Konjunktur USAUS-Inflationsrate sinkt auf 6%
Der Preisauftrieb in den USA schwächt sich weiter ab. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen sinkt im Februar erneut. Doch das Fed-Ziel einer Teuerungsrate von 2% ist noch in weiter Ferne.

Die Inflation in den USA schwächt sich vor der anstehenden Zinssitzung der Notenbank Fed spürbar ab. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Februar auf 6,0% von 6,4% im Januar, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Es war der achte Rückgang in Folge. Doch das Ziel der Notenbank Federal Reserve Fed einer Teuerungsrate von 2,0% ist trotz einer geldpolitischen Straffungsserie und einer Leitzinsspanne von aktuell 4,50 bis 4,75% noch nicht in Sicht. Ungeachtet der jüngsten Turbulenzen im US-Bankensektor wird an den Terminmärkten für den 22. März mit einem weiteren kleinen Zinsschritt nach oben gerechnet.
«Für die Fed geht die Entschleunigung des Preisauftriebs zu langsam voran», meint NordLB-Analyst Bernd Krampen. Der Experte erwartet eine erneute Zinsanhebung um einen Viertelprozentpunkt: «Ziemlich sicher werden daran nun auch die Turbulenzen bei einigen regionalen US-Banken nichts ändern.»
Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank waren Titel regionaler Kreditgeber aus Furcht vor einer Krise im Bankensektor an den US-Börsen besonders stark unter die Räder gekommen. Die Aktien dieser Geldinstitute gingen nun auf Erholungskurs. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Dienstag zur Eröffnung 0,7% höher bei 32’055 Punkten. Auch der breiter gefasste S&P 500 und der Index der Technologiebörse Nasdaq legten zu.
Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst betont, die Fed lasse sich von den hereinkommenden Daten leiten. Er erwartet einen wahrscheinlich langen und holprigen Weg, bis die Inflation zum Zielwert der Notenbank zurückkehrt.
Notenbank in der Zwickmühle
Sorgen bereiten dürfte der Fed insbesondere die sogenannte Kernrate bei der Inflation, die schwankungsanfällige Preise für Lebensmittel und Energie ausklammert. Die entsprechende Jahresrate ging im Februar nur minimal auf 5,5 von 5,6% im Januar zurück: «Die US-Kerninflationsrate ist hartnäckig hoch. Der weitere Rückgang bleibt zäh wie Kaugummi», sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
Die Notenbank steckt nun in einer Zwickmühle: «Vor dem Hintergrund der Bankenkrise ist eher Zurückhaltung beim Zinstempo zu empfehlen, die Inflation aber drängt zur Eile», erläutert Helaba-Ökonom Ralf Umlauf. Nach wie vor sei es eine Gratwanderung für die Fed. Die Ereignisse der letzten Tage zeigten, dass das Risiko von Fehltritten dabei sehr hoch sei. Das wahrscheinlichste Szenario für die nächste Zinssitzung sei wohl eine Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt.
Vor dem Hintergrund der Turbulenzen am Bankensektor sollte die Fed die Zügel nicht zu stark anziehen, warnt Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank: «Die US-Währungshüter sollten nicht den Fehler begehen, mit einem beschleunigten Zinsanhebungstempo zusätzlich Öl ins Feuer zu giessen. Die Inflationsraten werden in den kommenden Monaten weiter deutlich fallen.»
Ökonomenstimmen zum achten Rückgang in Folge bei der US-Inflation
Thomas Gitzel, VP Bank: «Wunder Punkt bleibt derweil der nur zaghafte Rückgang der Kerninflationsrate. Der Rückgang der Inflationsrate ist eine gute Nachricht für die Fed. Die Notwendigkeit einer neuen Erhöhung des Zinsanhebungstempos besteht nicht. Dies ist in Zeiten des Finanzmarktstresses eine sehr gute Nachricht. Die Fed war in den vergangenen Wochen zu nervös. Die Zinsanhebungen werden ihre Wirkung nicht verfehlen. Dass die Geldpolitik wirkt und auch das wirtschaftliche Gebälk zum Knirschen bringen kann, zeigt die Schieflage der beiden US-Banken SVB und Signature. Die US-Währungshüter sollten nicht den Fehler begehen, mit einem beschleunigten Zinsanhebungstempo zusätzlich Öl ins Feuer zu giessen. Die Inflationsraten werden in den kommenden Monaten weiter deutlich fallen. Gleichzeitig wird auch die US-Wirtschaft unter den Zinsanhebungen leiden. Wir bleiben dabei: Die Fed wird im März noch eine Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte vollstrecken. Danach ist dann Schluss.»
Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe: «Die US-Kerninflationsrate ist hartnäckig hoch. Der weitere Rückgang bleibt zäh wie Kaugummi. Um das Inflationsproblem in den Griff zu bekommen, müsste die US-Notenbank ihre Leitzinsen noch deutlicher anheben. Wegen des aktuellen Banken-Stresses ist die Fed in einer Zwickmühle: Inflationsbekämpfung oder Finanzmarktstabilität? In welchem Ausmass die Fed die Leitzinsen am 22. März anhebt, weiss sie auch in den nächsten Tagen noch nicht. Bleibt die Lage angespannt, sieht es nach einer Zinspause aus.»
REUTERS
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