Schweizerische NationalbankSNB-Zinspause kommt in Sichtweite
Zwar kommt die SNB nicht umhin, die Zinsen weiter anzuheben, doch laut Experten zeichnet sich im Laufe des ersten Halbjahres 2023 ein allmähliches Ende des Zinszyklus ab.

Die SNB wird im Dezember laut einhelliger Meinung die Zeit der Negativ-Zinsen mit einem weiteren Zinsschritt nach oben endgültig zu den Akten legen. Viele weitere Schritte dürften dann aber gemäss den Prognosen von Ökonomen nicht mehr folgen. Das liegt auch am starken Franken, der sich als guter Inflationspuffer erwiesen hat.
Ökonomen sind sich einig, dass die SNB die Zinsen noch weiter anheben wird. Uneinig sind sich die von AWP in der jüngsten Zinsprognose befragten Experten lediglich darüber, auf welchem Niveau die kurzfristigen Zinsen dann zu liegen kommen.
Die Bandbreite der Experten reicht von +1,0 bis +2,0%. «Der Kapitalmarkt preist heute für das nächste Jahr SNB-Leitzinsen von 1 bis 1,5% ein», erklärt UBS-Ökonom Alessandro Bee. Das scheine realistisch zu sein.
Zinserhöhung als Waffe gegen Inflation
Damit würden die Schweizer Leitzinsen immer noch klar unter dem liegen, was etwa in den USA oder auch der Eurozone erwartet wird. So rechnen viele Marktteilnehmer damit, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen auf den kommenden Sitzungen bis auf 5% von aktuell 3,75 bis 4,0% erhöhen könnte, bevor sie dann im Laufe des kommenden Jahres eine Pause einlegt.
Auch in der Eurozone, wo der Einlagensatz aktuell bei 1,5% liegt, zeichnen sich weitere Zinsschritte ab. Erst vor wenigen Tagen stellte die EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Man werde die Zinsen auf ein Niveau anheben, welches sicherstelle, dass die Inflation zeitnah auf das mittelfristige EZB-Ziel von 2% zurückkehre
Während also in den kommenden Monaten in den USA und Europa zunächst mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist, zeichnet sich nach Ansicht vieler Experten im Laufe des ersten Halbjahres 2023 dann ein allmähliches Ende des Zinszyklus ab. «Im Frühjahr 2023 erwarten wir, dass die Zentralbanken global ihre Zinserhöhungen einstellen, weil sich bis dann der Inflationsdruck zurückgebildet haben dürfte und weil die Konjunkturabkühlung dann deutlich zu spüren sein müssten», fasst Ökonom Bee eine weit verbreitete Meinung zusammen.
Mit den erwarteten Zinsschritten von Fed und EZB werde auch die SNB kurzfristig nicht umhin kommen, die Zinsen ebenfalls weiter anzuheben. Wie Thomas Stucki, Chief Investment Officer der St. Galler Kantonalbank (SGKB), erst kürzlich betonte, habe die SNB wegen der ansonsten hohen Zinsdifferenz zur Eurozone gar keine Wahl, als ebenfalls an der Zinsschraube zu drehen. Immerhin könne «sie sich damit ein Polster für schlechtere Zeiten schaffen, denn Negativzinsen will sie bestimmt nicht mehr.»
Ökonom Bee von der UBS geht davon aus, dass die SNB der EZB zwar folgen werde mit weiteren Zinsschritte. Ganz so aggressiv wie die europäischen Währungshüter dürfte sie dabei aber wohl nicht vorgehen und so akzeptieren, dass sich die Zinsdifferenz leicht ausweite.
Keine Rezession in der Schweiz
Unterdessen dürfte die erwartete Konjunkturabkühlung in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich ausfallen dürfte. Für die Eurozone und auch die USA erwarten viele Beobachter eine Rezession. Allerdings hätten sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen zuletzt deutlich entspannt, so dass auf keinen Fall mit einem Kollaps der Wirtschaft zu rechnen sei, kommentierte jüngst die Commerzbank.
Die Schweizer Wirtschaft wiederum dürfte «dank des weiterhin soliden Konsums einer Rezession entgehen», erklärt etwa der Ökonom Maxime Botteron von der Credit Suisse. Auf eine Abkühlung sollten sich die Marktteilnehmer allerdings dennoch einstellen.
Trotz dieser erwarteten konjunkturellen Abkühlung dürften Zinssenkungen laut Fondsmanager Patrick Häferli von der SGKB erst ab 2024 ein Thema sein. In den letzten Wochen hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, die Notenbanken könnten bereits im kommenden Jahr die Zinsen schon wieder senken.
Starker Franken ein guter Puffer
Eine wichtige Rolle für die SNB in ihrem Kampf gegen die Inflation hat in den letzten Monaten auch der Franken gespielt. Dank seiner Aufwertung gegenüber Euro und auch US-Dollar konnte sie vermeiden, die viel höheren Inflationsraten aus dem Ausland zu importieren. Die von AWP befragten Ökonomen gehen mit Blick nach vorne davon aus, dass etwa das Euro-Franken-Paar bis auf 0,91 zurückkommen könnte. Für das Dollar-Franken-Paar sind gar Kurse von bis zu 0,88 möglich.
«In Europa bahnt sich ein schwieriger Winter an, insbesondere Deutschland dürfte davon betroffen sein. In dieser Situation ist der sichere Hafen Franken von den Investoren gesucht, während die zyklische Währung Euro eher gemieden wird», erwartet etwa der UBS-Ökonom Bee. Er gehe daher in den kommenden Quartalen von einer deutlichen Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro aus.
Die komplette Historie zur SNB finden Sie hier.»
AWP
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