Erneut rote ZahlenXlife treibt Exit aus elf Projekten voran
Im ersten Halbjahr weist der Begleiter früher Healthcare-Entwicklungen einen Verlust aus. Die eigentliche Bewährungsprobe kommt im neuen Jahr.

Noch tut sich wenig bei Xlife Sciences. Der Inkubator und Beschleuniger von Projekten im Healthcare-Sektor, der im Februar an die Schweizer Börse gekommen ist, hat im ersten Halbjahr lediglich einen Erlös von rund 370’000 Fr. aus Dienstleistungsverträgen mit seinen Projektgesellschaften verbucht. In der Vorjahresperiode waren es 315’000 Fr.
Hatte das Geschäftsjahr 2021 dank Aufwertungsgewinnen noch mit 53 Mio. Fr. im Plus geschlossen, resultiert im ersten Halbjahr 2022 ein Minus. Es gab offenbar keine Aufwertungsgewinne oder Abwertungsverluste, auch cashwirksame Exits haben in der Berichtsperiode keine stattgefunden.
Höhere Zinsen drücken Bewertung
Anleger sollten für 2022 mit einem Buchverlust rechnen. Aufgrund der höheren Zinsen dürften die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten und die Risikoeinstufung einzelner Projektgesellschaften steigen. Das würde die Bewertung drücken.
Im ersten Semester hat sich der unverwässerte Verlust pro Aktie auf –1.48 Fr. verdoppelt, was auf die Abschreibung von Goodwill (8 Mio. Fr.) auf der Beteiligung an Alytas Therapeutics zurückzuführen ist. Diese entwickelt Therapien gegen krankhafte Fettleibigkeit.
Xlife Sciences übernimmt Erfindungen aus Universitäten, vorab im deutschsprachigen Raum, führt in eigens gegründeten Projektgesellschaften Machbarkeitsstudien durch und steigt wieder aus (Exit). Das kann über den Verkauf eines pharmazeutischen Wirkstoffs oder eines medizintechnischen Produkts oder den Verkauf oder Börsengang der ganzen Projektgesellschaft geschehen.
Exitgespräche laufen
Um Xlife war es in den vergangenen Monaten eher still, doch gemäss CEO Oliver Baumann haben inzwischen elf ihrer insgesamt 25 Projektgesellschaften das Stadium erreicht, bei dem Exitgespräche stattfinden können.
Im Bereich Medtech, wo die Entwicklungs- und Zulassungsprozesse kürzer und einfacher sind, will Xlife Produkte auch bis zur Zulassung führen. «Unsere Projektgesellschaft Saniva erwartet die US-Zulassung ihres Produkts zur Früherkennung von Alzheimer und Parkinson noch vor Ende Jahr», sagt Baumann. Auch FUSE-AI, die mittels künstlicher Intelligenz Röntgenbilder auf Prostatakrebs durchforstet, ist mit ihrer Software bereits im Zulassungsprozess in den USA und Europa.
Die Medtech-Gesellschaft Saniva und die auf künstliche Intelligenz spezialisierte FUSE-AI gehören denn auch zu den Beteiligungen, für die ein Exit im Gespräch ist. Insgesamt liegt der Schwerpunkt von Xlife aber auf Biotech-Gesellschaften, die Antikörper entwickeln oder weiterentwickeln. Nicht alle Unternehmen sind zu 100% in ihrem Besitz. «Der Exitprozess dauert meist sechs bis achtzehn Monate», erklärt CFO von Halem. Das Fenster für Börsengänge könnte gemäss den M&A-Beratern, die Xlife konsultiert, generell erst gegen Ende 2023 wieder aufgehen.
IPO abgeblasen
Das Börsenumfeld war in den vergangenen Monaten sehr schwierig, was auch Xlife gespürt hat. So hatte eine Projektgesellschaft bereits den Prozess für ein IPO initiiert, musste das Vorhaben aber aufgeben, zumindest vorerst. Nun prüft Xlife auch den möglichen Verkauf dieser Gesellschaft. «Die M&A-Aktivitäten im Gesundheitsbereich haben zuletzt zwar wieder etwas angezogen, aber die Transaktionspreise für frühklinische Wirkstoffe sind 20 bis 30% heruntergekommen», sagt Baumann.
Xlife hatte sich für dieses Jahr ein bis zwei Exits zum Ziel gesetzt. Das dürfte nun schwierig werden. Bis Ende des kommenden Jahres rechnen Baumann und von Halem aber mit vier bis fünf Exits. Die beiden wollen keinen Betrag nennen, den Xlife dabei lösen könnte. Für alle elf weiter fortgeschrittenen Projektgesellschaften rechnen sie aktuell mit einer Gesamtsumme in der Bandbreite von 100 Mio. Fr. bis 150 Mio. Fr.
Fokus auf Cash-Ereignisse
Baumann sieht mit den bevorstehenden Exits ein «neues Zeitalter» anbrechen. «Wir wollen an den Cash-Ereignissen gemessen werden», sagt der CEO. Bisher bestanden die ausgewiesenen Gewinne zu einem grossen Teil aus Buchgewinnen. Der Anteil der effektiven Einnahmen soll nun steigen.
Die Xlife-Aktien, die ab Herbst 2019 an der Münchner Börse gehandelt wurden und seit Februar am neuen Sparks-Segment der SIX gelistet sind, haben seit dem Jahreswechsel 30% eingebüsst. Xlifes Geschäftsgang ist von Entwicklungserfolgen und vor allem von den Exits aus Projektgesellschaften abhängig. Deren Anzahl und Wert wird voraussichtlich auch künftig von Berichtsperiode zu Berichtsperiode stark schwanken. Der Inkubator stellt sich aber laufend breiter auf – bis Ende 2023 will er drei bis fünf neue Projektgesellschaften gründen –, was Anlegern eine gewisse Sicherheit gibt in der grundsätzlich riskanten frühen Biotech-Entwicklung. FuW erachtet die Titel als eine interessante Beimischung für Aktienportfolios.
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