
Ersteinschätzung von Yvonne Debrunner um 7.20 Uhr
Das ist eine Enttäuschung: Stadler Rails Ergebnisse für 2022 fallen durchs Band unter den Erwartungen des Marktes aus. Beim Umsatz wird nicht einmal die eigene, im August abgegebene Prognose erreicht. Den Aktienkurs, seit Anfang Jahr 5% im Plus, wird das belasten. Auch weil es Stadler erneut nicht gelingt, das Vertrauen des Kapitalmarktes wiederzugewinnen. Die Serie von verfehlten Prognosen und enttäuschten Erwartungen setzt sich fort: Gift für das Anlegervertrauen. Zu Stadlers Verteidigung muss angemerkt werden, dass sich die schwachen Ergebnisse fast durchweg mit der Aufwertung des Frankens erklären lassen. Die Währungsentwicklung ist für Stadler seit jeher ein grösseres Problem als für andere Unternehmen. Die Hälfte der in der Schweiz gefertigten Züge wird exportiert. Zudem ist Stadler, anders als andere Industrieunternehmen, in einem sehr langfristigen Geschäft tätig. Sie kann ihre Preise nicht kurzfristig anpassen, sondern ist in Verträgen gefangen, die vor einigen Jahren in einem anderen Währungsumfeld unterzeichnet wurden. Gleitpreisformeln für Währungsveränderungen zum Franken lassen sich in der Regel nicht durchsetzen. Die Folge: negative Währungseffekte von über 60 Mio. Fr. im vergangenen Jahr. Werden sie ausgeklammert, liegt die Ebit-Marge bei 7 statt bei 5,5% – und damit am unteren Rand der Mittelfristziele, an denen Stadler weiterhin festhält. Langsam stellt sich allerdings die Frage, inwiefern sie noch realistisch sind. Denn für 2023 prognostiziert Stadler erneut nur eine Marge im Rahmen der 5,5% des vergangenen Jahres. Bleibt zu hoffen, dass dieses Margenziel aus Vorsicht so niedrig gesetzt wurde. Nicht, dass sich die Serie enttäuschter Erwartungen weiter fortsetzt.
Ersteinschätzung zu den Jahreszahlen – Stadler Rail enttäuscht Erwartungen
Der Zughersteller erreicht 2022 neue Rekorde bei Umsatz und Aufträgen. Die Frankenstärke drückt jedoch den Gewinn.