Deutsche KonjunkturZEW-Barometer steigt rasant
Die Konjunkturerwartungen von Börsenprofis sind im Januar deutlich gestiegen und haben die Prognosen weit übertroffen.

Trotz Energiekrise und hoher Inflation erwarten Börsianer spürbare bessere Konjunkturaussichten und legen Rezessionsängste beseite. Das Barometer zur Einschätzung der Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten sprang im Januar um 40,2 Punkte auf plus 16,9 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 179 Analysten und Anlegern mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf minus 15,0 gerechnet. Erstmals seit Februar 2022 ist der Indikator nun wieder im positiven Bereich.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist verhalten optimistisch. Zum Szenario einer über einen längeren Zeitraum schrumpfenden Wirtschaft sagte er Welt TV: «Es kann sein, dass wir das vermeiden können.» Wenn eine klassische Rezession komme, werde sie möglicherweise «nur sehr kurz und nicht sehr tief» ausfallen. Sein Fazit: «Wir sind noch nicht durch die Krise durch. Wir haben sie beherrschbar gemacht, das ist eine Leistung, aber sie ist noch nicht überwunden.»
Nach Ansicht von ZEW-Präsident Achim Wambach hat die Bundesregierung mit den Energiepreisbremsen einen Anteil an der deutlich aufgehellten Stimmung. «Ausserdem verbessern sich die Exportchancen der deutschen Wirtschaft durch die Aufhebung der Covid-Restriktionen in China», ergänzte der ZEW-Chef.
Die Einschätzung der konjunkturellen Lage verbesserte sich ebenfalls erneut, allerdings nur geringfügig. Sie liegt aktuell bei minus 58,6 und somit 2,8 Punkte über dem Wert des Vormonats. «Die positive Entwicklung kommt vor allem daher, dass die Angst vor Energieengpässen deutlich zurückgegangen ist», sagte Analyst Christoph Swonke von der DZ Bank. Zudem verdichteten sich die Anzeichen, dass der rekordhohe Inflationstrend nachlasse. Die Konjunktur sei allerdings längst noch nicht über den Berg, meint Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Materialengpässe und Realeinkommensverluste sowie neue Corona-Ausbrüche in China mahnten zur Vorsicht. Auch sei der Erwartungsanstieg wohl nur eine Korrektur des übertriebenen Konjunkturpessimismus: «Es scheint, dass das von uns für 2023 seit längerem erwartete Nullwachstum der deutschen Wirtschaft eine Untergrenze des Möglichen ist», so der Experte.
Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,3%. Hauptgrund dafür sind weiter die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine, der die Energiepreise vor allem in Europa deutlich nach oben getrieben hat. Ab dem Frühjahr sollte es laut dem BDI aber konjunkturell aufwärtsgehen. Die Wirtschaft hatte hierzulande im vergangenen Jahr um 1,9% zugelegt. Die Energiekrise verhinderte ein stärkeres Wachstum nach dem Ende der Corona-Einschränkungen.
REUTERS
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