Wechsel an der SpitzeVize von Japans Zentralbank soll Chef werden
Die Zeitung «Nikkei» berichtet unter Berufung auf Regierungskreise über die Nominierung von Masayoshi Amamiya.

Wenige Wochen vor dem Ende der Amtszeit des japanischen Notenbankchefs Haruhiko Kuroda hat ein Medienbericht über dessen potenziellen Nachfolger für Wirbel gesorgt. Die Zeitung Nikkei meldete am Montag, der Stellvertreter Kurodas, Masayoshi Amamiya, sei von der Regierung als Nachfolger auserkoren worden. Doch Ministerpräsident Fumio Kishida, der für die Personalie zuständig ist, sagte, er werde weiter nach dem besten Kandidaten Ausschau halten. Dies wurde als Hinweis gedeutet, dass die Würfel noch nicht gefallen sind. Finanzminister Shunichi Suzuki sagte, er habe keine Kenntnis davon, dass die Regierung Amamiya den Job an der Spitze der Zentralbank angeboten habe. Und der Vize-Chef des mit Kommunikationsaufgaben betrauten Kabinettssekretariats, Yoshihiko Isozaki, erklärte, der Medienbericht stimme nicht.
Die Sache dürfte sich laut Beobachtern nächste Woche entscheiden, wenn die Regierung ihren Personalvorschlag ins Parlament einbringt. Die fünfjährige Amtszeit von Kuroda endet am 8. April. Die ebenfalls fünfjährige Amtsperiode der Vize-Chefs Amamiya und Masazumi Wakatabe läuft am 19. März ab.
Während sich Kuroda als kompromissloser Verfechter einer ultralockeren geldpolitischen Linie erwiesen hat, gilt Amamiya als pragmatischer – auch wenn er selbst zu den Architekten der laxen Geldpolitik gehört. An den Finanzmärkten wird seit einiger Zeit darüber spekuliert, ob die Bank of Japan (BoJ) nach dem Ende der Amtszeit Kurodas eine Kehrtwende vollziehen und die Geldpolitik straffen könnte. Analysten halten es für möglich, dass Amamiya ein solche Manöver vorsichtig angeht, ohne einen abrupten Richtungswechsel einzuschlagen.
«Mister BoJ»
Amamiya wird von den Märkten als gemässigter angesehen als andere mögliche Anwärter auf den Spitzenposten der BoJ – wie etwa die ehemaligen Vizechefs Hiroshi Nakaso und Hirohide Yamaguchi. Er hat sich den Spitznamen «Mister BoJ» erworben, da er viele der unkonventionellen Geldinstrumente der Notenbank mit entwickelt hat. So spielte er auch eine Schlüsselrolle bei der Ausarbeitung des Programms zum Kauf von Vermögenswerten im Jahr 2013.
Die ultra-lockere Zinspolitik der Währungshüter und ihre anhaltenden Anleihenkäufe zur Verteidigung der Renditeobergrenze sind unter Beobachtern zuletzt zunehmend in die Kritik geraten. Diese Politik verzerre die Renditekurve, höhle die Marktliquidität aus und verstärke den unerwünschten Kursrückgang des Yen, was die Kosten für Rohstoffimporte in die Höhe treibe, argumentieren Kritiker. Nach Ansicht des Ökonomen Stefan Angrick von Moody’s Analytics wäre eine Ernennung von Amamiya zum Notenbankchef ein Signal für politische Kontinuität: «Die Zinskurvenkontrolle würde zurückgefahren, aber eine echte Zinswende würde von einem stärkeren Lohnwachstum und einer stärkeren Nachfrage abhängen.»
Kuroda hatte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos klargemacht, dass die BoJ trotz erhöhtem Inflationsdruck vorerst nicht von ihrem ultra-lockeren Kurs abrücken werde. Es bleibe bei der extrem konjunkturstimulierenden Geldpolitik. «Unsere Hoffnung ist, dass die Löhne zu steigen beginnen, und das könnte dazu führen, dass unser Inflationsziel von zwei Prozent stabil und nachhaltig erreicht wird. Aber wir müssen noch einige Zeit warten», bat Kuroda um Geduld.
Ob Amamiya wirklich Kurodas Nachfolge antritt, blieb unklar. Die Zeitung «Nikkei» hatte zwar unter Berufung auf Regierungskreise über eine Nominierung Amamiyas berichtet. Es ging aber daraus nicht hervor, ob dieser auch akzeptiert hat. Laut der Nachrichtenagentur Jiji lehnte er eine Stellungnahme ab, als er von Reportern danach gefragt wurde.
REUTERS
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