Der FuW-Morgen-Report vom 1. Dezember 2022Was Sie über den heutigen Börsentag wissen müssen
Vorbörsen-News zu Phoenix Mecano, Roche, Valora und weiteren Unternehmen, die Vorbörsenkurse sowie die Entwicklung der Märkte in den USA und in Asien.

Overnight
USA
Die Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell haben den US-Aktien am Mittwoch Rückenwind verliehen. Powell hatte unter anderem in Aussicht gestellt, dass im Dezember die Zeit für moderatere Zinserhöhungen gekommen sein könnte. Zuvor hatte das Fed die Zinsen wiederholt kräftig um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 2,2% auf 34’590 Zähler. Deutlich stärker legten die Kurse an der technologielastigen Börse Nasdaq zu. Die dort gelisteten Wachstumswerte gelten als besonders zinsabhängig. Mit der Aussicht auf eine weniger aggressivere Geldpolitik des Fed steigen an der Nasdaq die Chancen auf höhere Bewertungen von Tech-Aktien. Der Nasdaq 100 gewann 4,6% auf 12’030 Punkte. Der marktbreite S&P 500 legte um 3,1% auf 4080 Zähler zu.
Die Aktien von Boeing schlossen 2% im Plus. Der Flugzeugbauer kann bei der gefährdeten Zulassung zweier Versionen des Jets 737 Max laut Insidern auf einen Kompromiss mit dem Gesetzgeber hoffen. Nach Quartalszahlen sprangen die Valoren von Workday um 17,2% hoch. Der Anbieter von Cloud-basierter Software für Rechnungswesen und Personalverwaltung ist etwas optimistischer geworden und hat zudem ein neues Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Abgestraft wurden dagegen die Titel von Crowdstrike mit -14,8%. Der Spezialist für Cybersicherheit enttäuschte mit dem Umsatzziel für das laufende Quartal.
Mit dem irischen Arzneimittelhersteller Horizon Therapeutics verhandeln derzeit die Pharmakonzerne Amgen, Janssen und Sanofi über eine Übernahme. Das verhalf dem Aktienkurs von Horizon Therapeutics zu einem Anstieg von 27%. Horizon ist spezialisiert auf Entzündungen und seltene Krankheiten. Von neuen Studiendaten zum Alzheimer-Mittel Lecanemab profitierten die Papiere von Biogen, sie verteuerten sich um 4,7%. Das an der Börse jüngst bereits als womöglich grosser Erfolg gefeierte Mittel zeigte in klinischen Tests positive Ergebnisse. Allerdings werden mit dem Medikament auch Todesfälle in Verbindung gebracht.
Die Anteile von State Street stiegen um 7,8%. Der Vermögensverwalter nimmt wegen regulatorischer Hürden Abstand von einer Übernahme von Teilen der New Yorker Privatbank Brown Brothers Harriman. Hewlett Packard Enterprise stiegen um 4%. Das IT-Unternehmen übertraf mit den Quartalszahlen die Erwartungen und gab zudem einen überraschend guten Umsatzausblick auf das laufende Quartal.
Asien/Pazifik
In Asien zeigen sich die Aktienmärkte erneut freundlich. In Tokio steigt der Nikkei 225 um 1%, und der breiter gefasste Topix dreht 0,2% ins Plus. Auf dem chinesischen Festland gewinnt der CSI 300 gut 1,4%, und der Shanghai Composite legt 0,7% zu. Der Hang Seng steigt 1,5%, der koreanische Kospi tendiert 0,3% fester.
Futures
Eine klare Richtung geben die Futures vor. Die Terminkontrakte auf den Euro Stoxx 50 notieren 1,2% höher, diejenigen auf den S&P 500 tendieren 0,3% höher.
News Vorbörse Schweiz
Roche: Mit einer subkutanen Darreichungsform seiner Krebstherapie Tecentriq (Atezolizumab) kann der Pharmakonzern die Behandlungsdauer von sonst dreissig bis sechzig Minuten auf rund sieben Minuten senken. Gemäss einer Phase-III-Studie ist das Spritzen in die Unterhaut ebenso wirksam wie die bisherige intravenöse Darreichung. (Lesen Sie hier mehr.)
Phoenix Mecano: Das in den Bereichen Gehäusetechnik und industrielle Komponenten tätige Unternehmen gibt im Vorfeld des heutigen Kapitalmarkttages Finanzziele bekannt. Bis 2026 will es im Schnitt 6 bis 10% wachsen, rein organisch 4 bis 6%. Mittelfristig werden zudem eine Ebit-Marge von 8 bis 12% und eine Kapitalrendite (ROCE) von mehr als 15% angestrebt. (Lesen Sie hier mehr.)
Meyer Burger: Das Solarunternehmen hat für seine Solardachziegel einen ersten Vertriebspartner gefunden. Dachdecker-Einkauf Süd wird als erster Grosshändler die Solardachziegel in Deutschland vertreiben. (Lesen Sie hier mehr.)
Xlife: Der Life-Science-Inkubator meldet für eine Gesellschaft seines Portfolios im Bereich Biochirurgie eine weitere Produktpartnerschaft. Das Unternehmen Lysatpharma verbindet sich dafür mit dem Joint Venture Novaxomx, an dem Xlife Sciences mit Partner Curasan ebenfalls beteiligt ist.
Valiant: Die Retailbank hat sich von weiteren Immobilien getrennt. Aus den Verkäufen in Schöftland und in Steffisburg resultierte ein Buchgewinn von 25,2 Mio. Fr. Er wird zur Stärkung des Eigenkapitals den Reserven zugewiesen. Für 2022 wird ein Gewinn leicht über Vorjahr prognostiziert.
