ObjektivZauberlehrlinge
Goethe und Schiller in Weimar: Vor hundert Jahren ging die dort gegründete Republik fast an einer ungeheuren Flur an Papiergeld zugrunde.

Goethe und Schiller im Doppelstandbild vor dem Deutschen Nationaltheater in Weimar: Seit 1857 stehen die beiden in Bronze gegossenen Klassiker hier beisammen. Sie haben seither vieles «erlebt». Besonders, naheliegend, die Weimarer Republik. Nach der Kapitulation im Ersten Weltkrieg und der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. tagte im Theater gleich hinter den Dioskuren die verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung. 1923 wurden Goethes und Schillers Ebenbilder quasi Augenzeugen der Hyperinflation: Leute hasteten mit Säcken voller Papiergeld herum, das sich damals rasend rasch vermehrte und entsprechend an Wert verlor – wer an der Statue Johann Wolfgang Goethes die Ohren spitzte, hörte ihn gewiss Verse aus seinem Gedicht «Der Zauberlehrling» flüstern: «Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen» – die Flut, das waren in Weimar die Massen an Mark, die von den Zauberlehrlingen in der Reichsbank gedruckt wurden. «Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los», das wird den Geldpolitikern zu Berlin durch den Kopf gegangen sein. Just vor hundert Jahren. Heute sitzen die Zauberlehrlinge, unter anderem, in Goethes Geburtsstadt Frankfurt am Main.
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