Digitalstrategie der GrossbankUBS-Schweiz-Chefin: «Wir wollen die ganze Bank in die App bringen»
Sabine Keller-Busse will mit digitalen Produkten einen Gang hochschalten. Doch das wird in einem umkämpften und gesättigten Markt schwierig.

Sabine Keller-Busse fehlten nur zwei Rappen zum Glück. Gestern um die Mittagszeit gab es eine UBS-Aktie zu 19.98 Fr. das Stück. Die magische Grenze von 20 Fr. war in Sichtweite, fast greifbar. Das letzte Mal, dass die Wertpapiere für eine längere Zeit darüber notierten, war vor der Staatsrettung im Jahr 2008. «Ich habe beim Mittagessen auf mein Handy geschielt und gehofft, dass wir die 20 Fr. schaffen», sagte Keller-Busse an der von «Finanz und Wirtschaft» organisierten Konferenz Vision Bank.
Bis Börsenschluss haben die Aktien die Marke nicht geschafft. Sie schlossen leicht tiefer bei 19.85 Fr. Keller-Busse ist aber optimistisch: «Aktientaucher Anfang Jahr sind keine Anomalie, es bestehen noch wahnsinnig viel Unsicherheiten. Zum Beispiel, wie sich die Zinsen weltweit entwickeln. Oder wie das Fed reagiert.» Dazu komme, dass China sich nach drei Jahren Corona-Abschottung wieder öffne. «Investoren sind auch wegen grossen Schwierigkeiten auf der Makroebene zurückhaltend.»
UBS-Aktie schlägt den Markt
Keller-Busse sprach damit ein pikantes Thema an. Nach der Präsentation der Jahreszahlen Ende Januar sackten die Valoren überraschend ab. Und dies, obwohl die Grossbank aus Sicht von Keller-Busse im letzten Jahr überzeugt hat: «Auf Gruppenstufe haben wir den besten Gewinn seit 2006 eingefahren.» Sie gibt sich aber zuversichtlich: «Sobald Analysten ein zweites Mal auf unsere Finanzzahlen schauen, wird die Aktie hochgehen.»
Immerhin kann man sich in den Büros an der Bahnhofstrasse über einen gelungenen Jahresstart freuen: Über 11% schnellten die UBS-Titel im laufenden Jahr hoch. Mehr als genug, um den breiten Markt zu schlagen. Weder der SMI, noch der breite SPI oder der feinjustierte FuW Swiss 50 konnten eine solche Performance hinlegen. Einzig die Aktien von Konkurrentin Credit Suisse haben die UBS abgefangen. Über 13% höher notierten die Papiere der kriselnden Bank, die sich mitten in einem Grossumbau befindet. Allerdings: Während UBS zu den am besten bewerteten Grossbanken Europas gehört, wird CS zu einem Bruchteil ihres inneren Werts gehandelt.
Bessere Wechselkurse als Revolut
Keller-Busse liess sich im Gespräch mit FuW-Chefredaktor Jan Schwalbe auch in die Karten blicken – zumindest, was die digitale Wachstumsstrategie betrifft. Und da will die Grossbank aufs Gaspedal drücken. «Wir wollen ein digitales Gesamtsortiment haben. Die Strategie ist klar: Wir wollen wachsen und uns weiter digitalisieren.» Im Mittelpunkt der Wachstumspläne stehe dabei die im vergangenen Mai lancierte App UBS Key4. «Das ist unser Schlüssel für alles, was man bei der UBS als Kunde machen kann.» So könne man zum Beispiel innerhalb von drei bis vier Minuten Kunde werden.
Bei der Weiterentwicklung der App habe man auch versucht, die junge Kundschaft im Auge zu behalten. Mittlerweile biete die Grossbank laut Keller-Busse bessere Wechselkurse und Raten als Revolut im Mobile Banking. Das vergangene Jahr war ein «digitales Feuerwerk». Die Bank habe viele neue Produkte lanciert. «Jetzt skalieren wir hoch», sagt Keller-Busse mit Blick auf das laufende Jahr. «Das Kundenerlebnis soll so sein, dass man sich immer wieder in der UBS-Welt wiederfindet. Wir wollen die ganze Bank in die App bringen.»
Umkämpfter Digitalmarkt
In einem gesättigten Markt wie in der Schweiz schneller zu wachsen als die Konkurrenz, ist schwierig. Digitales Banking ist kein Neuland mehr. Mit CSX ist die Credit Suisse präsent, Swissquote und PostFinance mit Yuh. Und dazu kommen internationale Neobanken wie eben Revolut oder N26. Trotzdem plane die UBS laut Keller-Busse, neue Schweizer Kunden mit ihren digitalen Angeboten zu gewinnen. «Damit meinen wir sowohl Privat- als auch Firmenkunden.»
Wichtig für das Wachstum der UBS ist ausserdem das «grenzüberschreitende Geschäft», so Keller-Busse weiter. Der Zugang zum EU-Markt sei essenziell. Die UBS müsse ihre Dienstleistungen ohne Wettbewerbsnachteile von der Schweiz aus exportieren können, mit gleichen Ellen gemessen wie ihre Mitbewerber aus dem EU-Raum. «Solange die Beziehungen zur EU nicht klar geregelt sind, ist es schwierig für den Finanzplatz Schweiz.» Das Geschäft leide. Die Frage sollte entpolitisiert und rasch angegangen werden.
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