Verkaufszettel, sie gingen schliesslich mit Abgaben von 1,7 Prozent aus den Handel.
Zu den grössten Verlierern gehörten auch Lonza (-3,2%). Sein US-Partner Moderna hatte schwache Quartalszahlen vorgelegt und auch die Vorgaben für den Impfstoff-Absatz gesenkt.
Auch Givaudan verzeichneten deutliche Verluste von 3,5% nachdem der Konkurrent Estée Lauder seine Ziele herabgestuft hat. Anleger befürchten einen Nachfragerückgang beim Geschäft mit Feinriechstoffen.
Durch die steigenden Zinsen waren am Handelstag insbesondere Technologiewerte unter Druck. Am stärksten waren Temenos mit Abgaben von 4,5% betroffen. Auch VAT (-3,7%) und Logitech (-2,2%) gaben deutlich nach. Etwas besser konnte sich AMS Osram halten, nach anfänglichen Zugewinnen rutschten aber auch die Papiere mit 0,4% ins Minus. Am Mittwoch hatte das Unternehmen mit guten Quartalszahlen noch zu den grössten Gewinnern gezählt.
Quartalszahlen legte auch der Industriekonzern Oerlikon vor. Obwohl die Zahlen die Erwartungen der Analysten erfüllen konnten, dominierten bei den Analysten die negativen Aussichten wegen der sich abschwächenden Konjunktur. Die Papiere gaben 2,5% nach.
Phoenix Mecano schlossen um 0,9% tiefer, ebenfalls nach Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal. Trotz gestiegener Risiken der Konjunktur hält der Komponenten- und Gehäusehersteller am seinem Profitabilitätsziel fest.
Im breiten Markt stachen Zur Rose mit Abgaben von fast 17% hervor. Einmal mehr gab es einen Rückschlag bei der Einführung des E-Rezepts in Deutschland, was die Aktien auf Tauchstation schickte.
Geplatzte Zinshoffnungen setzen Wallstreet zu
Nach dem herben Rückschlag im Zuge des Fed-Zinsentscheids am Vortag bleiben die US-Börsen am Donnerstag angezählt. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor zuletzt 0,68% auf 31’930,73 Punkte. Der S&P 500 als marktbreiter Index verbuchte ein Minus von 0,90% auf 3725,70 Zähler. Stimmungsdaten aus dem US-Dienstleistungssektor fielen schlechter aus als erwartet.
Von seinen besonders deutlichen Vortagesverlusten konnte sich auch der technologielastige Nasdaq 100 nicht erholen mit minus 1,18% auf 10 777,47 Punkte. Apple rutschen um 3,5% ab.
Zur Wochenmitte hatten die US-Börsen letztlich deutlich unter Aussagen der US-Notenbank Fed gelitten. Die Währungshüter hoben den Leitzins wie erwartet erneut um 0,75 Prozentpunkte an. Dass die Leitzinsen womöglich bald weniger stark steigen könnten, hatte Investoren nur kurz aufatmen lassen. Schwerer wog die Aussicht auf ein vorerst noch nicht absehbares Ende der Zinserhöhungen.
Der Chipkonzern Qualcomm rechnet mit einem noch stärkeren Abschwung im Smartphone-Markt als bisher erwartet. Die Papiere sackten um 7,7% ab.
Mit minus 5,3% verbuchten auch die Titel von Peloton hohe Verluste. Der kriselnde Fitnessgeräte-Spezialist blieb sowohl mit dem Umsatz im vergangenen Quartal als auch mit dem Umsatzausblick auf das laufende Jahresviertel hinter den Erwartungen.
Dagegen stiegen die Anteile von ConocoPhillips auf ein weiteres Rekordhoch, zuletzt gewannen sie 4,2%. Der Ölkonzern übertraf mit seinem bereinigten Quartalsgewinn die Erwartungen und kündigte zudem eine Ausweitung des laufenden Aktienrückkaufprogramms an.
Ebay belohnten die Anleger mit Kursgewinnen von 3,9%. Das Online-Auktionshauses habe sich in einem schwierigen Markt mit einem besser als erwartet ausgefallenen dritten Jahresviertel von robuster Seite gezeigt, schrieben die Analysten von Bank of America.
Die Aktien des Sportartikelherstellers Under Armour schnellten nach Quartalszahlen um fast 16% hoch. Für die Anteile des Industriegaskonzerns Air Products and Chemicals ging es ebenfalls nach Zahlen um 6,5% hinauf.
