Credit Suisse am EndeUBS kauft CS mit eigenen Aktien und ordentlich Staatshilfe
Gerade noch 3 Mrd. Fr. ist der grössten Bank der Schweiz die zweitgrösste wert. Sollten bestimmte Verluste aus der Übernahme resultieren, haftet der Steuerzahler mit bis zu 9 Mrd. Fr., und die Nationalbank sichert das Ganze mit Liquiditätslinien von 200 Mrd. Fr. ab.

Da war es nur noch eine. Nach Blitzverhandlungen übers Wochenende unter staatlichem Druck übernimmt die grösste Bank des Landes die zweitgrösste. UBS zahlt insgesamt 3 Mrd. Fr. für Credit Suisse – finanziert komplett mit eigenen Aktien.
Konkret erhalten die CS-Aktionäre für jeweils 22,48 CS-Titel eine UBS-Aktie. Dies entspricht 0.76 Fr. je CS-Papier. Die Valoren schlossen am Freitag noch bei 1.86 Fr. und einem Börsenwert von rund 7,4 Mrd. Fr. Zum letzten Schlusskurs bedeutet der jetzige Kaufpreis also einen Abschlag von fast 60%. Zu ihrem Höhepunkt 2007 ist es ein Wertverlust von 99%.
Steuerzahler haftet
Der Staat sichert den Deal ab, indem der Bundesrat eine Garantie im Umfang von 9 Mrd. Fr. an Steuergeldern in Form eines Verpflichtungskredits spricht. Die würden aber erst zum Zug kommen, sollten UBS durch die Übernahme Verluste von mehr als 5 Mrd. Fr. in einem bestimmen CS-Portfolio entstehen, das sich in der CS-Investmentbank befindet.
Sollten die Verluste in diesem Portfolio die erwähnte Höhe übersteigen, dann würden sie zur Hälfte von UBS und zur Hälfte durch besagte Steuermittel getragen. Aus Sicherheitsgründen habe UBS auch erst einmal ihr Aktienrückkaufprogramm gestoppt.
Bei dem erwähnten Portfolio handelt es sich laut UBS-Präsident Colm Kelleher um einen Bestand aus langlaufenden Derivaten, die nicht in die UBS-Strategie passen und nun abgewickelt werden. Details nannte Kelleher dabei nicht, sagte aber, dass es nicht das Ziel sei, UBS oder dem Staat Verluste anfallen zu lassen. Die finanziellen Risiken für die Steuerzahler und den Bund durch die staatliche Liquiditätsgarantie will der Bundesrat «so klein wie möglich» halten.
Zusätzlich zur staatlichen Garantie stellt die Schweizerische Nationalbank (SNB) den beiden Banken ein Liquiditätshilfedarlehen in der Höhe von 100 Mrd. Fr. zur Verfügung, das mit einem Konkursprivileg gesichert ist. CS erhält überdies ein Liquiditätshilfedarlehen in der Höhe von ebenfalls bis zu 100 Mrd. Fr., das mit einer Ausfallgarantie des Bundes gesichert ist. Dafür hat der Bundesrat ebenfalls einen Verpflichtungskredit im Umfang von 100 Mrd. Fr. gesprochen. Auf den Darlehen werden je 1,5% Zins erhoben.
Diese Ausfallgarantie des Bundes könne aber erst frühestens nach einem abgeschlossenen Konkursverfahren beansprucht werden. Und auch nur dann, wenn die SNB einen Ausfall erleide und ihn dem Bund gegenüber geltend mache. Vorher fliesse kein Geld durch den Bund.
Anleihengläubiger müssen abschreiben
Der Bundesrat habe die Massnahmen mit Notrecht beschlossen, die Finanzdelegation des Parlaments habe dem zugestimmt. National- und Ständerat sollen in den kommenden Wochen einen ordentlichen Gesetzesentwurf, der die Massnahmen umfasst, vorgelegt bekommen.
Die ausserordentliche staatliche Unterstützung schlägt sich auch auf die Anleihengläubiger von CS nieder. Die Anleger in sogenannten AT1-Anleihen im Umfang von rund 16 Mrd. Fr. verlieren ihren Einsatz komplett. Die Mittel werden in Eigenkapital umgewandelt und dienen als verlustabsorbierender Puffer.
Mit dem Zusammenschluss von UBS und CS entsteht nun ein Finanzkoloss mit verwalteten Vermögen von rund 5 Bio. $. Damit ist die neue Bank mit weitem Abstand der grösste Verwalter von Privatvermögen des Planeten. Das Geldhaus soll weiter von Kelleher als Präsidenten und Ralph Hamers als CEO geführt werden. Unklar ist allerdings, wie UBS nun mit der zu übernehmenden CS genau verfahren wird.
Einen Stellenabbau beziffern wollte Kelleher nicht, sagte aber, dass man schnell Klarheit schaffen wolle. UBS geht nach der Übernahme jedoch bereits von jährlichen Kosteneinsparungen von über 8 Mrd. $ bis 2027 aus. Zusammen beschäftigen UBS und CS 125’000 Personen, davon rund 30% in der Schweiz. Tausende Jobs könnten nun in Gefahr sein. Gegenüber FuW sagen Experten, dass bis zu 30’000 Stellen wegfallen könnten.
Investmentbank wird abgewickelt
Die Investmentbank (IB) der CS wird laut Kelleher jedenfalls heruntergefahren werden, sodass die neue IB der Gesamtbank maximal 25% der risikogewichteten Aktiven des Konzerns auf sich vereinigen wird. Der Grossteil der CS-IB soll in eine «Non-Core-Einheit» verschoben und abgewickelt werden.
Das Management hat sich nicht dazu geäussert, wie lange der Ausstieg aus den Aktivitäten, die UBS loswerden will, dauern könnte. Er dürfte aber mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Damit könnte auch die geplante Abspaltung der CS-IB Makulatur sein.
Im Retail- und im Firmenkundengeschäft entsteht durch den Zusammenschluss die grösste Bank der Schweiz. Möglich, dass aus wettbewerbsrechtlichen Gründen im Nachgang Geschäftseinheiten abgespalten werden müssen. So könnten beispielsweise Raiffeisen oder die Zürcher Kantonalbank Interesse am CS-Hypothekargeschäft hegen.
Laut Medien sind auch Deutsche Bank und der amerikanische Asset-Management-Riese BlackRock an gewissen Teilen des Private Banking oder des Asset Management von CS interessiert.
Mit der Übernahme von Credit Suisse geht nun jedenfalls eine 167-jährige Geschichte zu Ende, die mit der Gründung der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) 1856 begann und in einer Höllenwoche für die einst zweitgrösste Bank des Landes ihr letztes Kapitel fand.
Schauen Sie hier nochmals die Medienkonferenz des Bundes zur CS-Übernahme:
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