Börsenbericht vom 28. Oktober 2022SMI holt Verluste auf
Der Schweizer Aktienmarkt beendet fünfte Woche in Folge mit Kursgewinnen. Die CS-Aktien bleiben im Fokus.

Der Schweizer Aktienmarkt hat nach einem schwachen Start am Nachmittag ins Plus gedreht und zum Schluss einigermassen klare Gewinne eingefahren. Vor allem die beiden Pharma-Schwergewichte Novartis und Roche waren für das Plus im SMI verantwortlich. Weiter im Gespräch war aber auch die Aktie der Credit Suisse, die sich etwas von ihrem Riesenverlust am Vortag erholen konnte.
Händler begründeten die anfänglichen Abgaben vor allem mit Gewinnmitnahmen nach der zuletzt starken Performance vieler Aktien. Ausserdem war die Stimmung durch die schwachen Vorgaben von US-Technologiewerten getrübt. Die enttäuschenden Ergebnisse von Firmen wie Alphabet, Microsoft, Meta und zuletzt auch noch Amazon hätten den hiesigen Technologie- und Wachstumswerten ebenfalls zugesetzt, hiess es bei Händlern. Nach der ersten Abgabewelle sei es dann aber schon bald wieder zu ersten Käufen gekommen. Und am Nachmittag hätten dann auch noch die steigenden Kurse an der Wallstreet für zusätzliche Kauflust gesorgt.
Der SMI als wichtigster Schweizer Aktienindex schloss die Sitzung vom Freitag 0,61% höher bei 10'772,37 Punkten, nachdem er im Tagestief kurz nach Handelsbeginn bis auf 10'635 Zähler gesunken war. Mit der heutigen Performance ergibt sich auch ein sattes Wochenplus von 3,4%. Und auch im Monatsvergleich sieht es gut aus: Der SMI notiert kurz vor Monatsende – am Montag ist der letzte Handelstag im Oktober - 4,9% höher als Ende September.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und bei dem die grössten Titel nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, gewann am Freitag derweil lediglich 0,19% auf 1'625,54 Zähler, wobei es hier 11 Gewinner, 18 Verlierer und einen unveränderten Titel (Zurich) gab. Und der breite SPI gewann zum Schluss 0,42% auf 13'733,76 Zähler.
Erneut im Fokus standen am Freitag die Aktien der zweitgrössten Schweizer Bank Credit Suisse (+1,3%). Nach dem gestrigen Absturz um gegen 20% konnte sich der Titel heute zumindest wieder leicht erholen. Händler sprachen von einer leichten technischen Gegenbewegung. Am Donnerstag hatte vor allem die Kapitalerhöhung von rund 4 Mrd. Fr. im Markt wenig Anklang gefunden. Investoren mit einem längerfristigen Horizont könnten nun vielleicht auf das Gelingen des Turnarounds hoffen, meinte ein Händler. Allerdings blieben die Risiken weiter hoch.
Für praktisch den ganzen SMI-Gewinn waren allerdings die Pharmawerte Roche (+1,9%) und Novartis (+1,8%) verantwortlich. Eigentliche News dazu gab es allerdings nicht. Roche hat zwar in Kanada eine weitere Zulassung im Bereich Covid-19-Indikation erhalten, was allerdings kaum kursrelevant gewesen sein dürfte, wie es hiess.
Top Blue Chip waren derweil Holcim (+4,0%). Der Zementkonzern hat seinen Steigflug auch im Sommerquartal fortgesetzt und deutlich besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Zudem gibt es nun einen Aktienrückkauf. Vor allem letzteres wurden in Analystenkommentaren hervorgehoben. Swisscom (+1,3%) wiederum setzten den am Vortag gestarteten Lauf nach Quartalszahlen fort.
