ObjektivWagners Walkürenritt
Der Name des genialen deutschen Komponisten Richard Wagner wird von einer russischen Soldateska missbraucht: Grund zum Grübeln.

Da blickt es in den bleiernen Winterhimmel: Richard Wagners Ebenbild vor dem Landhaus Tribschen, bei Luzern. Dort hatte der deutsche Tondichter von 1866 bis 1871 gewohnt und gewirkt. 1849 bis 1858 war er in Zürich zu Hause – damals komponierte unter anderem eine schaurig schöne Weise, die Krieg und Kunst in eins bringt wie sonst kaum eine Melodie: das Orchestervorspiel zum dritten Akt der Oper «Die Walküre». Im klassischen Kriegs-, vielmehr: Antikriegsfilm «Apocalypse Now» attackieren amerikanische Helikopter ein vietnamesisches Dorf, zum Walkürenritt aus Lautsprechern – wem’s da nicht kalt den Rücken hinunterläuft. Möglich, dass sich die Gründer der russischen Söldnerrotte «Gruppe Wagner» just daran besonders erregt hatten; jedenfalls bezieht sich der Name dieses Killerkommandos auf den bahnbrechenden Musiker, der freilich mithin antisemitische Anwandlungen zeigte und dessen teutonisches Bühnenpathos nicht jedermanns Sache ist (Hitler war begeistert). Etwas abgründig, dass Putins Wagnerianer die Ukraine entnazifizieren wollen. Ihr Logo ist das W, ein Buchstabe, den das kyrillische Alphabet nicht kennt, ebenso wenig wie das Z auf den russischen Tanks. Ein halbes Hakenkreuz vielleicht?
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