Euro fällt unter 0,98 $ - USD/CHF deutlich stärker
Der Euro hat seinen Abwärtstrend am Donnerstag fortgesetzt und ist unter die Marke von 0,98 $ gefallen. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung noch 0.9769 $. Das ist knapp ein Cent weniger als am Vorabend. Der Dollar kostete damit 1.0253 (1.0093) €.
Auch gegenüber dem Franken hat der Dollar seit dem Vorabend deutlich an Wert hinzugewonnen. Aktuell notiert er im Vergleich zum Vorabend fast einen Rappen höher bei 1.0135. Am frühen Nachmittag war er mit 1.0148 Fr. zudem kurzzeitig auf den höchsten Stand seit Mai 2019 gestiegen. Ebenso notiert der Euro zum Franken stärker. Mit derzeit 0.9887 und nähert sich das Währungspaar allmählich wieder der Schwelle von 0.99 Fr. an.
Am Mittwochabend hatten geldpolitische Beschlüsse der US-Notenbank für starke Kursbewegungen am Devisenmarkt gesorgt. Der Dollar war zunächst deutlich gefallen, konnte dann aber stark zulegen, während der Euro im Gegenzug unter Druck geriet. Die US-Notenbank hatte den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben, um die sehr hohe Inflation zu dämpfen.
US-Notenbankpräsident Jerome Powell signalisierte im Anschluss an die Zinserhöhung, dass der Leitzins bei der kommenden Sitzung im Dezember zwar weniger stark erhöht werden dürfte. Gleichzeitig stellte er aber auch kein Ende der Zinserhöhungen in Aussicht. Am Markt wurden die Aussagen als Hinweis gedeutet, dass die Zinsen in den USA im kommenden Jahr in Summe stärker steigen werden als bisher erwartet, was dem Dollar Auftrieb verlieh und den Euro unter Druck brachte.
Zu den wichtigsten Währungen wertete das britische Pfund ab, nachdem die Bank of England den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte erhöht hatte. Der Zinsschritt war mehrheitlich erwartet worden. Allerdings dürften die Zinsen im kommenden Jahr weniger stark steigen, als es am Markt bisher erwartet wird, wie Notenbankchef Andrew Bailey sagte. Zudem schwor er die Briten auf eine schwere Rezession ein. Der heutige Tag habe sich als besonders schlecht für das Pfund herausgestellt, kommentierte Susannah Streeter, Analystin beim Hargreaves Lansdown. «Denn die Prognosen einer langen Rezession werfen einen dunklen Schatten auf die britische Wirtschaft.»
Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1627 $ gehandelt. Das waren 7 $ weniger als am Vortag.
Ölpreise geben nach
Die Ölpreise sind am Donnerstag gesunken. Marktbeobachter verwiesen auf Aussagen der US-Notenbank Fed, die für eine allgemein trübe Stimmung an den Finanzmärkten gesorgt hätten und auch die Ölpreise unter Druck setzten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Januar kostete zuletzt 95.37 $. Das waren 79 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit Lieferung im Dezember fiel um 1.13 $ auf 88.87 $.
Nach zwei Handelstagen mit steigenden Ölpreise sind die Notierungen wieder unter Druck geraten. US-Notenbankpräsident Jerome Powell hatte am Mittwoch im Anschluss an die geldpolitischen Beschlüsse deutlich gemacht, dass die Zinsen in den USA im kommenden Jahr stärker erhöht werden könnten als bisher am Markt erwartet wurde. Höhere Zinsen belasten die Konjunktur, was zu einer geringeren Nachfrage nach Rohöl führen dürfte.
Darüber hinaus haben die Fed-Aussagen dem Dollarkurs Auftrieb verliehen. Ein stärkerer Dollar macht das in der US-Währung gehandelte Rohöl in Ländern ausserhalb des Dollarraums teurer, was die Nachfrage bremst und die Ölpreise belastet.
Zudem wurden die sinkenden Ölpreise am Markt auch mit jüngsten Aussagen der Behörden in China zu weiteren Corona-Politik des Landes begründet. Die oberste Gesundheitsbehörde habe klargestellt, dass der wichtige Rohölimporteur nach wie vor an harten Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus festhalten werde. Zuvor war spekuliert worden, dass China die konsequente Null-Covid-Strategie aufgeben könnte, damit die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt wieder stärker in Schwung kommt.
AWP/REUTERS
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