Bei den grössten Verlierern waren derweil Swiss Re (-2,4%) zu finden. Der Rückversicherer hat in den ersten neun Monaten 2022 wegen Naturkatastrophen einen Verlust erlitten. Zwar ist dieser geringer ausgefallen als erwartet, doch bei Marktteilnehmern gaben die mit Blick auf die Teuerung erhöhten Rückstellungen zu reden. Noch deutlichere Abgaben gab es bei Richemont (-3,7%), Kühne+Nagel (-3,6%) sowie AMS Osram (-2,5%).
Auf den hinteren Reihen legten Komax (+0,4%) leicht zu. Das Unternehmen hat die Umsatzprognose 2022 angehoben. SIG (-1,8%) wurden nach dem Quartalsbericht hingegen tiefer bewertet. Idorsia (+3,1%) setzten derweil ihren Steigflug nach Zahlen diese Woche fort.
Dow mit starker Börsenwoche – Amazon-Aktie bricht ein
An den US-Börsen hat sich am Freitag ein erfreulicher Wochenausklang abgezeichnet. Angetrieben von deutlichen Kursgewinnen von Intel und Apple nach deren Quartalsberichten stieg der Index Dow Jones Industrial im frühen Handel um 0,93% auf 32’329,20 Punkte. Damit beläuft sich die Wochenbilanz auf rund vier Prozent. Der marktbreite S&P 500 stieg am Freitag um 0,47% auf 3825,17 Zähler.
Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,70% auf 11 270,48 Punkte zu. Hier sorgte der Kurseinbruch des Schwergewichts Amazon von 11% nach einem enttäuschenden Ausblick des Online-Händlers auf das wichtige Weihnachtsquartal für Aufsehen. Zum Auftakt war die Marktkapitalisierung von Amazon unter die viel beachtete Schwelle von einer Billion US-Dollar gefallen. Nach zuletzt enttäuschenden Zahlen mehrerer grosser Tech-Konzerne verbucht der Nasdaq 100 in dieser Woche ein kleines Minus.
Amazon begründete die vorsichtigen Prognosen für das vierte Quartal mit der erhöhten Inflation und den Sorgen der Verbraucher um eine Rezession. Der Konzern bekomme die trüberen Wirtschaftsaussichten im Internethandel und dem Cloud-Geschäft zu spüren, schrieb Analyst Douglas Anmuth von JPMorgan . Vor allem das internationale Geschäft des weltweit agierenden Konzerns habe sich eingetrübt.
Dem stehen Kursgewinne von 8% bei Intel und 5,3% bei Apple gegenüber. Damit avancierten die beiden Papiere zu den Spitzenreitern im Dow. Der Chipkonzern Intel wird hart vom Abschwung des PC-Marktes getroffen und greift nun zu umfangreichen Sparmassnahmen. Im kommenden Jahr will Intel nun die Kosten um drei Milliarden Dollar senken.
Apple trotzt vor allem dank der Stärke beim iPhone der Konsumzurückhaltung. Im vergangenen Quartal steigerte der Konzern den Umsatz im Jahresvergleich um acht Prozent auf 90 Mrd. $. Der iPhone-Konzern sei im aktuell stürmischen Umfeld ein relativ sicherer Hafen, schrieb Analystin Shannon Cross von Credit Suisse.
Die Papiere von T-Mobile US verteuerten sich um 6,2%. Nach einem fortgesetzt kräftigen Kundenzustrom hat die Telekom-Tochter die Wachstumsprognose abermals erhöht. T-Mobile-Chef Mike Sievert sprach vom bislang stärksten Anstieg der Vertragskundenzahl in der Unternehmensgeschichte.
In der Ölbranche der USA sprudeln derweil die Gewinne dank der hohen Öl- und Gaspreise. Der Ölkonzern ExxonMobil übertraf mit einem Rekordgewinn von fast 20 Mrd. $ im dritten Quartal die Erwartungen. Der Kurs stieg um 2,6%. Auch der Kontrahent Chevron hat zuletzt prächtig an den hohen Preisen verdient, hier ging es mit dem Kurs um 1,5% aufwärts.