Valora: Die am 1. November beantragte Kraftloserklärung der restlichen im Publikum verbliebenen Valora-Aktien ist genehmigt worden. Der Zeitpunkt der Dekotierung ist noch offen; er wird spätestens fünf Börsentage vor dem letzten Handelstag genannt.
European Property Holdings: Die Immobiliengesellschaft meldete gestern nachbörslich für die ersten neun Monate einen Anstieg der Nettomieteinnahmen von 41,4 auf 52 Mio. €. Die Performance des Russlandportfolios – das verkauft werden soll – hat sich in Lokalwährung nicht verändert, in Euro aber 7,7 Mio. zugenommen.
Youngtimers: Die Beteiligungsgesellschaft erwirtschaftete im ersten Semester einen Ebit von 1,8 (i.V. –0,2) Mio. Fr. Für den Gewinn wurden gestern Abend 0,6 Mio. Fr. angegeben. Noch in diesem Jahr soll die Umstellung auf ein Investment-Holding-Modell abgeschlossen werden. Für die Halbjahreszahlen wie für den Jahresbericht 2021 musste die SIX eine Fristerstreckung genehmigen. (Lesen Sie hier mehr.)
Vorbörsenkurse von Julius Bär
Wichtige Ereignisse vom 1. Dezember 2022
Schweiz
08:00 BWO: Publikation Hypo-Referenzzinssatz (inkl. MK 9.00 Uhr)
08:30 BFS: Detailhandelsumsätze Oktober
08:30 BFS: Landesindex der Konsumentenpreise November 2022
09:30 Einkaufsmanager-Index (PMI) November 2022
Sonstige Termine:
Phoenix Mecano: Kapitalmarkttag (09.30 - 14.00 Uhr), Stein am Rhein
International
08:00 DEU: Deutsche Beteiligung, Jahreszahlen (detailliert)
10:00 DEU: VDMA, Auftragseingang Maschinenbau 10/22
11:00 DEU: Rational, Capital Markets Day
NLD: Heineken, Capital Markets Day
USA: S&P Global, Investor Day
USA: Kfz-Absatz 11/22
Konjunktur
00:50 JPN: Investitionen Q3/22
01:30 JPN: Jibun Bank PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
09:00 NLD: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
09:00 HUN: BIP Q3/22 (endgültig)
09:45 ITA: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
09:50 FRA: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
09:55 DEU: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
10:00 EUR: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
10:00 ITA: Arbeitslosenquote 10/22
10:30 GBR: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
11:00 BEL: Arbeitslosenquote 10/22
14:30 USA: Private Einkommen und Ausgaben 10/22
14:30 USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche)
15:45 USA: PMI Verarbeitendes Gewerbe 11/22 (2. Veröffentlichung)
16:00 USA: Bauinvestitionen 10/22
16:00 USA: ISM Verarbeitendes Gewerbe 11/22
Ausblick – Zinsen und Devisen
Diese Woche haben Notenbanker in den USA angedeutet, dass die Zinserhöhungen bis in das Jahr 2024 weitergehen könnten. So warnte James Bullard, Chef der Federal Reserve Bank (Fed) of St. Louis, vor den Erwartungen, dass die Inflation von selbst verschwinden werde. Er sagte, das Fed müsse mindestens die Untergrenze der restriktiven Spanne von 5 bis 7% erreichen. Dies könnte aber bedeuten, dass Zinserhöhungen in den USA auch noch 2024 notwendig werden sein könnten, wenn die Meinung auch von anderen Notenbankern in den USA geteilt wird.
An den Märkten rechnen die Anleger allerdings weiterhin damit, dass bei 5% Mitte des nächsten Jahres Schluss ist mit dem Zinserhöhungszyklus. Aktuell liegt der Leitzins in einer Spanne von 3,75 bis 4%. Im Vergleich zum Beginn des Monats verstärken sich sogar die Erwartungen, dass das Fed den Leitzins ab Ende 2023 bereits wieder senken wird. Nahmen die Anleger Anfang November noch ein Niveau von 4% für Ende 2024 vorweg, sind es derzeit bereits 3,5%, was sogar weniger wäre als derzeit.
Bei den Kollegen der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Ausrichtung noch unklarer. Die EZB-Chefin Christine Lagarde und -Direktorin Isabel Schnabel klangen zuletzt so, als würden sie ebenfalls noch auf lange Zeit einen strafferen Kurs der Geldpolitik bevorzugen. So zweifelte Schnabel zuletzt erneut daran, dass ein wirtschaftlicher Abschwung die Inflationsrate in Richtung des Ziels von 2% bringen wird.
Die jüngsten Inflationszahlen vom November geben zwar Hoffnung auf eine Wende im nächsten Jahr. Doch die 2% dürfen weiterhin in weiter Ferne liegen. Das Statistikamt Eurozone teilte am Mittwoch mit, dass die jährliche Inflationsrate vom Rekordniveau beim 10,6% ein Monat zuvor auf 10,0% gesunken ist. Die saisonbereinigten Daten der EZB erlauben einen besseren Blick auf den kurzfristigen Preistrend: Demnach sank der monatliche Preisanstieg der Konsumentenpreise von 1,35% auf 0,20%. Auf das Jahr hochgerechnet nahm der Preisanstieg damit von 17,5% auf 2,4% ab.
Wermutstropfen bleibt, dass der Anteil der Kernpreise (ohne Energie und Lebensmittel) in dieser Rechnung zwar von 3,3 auf 3 Prozentpunkt nachliess, er aber damit noch immer über dem Ziel der Notenbank von 2% liegt. Deswegen dürften die Mitglieder im EZB-Rat kaum Entwarnung geben, auch wenn die Teuerung insgesamt bereits nachlässt.
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