Eurokurs gerät erneut unter Druck – Franken etwas schwächer
Der Kurs des Euro ist am Freitag gefallen und hat damit an die Verluste vom Vortag angeknüpft. Am Nachmittag wird die Gemeinschaftswährung bei 0.9951 $ gehandelt. Im frühen Geschäft hatte der Euro noch in der Nähe zur Parität zum Dollar notiert.
Zum Franken hat der Euro am Freitag hingegen minim an Wert gewonnen. Das Währungspaar liegt zum Ende der Handelswoche über der 0.99-Marke bei aktuell 0.9912. Am Morgen wurden noch Beträge unterhalb 0.99 Fr. für den Euro verlangt. Auch der Dollar tendiert zur Schweizer Währung gegen Ende des Handelstags minim fester. Der Greenback wird derzeit zu 0.9960 nach 0.9952 am Mittag gehandelt.
Robuste Konjunkturdaten aus der Eurozone stützten den Euro ansonsten nicht. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) in Deutschland stieg im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3%. Ökonomen hatten hingegen angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges im Schnitt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet. Auch die Wirtschaft Frankreichs ist in den Sommermonaten trotz der Energiekrise weiter gewachsen.
Ökonomen gehen aber davon aus, dass der deutschen Wirtschaft ein harter Winter bevorsteht. Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer dürfte es sich bei dem unerwartet guten Quartalsergebnis nur «um die Ruhe vor dem Sturm handeln». Die hohe Inflation lasse die Kaufkraft der Konsumenten einbrechen. «Alles spricht für ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im Winterhalbjahr.»
In der Eurozone trüben sich unterdessen die Aussichten für die weitere konjunkturelle Entwicklung ein. Daten zur Wirtschaftsstimmung in der Eurozone bestärkten das Bild einer wirtschaftlichen Abschwächung. Der von der Europäischen Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) sank im Oktober auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.
Der in Deutschland im Oktober stärker als erwartet gestiegene Inflationsrate dürfte die EZB in ihren Zinserhöhungskurs bestärken. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,4%. Im September hatte sie noch bei 10,0% gelegen. Eine rasche Entspannung bei der Inflation ist laut Ökonomen vorerst nicht in Sicht.
Bereits am Donnerstag war der Kurs des Euro nach geldpolitischen Beschlüssen der EZB und Aussagen der Notenbankpräsidentin Christine Lagarde gefallen und mehr als einen Cent abgerutscht. Die EZB hatte zwar den Leitzins wie erwartet deutlich um 0,75 Prozentpunkte im Kampf gegen die hohe Inflation angehoben. Die Aussagen von Lagarde wurden am Markt allerdings als Hinweis gedeutet, dass künftige Leitzinserhöhungen niedriger ausfallen dürften.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0.86120 (0.86745) britische Pfund und 146.79 (147.37) japanische Yen fest.
Ölpreise sinken
Die Ölpreise sind am Freitag gefallen und haben damit den Anstieg der vergangenen Handelstage vorerst gestoppt. Marktbeobachter erklärten den Preisrückgang mit einer allgemein trüben Stimmung an den asiatischen und europäischen Finanzmärkten, die auch die Ölpreise belastet hat. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag 96.46 $. Das waren 50 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 76 Cent auf 88.32 $.
In den vergangenen beiden Handelstagen waren die Ölpreise noch gestiegen, sodass die Notierungen auf Wochensicht kräftig zulegen konnten. Der Preis für Rohöl aus der Nordsee ist seit Montag um etwa vier Dollar gestiegen. Unter anderem hat eine Kursschwäche des US-Dollar den Ölpreisen im Verlauf der Woche Auftrieb verliehen. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, macht eine schwächere US-Währung den Rohstoff in Ländern ausserhalb des Dollarraums günstiger, was die Nachfrage verstärkt und dem Preis Auftrieb verleiht.
Auch auf Monatssicht steuern die Ölpreise auf Kursgewinne zu. Nachdem die Ölpreise vier Monate in Folge wegen zunehmender Konjunktursorgen gefallen waren, dürfte die Notierungen im Oktober wieder zugelegt haben.
AWP/REUTERS
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